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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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könnte?«
    »Maria meinte, sie hätte ihren Alten umgebracht und wäre dann untergetaucht.«
    »Glauben Sie das auch?«
    »Keine Ahnung. Die ganze Sache ist ja völlig verrückt. Wenn das Mädchen so irrsinnig war, ohne ein Wort wegzulaufen und nackt durch die Straßen zu rennen, dann wäre es naturgemäß auch denkbar, daß es seinen Vater auf dem Gewissen hat.«
    »Wollen Sie mir die Erlaubnis erteilen, Ihre Aussage allgemein und in bezug auf die Einzelheiten durch eine Introvision zu überprüfen?«
    »Die Antwort darauf erhalten Sie von meinem Rechtsanwalt.«
    »Die Antwort lautet nein«, sagte 1/4maine. »Jedermann ist durch die Verfassung das Recht zugebilligt, ein ESP-Verhör abzulehnen, ohne daß sich dadurch für ihn Nachteile ergeben dürfen. Und Mr. Reich lehnt ab.«
    »Und ich stehe vor einem Berg von Schwierigkeiten.« Powell seufzte und zuckte die Achseln. »Na, dann will ich mit der Untersuchung anfangen.« Sie drehten sich um und gingen in die Richtung zum Herrenzimmer.
    Quer durch den Saal wandte sich im polizeilichen TW-Code Beck an Powell. »Lincoln, warum haben Sie sich von Reich zum Narren halten lassen?«
    »Habe ich das?«
    »Natürlich. Mit seiner Schlagfertigkeit erteilt dieser Taikun Ihnen jederzeit eine Abfuhr, wenn Sie sich weiter so einfältig anstellen.«
    »Na, Sie sollten lieber das Messer wetzen, Jax. Ihr Taikun ist reif für die Demolition.«
    »Was?«
    »Haben Sie nicht den Ausrutscher bemerkt, als er mir so bereitwillig Rede und Antwort stand? Reich wußte nicht um die Tochter. Niemand wußte von ihr. Angeblich hat er sie nicht gesehen. Niemand sah sie. Er könnte sich selbstverständlich zusammengereimt haben, daß der Mord ihr einen solchen Schrecken einjagte, daß sie völlig verstört blindlings aus dem Haus lief. Soviel Überlegung darf man jedem zutrauen. Aber woher weiß er, daß sie NACKT hinauslief ?«
    Für einen Moment herrschte im telepathischen Bereich vollständige Sendestille. Dann spürte Powell, als er durch den nördlichen Torbogen zum Herrenzimmer strebte, wie eine Welle heißer Bewunderung ihn einholte. »Respekt, Lincoln. Ich beuge mich dem Meisterdetektiv.«
    Das »Herrenzimmer« im Hause Beaumont war in der Anlage eines Türkischen Bads ausgeführt. Der Boden bestand aus einem Mosaik von Hyazinth, Spinell und Tigerauge. Die Wände - durch Stränge von Draht aus Cloisonné-Gold in viereckige Flächen unterteilt -glitzerten von eingesetzten synthetischen Edelsteinen: Rubin, Smaragd, Amethyst, Granat, Chrysolith, Topas... und alle enthielten verschiedene Bilder der Hausherrin. Überall lagen Knautschpolster aus Samt verstreut, Dutzende von Sesseln und Chaiselongues standen verteilt. Powell trat ein und begab sich sofort in die Mitte des Raums, ließ Reich, Tate und 1/4maine zurück. Das Durcheinander der Stimmen verstummte, und Maria Beaumont raffte sich von ihrem Platz auf. Powell winkte ihr zu, daß sie sitzenbleiben könne. Er schaute in die Runde, schätzte die Massenpsyche der versammelten Weichlinge im Handumdrehen richtig ein und entschied sich für die am besten angebrachte Taktik. Nach einer Weile begann er zu sprechen. »Das Gesetz«, erläuterte er, »macht um den Tod einen albernen Riesenwirbel. Tausende von Menschen sterben täglich, aber weil nun jemand den Mumm und den Unternehmungsgeist hatte, dem alten D'Courtney auf die letzte Reise zu helfen, besteht das Gesetz darauf, ihn zum Volksfeind abzustempeln. Ich halte das für idiotisch, aber bitte erzählen Sie's nicht weiter.« Er legte eine Pause ein, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Sie wissen natürlich alle, daß ich ein ESPer bin. Wahrscheinlich hat diese Tatsache einige von Ihnen beunruhigt. Sie stellen sich vor, ich stünde hier wie irgendein telepathisches Monstrum, bräche mit meinen mentalen Tentakeln Ihre geistigen Türschlösser auf. Na... selbst wenn ich das könnte, Jo 1/4maine würde es nicht dulden. Und könnte ich es, dann -um ehrlich zu sein -wäre ich nicht hier. Ich säße statt dessen auf dem Throne des gesamten Universums, von Gott praktisch ununterscheidbar. Aber wie mir aufgefallen ist, hat bis jetzt noch niemand von Ihnen irgendeine Bemerkung über eine derartige Ähnlichkeit gemacht...« Stellenweises Gelächter belohnte seinen Humor. Powell lächelte auf entwaffnende Weise. »Nein, das Massengedankenlesen ist eine Leistung, die auch ein ESPer nicht bieten kann«, sprach er weiter. »Es ist schwierig genug, die Gedanken eines einzelnen Individuums zu lesen.

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