Demon Lover
gespritzt hatte, begann zu wirken. Sie dämpfte die Schmerzen und trübte ihr die Sicht.
Sie schnaufte wie ein halb ertränkte Katze. «Ich will nicht so sterben.»
Gerald schob die Hände in die Taschen. «Offenbar haben die Carter-Frauen eine Vorliebe fürs Bad, wenn’s ums Sterben geht.» Ohne sie aus den Augen zu lassen, wippte er auf den Absätzen vor und zurück. «Ich nehme an, meine Mutter sah so ähnlich aus, als sie sich das Leben genommen hat.» Er schüttelte den Kopf. «Wirklich tragisch. Du stirbst im selben Raum und auf die gleiche Weise wie sie.»
Kendra versuchte die Hand zu heben und nach ihm zu greifen. «Bitte, Gerald … Ich erzähl’s auch niemandem …» Ihr Blut tropfte dicht vor seinen Schuhspitzen auf die weißen Fliesen, verunstaltete den makellosen Boden und sickerte in die Fugen.
Gerald schnalzte kopfschüttelnd mit der Zunge. «Verdammt, jetzt muss ich die Fliesen neu verlegen lassen.» Sein Blick wanderte zu ihrem Gesicht. «Das Blut kriegt man nämlich nicht wieder weg, weißt du. Die Fliesen muss man rausreißen. Womöglich muss ich im Arbeitszimmer auch noch neuen Teppichboden verlegen lassen.»
Kendras Hand sank kraftlos ins Wasser zurück. «Du bist ja wahnsinnig.» Unscharfe kleine Haie schwammen am Rand ihres Gesichtsfelds. Sie bleckten die scharfen Zähne und kamen immer näher, um über sie herzufallen. Sie atmete mühsam. Das Atmen fiel ihr immer schwerer, denn die tückische Droge glitt wie eine Giftschlange durch ihre Adern. Sie tat ihre Arbeit und lähmte ihr Zentralnervensystem. Wenn sie nicht verblutete, würde sie bewusstlos werden und einfach ertrinken.
Gerald hatte ihr keine Chance gelassen.
Er strich sich das Haar aus der Stirn und zuckte mit den Schultern. «Vielleicht, vielleicht auch nicht.» Er schloss die Augen und grinste. «Ich denke, das wird die Zeit erweisen.» Er lachte sarkastisch auf und sah auf die Uhr. «In zehn Minuten sollte es vorbei sein. Diesmal will ich sichergehen, dass du nicht wieder zu dir kommst. Beim letzten Mal hast du ja leider überlebt.»
Kendra versuchte noch einmal, sich aus der Wanne zu hieven. Doch sie fand keinen Halt am glatten Porzellan und kam auch nicht gegen die Trägheit ihrer Glieder an. Stöhnend sank sie wieder zurück. «Ich kriege dich dran», flüsterte sie, erschöpft von der Anstrengung. «Du wirst schon sehen.»
In Geralds drohendem Blick zeigte sich nicht die kleinste Spur von schlechtem Gewissen. Er straffte die Schultern. Sie konnte seine Feindseligkeit körperlich spüren. «Das bezweifle ich sehr.» Er schüttelte langsam den Kopf und betrachtete sie. Ein höhnisches Lächeln umspielte seine Lippen. «Aber es tut mir leid, dass ich nie dazu gekommen bin, dich zu ficken.»
Kendra schnürte es die Kehle zu. Sie schluckte den sauren Geschmack in ihrem Mund hinunter. Sie hatte ein Brennen im Hals, ihr Magen krampfte sich zusammen. Ihr Körper fühlte sich schwer an, als schwebe er davon und ließe sie zurück. «Arschloch», murmelte sie mit schwerer Zunge.
Das kleine schwarze Etui in der Hand, winkte Gerald ihr zu und wandte sich zur Tür. «Es wäre bestimmt gut geworden, Babe. Richtig gut.» Er zog die Tür hinter sich zu.
Kendra kniff die Augen zu, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Ihre letzte Hoffnung, er könnte es sich doch noch anders überlegen, zerstob.
Sie hatte Todesangst und heftiges Herzklopfen. Sie würde sterben – das stand fest. Wie Gerald die beiden Todesfälle erklären würde, lag auf der Hand: Er würde lügen. Und man würde ihm glauben, denn niemand konnte sich Geschichten besser zurechtspinnen als ein Jurist. Wenn man sie abtransportierte, würden die Leichenbestatter vermutlich die Köpfe schütteln.
Die arme Frau
, würden sie denken.
Sie war verrückt, der Alkohol hat ihr das Genick gebrochen. Nicht nur einmal, sondern gleich zweimal.
Kendra atmete mit offenem Mund, dann erschlaffte sie. Sie hatte keine Kraft mehr, sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen, und spürte, wie sie tiefer hinabsank. Das Wasser hüllte sie ein, forderte sie für sich. Unsichtbare Hände zogen sie in den Abgrund des Vergessens hinab.
Sie spürte ihren Körper nicht mehr, Benommenheit breitete sich in ihr aus wie eine Flutwelle. Ihre Hände und Füße waren eiskalt, als wäre ihr Kreislauf zum Erliegen gekommen. Ihr Gesichtsfeld dunkelte vom Rand her ein, und am Ende des Tunnels machte sie eine seltsame flackernde Erscheinung aus.
Doch sie kam nicht an
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