Demon Lover
sie heran.
Das Licht war wundervoll. Rein.
Kendra streckte die Arme aus und wollte es umarmen. Das Leben bedeutete ihr nichts mehr.
Jemand berührte sie. Kräftige Finger schlossen sich um ihre Hand, pulsierend vor Wärme, vor Leben. Doch anstatt sie in das Licht hineinzuziehen, riss die Hand sie davon weg.
Kendra schlug die Augen auf. Inmitten des grünlichen Nebels, der ihre Sinne umfing, machte sie die vertrauten Umrisse einer männlichen Gestalt aus.
«Du bist wieder da!», krächzte sie mit ungläubigem Erstaunen.
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27
Der Dämon nickte und ging in die Hocke. Er schaute sie mit seinen ausdrucksvollen Augen an, welche die Farbe von Gewitterwolken hatten. «Und jetzt geht es zu Ende.» Sein Blick bohrte sich in ihre Augen. «Wie versprochen, ist alles offenbar geworden. Alle Lügen sind offenkundig, die Wahrheit wurde enthüllt.»
Kendras Herz hämmerte, ihr Atem ging stoßweise. Mit einer Kraft, von deren Existenz sie bis jetzt nichts geahnt hatte, klammerte sie sich an das Leben und an ihr Bewusstsein. Mühsam hob sie die Hand und legte sie auf den Wannenrand. «War’s das?», fragte sie. «Muss ich jetzt sterben?»
Remi schaute sie unverwandt an. «Vielleicht.» Er lächelte leicht und legte seine große Hand auf ihre. «Vielleicht auch nicht. Die Entscheidung liegt bei dir.» Seltsam, aber kaum hatte der Dämon sie berührt, fühlte sie sich merklich schwächer. Schwefelgeruch stieg ihr in die Nase.
Ein eigenartiges Summen breitete sich in ihren Adern aus. Ihr Herz raste, ihr Gehirn knisterte wie elektrisch aufgeladen. «Ich will nicht sterben.»
Remi drückte ihr die Hand. «Es ist die Aufgabe eines Dämons, zu dienen.» Er atmete tief ein und durch die Nase wieder aus. «Aber du musst dafür einen Preis bezahlen.»
Kendra überlegte nicht lange. Sie verstand nicht genau, was er meinte, doch ihr war klar, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als auf seine Bedingungen einzugehen. Sie würde den Preis entrichten, wie hoch er auch sein mochte. Die Zeit lief ihr davon, sie hatte keine Wahl. Sie war viel zu verzweifelt.
Der Kopf schwirrte ihr von Fragen, doch die schob sie beiseite. Sie atmete ein und schluckte den sauren Geschmack in ihrem Mund herunter. Sie japste und zitterte krampfhaft. «Hilf mir», keuchte sie. «Rette mich.»
«Ist das dein Wille?», fragte der Dämon.
Kendra erschauerte, das Herz klopfte ihr bis zum Halse. Sie bekam keine Luft mehr. Da war nur noch Kälte. Leblose, grauenhafte Kälte. «Tu, worum ich dich bitte.»
Remi nickte. «Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen.»
Er richtete sich auf und bückte sich. Den einen Arm schob er ihr unter den Kopf, den anderen unter die Kniekehlen. Er hob ihren schlaffen Körper aus dem Wasser und hielt ihn vor seiner Brust. Ein Schwall unverständlicher Worte kam aus seinem Mund.
Langsam zog er die Arme unter ihr hervor. Sie versteifte sich unwillkürlich und stellte fest, dass sie schwebte. Gegen ihre Panik ankämpfend, sah sie Remi an. Er trat einen Schritt zurück.
Ein schwarzer Schleier legte sich auf ihre Augen, sie sah nichts mehr. Kendra schwankte, ihr Körper wurde taub. Ihr drehte sich der Magen um. Sie schluckte, biss die Zähne zusammen und wehrte sich gegen die aufkommende Übelkeit.
Lange Zeit herrschte Stille.
Remi streckte die Hand aus und strich ihr über die nackte Haut. «Entspann dich», sagte er besänftigend. «Wehr dich nicht, wenn ich in deinen Geist eindringe.»
Seine Hände fühlten sich warm an auf ihrer eiskalten Haut, und sein elektrisierendes Streicheln verschlug ihr den Atem.
Kleine Finger aus leuchtender Wärme streichelten ihre Haut. Besänftigende Wärmewellen drangen in ihre Knochen und ihren Schädel ein. Wie ein reinigendes Feuer breiteten sie sich in ihrem Geist aus und attackierten die Klauen der Angst, verscheuchten sie in die dunklen Abgründe, aus denen sie hervorgekrochen waren. Ihr Körper reagierte sofort. Ihre Muskeln entkrampften sich, als die Wärme sich vom Kopf ausgehend langsam bis zu den Zehen ausbreitete. Die Anspannung verflog, zurück blieb dumpfe Erleichterung.
Im angenehmen Schwebezustand verharrend, wäre Kendra beinahe eingeschlafen, als sie an der Wange eine federleichte Berührung wahrnahm. Sie schlug die Augen auf.
Neben ihr lag Remi. Sie ruhten beide auf einer Art Kissen, welches das Aussehen einer Wolke hatte. Es war unglaublich weich. Gewichtslos. Bequem.
Kendra streckte sich ein wenig, um sich an das Gefühl zu gewöhnen, und schaute Remi
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