Demonica - Ione, L: Demonica
jeden Grund .«
»Was würde passieren, wenn ich es täte ?«
»Du weißt, dass ich mehrere Male am Tag Sex brauche, und den kann ich jetzt nur von dir bekommen. Wenn du mich verlassen würdest, wäre ich gezwungen, dich aufzuspüren, und wenn ich aus irgendeinem Grund nicht zu dir gelangen könnte, würde ich innerhalb weniger Tage den Verstand verlieren und sterben .«
Entsetzt sog sie die Luft ein. »Oh .«
»Jepp. Es gibt schon einen Grund, wieso sich so wenige Seminus-Dämonen eine Gefährtin nehmen .« Er erklärte es ihr in allen Einzelheiten, und bei Gott, es war kein Wunder, dass er fest entschlossen war, sie stets an seiner Seite zu wissen.
Diese Situation musste ihm ziemliche Angst einjagen. Sie glaubte nicht, dass sie auch nur halb so gut damit zurechtgekommen wäre wie er, wenn die Lage umgekehrt gewesen wäre. Von dem Moment an, in dem er in Roags Kerker erwacht war, hatte er seine eigenen Ängste beiseitegeschoben, um sie zu beschützen. Auch später, nachdem sie die Verbindung eingegangen waren, hatte er sie weiterhin beschützt, hatte ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, wie sie es noch nie zuvor empfunden hatte. Sicher, er war manchmal hart mit ihr umgesprungen, aber er hatte ihr auch Komplimente gemacht, sie ermutigt, ihr den Mut gegeben, an sich selbst zu glauben und Risiken einzugehen.
Zum ersten Mal, seit sie zum Werwolf geworden war, fühlte sie sich nicht mehr wie ein Außenseiter, eine Missgeburt. So fremdartig Shades Welt manchmal auch war – dort gehörte sie hin.
Sie streckte die Hand aus, legte sie auf seine Wange und zwang ihn, zu ihr hinabzusehen. »Ich schwöre dir, dass ich dich nicht verlassen werde. Und ich werde dir nichts vorenthalten, was du benötigst .« Es war eine Erleichterung zu wissen, dass sie nicht an ihn gebunden war und dass ihr nichts passieren konnte, wenn sie ihn verließ, aber sie konnte ihn nicht sterben lassen.
Allerdings wusste sie nicht, wieso ihr Versprechen ihn unglücklich machte, aber offensichtlich hatte sie mal wieder genau das Falsche gesagt. Seine Kiefer mahlten, er schluckte. Seine Stimme glich dem harschen Rasseln einer dampfenden Espressomaschine. »Um der Liebe zu allem, was unheilig ist, willen, hör damit auf. Hör auf, so verdammt nett zu sein. Du solltest mich hassen .«
»Dich hassen ?« , fragte sie ungläubig. »Gott, Shade, ich liebe dich .« Ihr Herz klopfte wild bei diesem Eingeständnis. Shade wurde leichenblass, und dann machte sie es alles noch schlimmer, indem sie ein schwaches »Ich habe dich von Anfang an geliebt « hinzufügte.
»Du sagtest … als wir in Roags Kerker waren … dass du über mich hinweg wärst .«
Das hatte sie gesagt, und zu dem Zeitpunkt hatte sie es auch geglaubt. Aber inzwischen ergab das Mantra ihrer Mutter, das sie jedes Mal von sich gab, wenn sie wieder einmal von einer der Affären ihres Vaters erfuhr, einen Sinn: Man kann niemanden wirklich hassen, den man einmal geliebt hat. Man kann nur leiden.
»Ich hab gelogen, du begriffsstutziger Muskelprotz « , sagte sie leise. »Ich hab mich belogen, dich … aber die Wahrheit ist, dass ich dich liebe .« Sie atmete tief und etwas zittrig durch. »Gott möge mir beistehen .«
Todesangst saß Shade wispernd im Nacken, wie die spöttische Bemerkung eines Phantoms. Er wich zurück, ging auf einige Meter Abstand zu ihr, aber das war noch nicht genug. Selbst einige Meilen wären nicht genug. »Sag das nicht. Du darfst es nicht einmal denken .«
»Aber es ist wahr .« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Er zischte und schüttelte sie ab.
»Verdammt, Runa .« Er verfluchte das Zittern in seiner Stimme, hasste sich dafür. »Warum musst du alles so schwierig machen ?«
»Ich? Schwierig? Ich habe alles getan, was du von mir verlangt hast. Du bist derjenige, der Probleme macht. Dir liegt etwas an mir – wage ja nicht, das zu leugnen .«
Am liebsten hätte er es geleugnet, aber sie hätte gewusst, dass er log. Auch sein Körper wusste es. Wieder spürte er diese Benommenheit, und er fühlte, wie seine Muskeln zu Pudding wurden. Wenn er jetzt die Handschuhe ausziehen würde, könnte er sehen, wie seine Hände durchsichtig schimmerten. Ihm lag so viel an ihr, dass sein Herz wehtat. Das Herz, das bald aufhören würde zu schlagen, weil der Fluch es in Schatten verwandeln würde. Für alle Ewigkeit.
»Und ?«
»Und was ?«
Sie warf die Hände in die Luft. »Du bist unmöglich .«
Mit schweren Schritten stampfte er auf sie zu – er rechnete ihr
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