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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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und er ließ das Telefon fallen.
    »Verdammte Scheiße !« , sagte er leise und starrte auf das Telefon, ohne sich die Mühe zu machen, es aufzuheben.
    »Was ist los, Shade ?«
    »Ich will nicht darüber reden .«
    Sie sprang auf die Füße. »Weißt du was? Ist mir scheißegal, was du willst. Du schuldest mir was .«
    Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber er schien tatsächlich beschämt zu sein. »Ich kann nicht .«
    »Kannst du mir denn vielleicht sagen, wieso du mich umbringen wolltest? Steht das womöglich auf der kurzen Liste von Themen, über die du reden kannst? Wolltest du einfach nur aus der Verbindung raus, oder gab es noch einen anderen Grund ?« Als er nicht antwortete, riss ihr endgültig der Geduldsfaden. Sie schlug ihn. So fest, dass ihre linke Handfläche taub wurde und auf seinem Gesicht ein knallroter Handabdruck zu sehen war. »Gott, wie deine Brüder und du über mich gelacht haben müsst. Ihr müsst mich für so armselig gehalten haben, so verzweifelt, als ich geschworen habe, bei dir zu bleiben, obwohl ich gar nicht mit dir verbunden war .«
    Wieder schwammen diese dunklen Schatten in den Tiefen seiner Augen. »Ich habe nie über dich gelacht « , sagte er heftig. »Und ich habe dich niemals für armselig gehalten .«
    Sie lachte. Es sprudelte einfach so aus ihr heraus wie eine widerliche, bösartige Brühe. »Solltest du aber. Ich ekle mich ja vor mir selbst .« Sie schüttelte den Kopf und sah sich im Zimmer um. »Und weißt du, was das Schlimmste ist? Obwohl ich doch wusste, was du bist, bin ich auf dich reingefallen. Zum zweiten Mal .«
    »Das hab ich nicht gewollt, Runa. Das habe ich auch von Anfang an klar gesagt .«
    »Oh, das hast du, und noch einiges mehr .« Ihre Stimme triefte vor Hohn. »Wie komme ich bloß dazu, dir die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen? Du hast dein Bestes getan, um mich dazu zu bringen, dich zu hassen. Ich war vor lauter Liebe einfach nur zu verzweifelt, um es zu merken. Also, in Wahrheit ist das alles mein Fehler. So. Ich hoffe, deine Schuldgefühle sind hiermit beseitigt .«
    Sie war ernsthaft gestört. Genauso gestört wie ihre Mutter, die sich einfach nicht von ihrem gewalttätigen, ständig betrunkenen, fremdgehenden Vater trennen konnte. Offensichtlich hatte Runa ihre schlechten Gene geerbt. Zugegeben, irgendwann war ihr Vater nüchtern geworden und hatte aufgehört, ihre Mutter zu betrügen, aber zu der Zeit war Runa schon viel zu verbittert gewesen, als dass sie es gesehen hätte. Oder sie auch nur interessiert hätte.
    Wenn sie nur einen Teil dieser Bitterkeit und dieser Wut gegen Shade richten könnte. Sie sah weg, aus Angst, ihre genetische Schwäche würde sie am Ende noch so weit bringen, ihm in die Arme zu fallen. Die Gerätschaften des Schmerzes und der Lust an der Wand schimmerten im gedämpften Licht. Lachten sie aus.
    Wie viele Frauen sie wohl schon berührt hatten? Wie viele Frauen Shade mit diesen Werkzeugen wohl schon dazu gebracht hatte, Tränen zu vergießen und vor Wonne zu erbeben?
    O ja, da war die Bitterkeit. Sie stieg in ihrer Kehle auf und setzte sich darin fest. Sie konnte kaum sprechen, doch es gelang ihr irgendwie, folgende Worte herauszupressen: »Ich will, dass es weg ist, Shade. Alles, was ich für dich fühle. Alles das, was mich zum Ebenbild meiner Mutter macht .« Sie legte den Bademantel ab und ging mit langsamen Schritten auf die Geißelsäule zu, einen ungefähr zwei Meter hohen Holzpfahl, an dessen oberem Ende weiche Lederbänder hingen, mit denen die Hände gefesselt wurden. »Tu es. Tu es, wie du es mit all den anderen Frauen getan hast. Und wage es diesmal ja nicht, wieder zu kneifen .«
    »Ich werde dir das nicht antun, Runa .« Als seine Stimme brach, fühlte sie beinahe Mitleid mit ihm. »Nicht noch einmal .«
    »Warum nicht? Warum konntest du es den anderen antun, aber nicht mir ?«
    »Sie wollten es nicht aus demselben Grund .«
    »Sie wollten es, weil sie irgendeine Art von Dunkelheit in sich hatten. Und vielleicht noch, weil sie Schmerzen mögen. Weil Schmerzen sie anmachen. Vielleicht machen sie mich ja auch an« , sagte sie ruhig. »Eigentlich weiß ich sogar, dass es so ist, denn dich zu lieben, tut weh. Und trotzdem komme ich immer wieder zu dir zurück .«
    »Hör auf, so was zu sagen .« Er taumelte zurück, stolperte über das Telefon. »Hör auf zu sagen, du liebst mich .«
    »Dann sorg dafür, dass es aufhört. Tu mir weh. Lass meinen Körper dasselbe fühlen, was ich innerlich fühle

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