Demonica - Ione, L: Demonica
Blick bohrte sich in ihn hinein. »Du solltest die Gelegenheit nutzen .«
»Das ist nicht so einfach .«
»Warum nicht ?«
»Fragt der Inkubus .«
Wraith verdrehte die Augen. »Ihr Menschen schleppt immer eure verdammten Moralvorstellungen mit euch herum. Es ist doch nur Sex. Dein Körper ist dazu geschaffen, Lust zu empfinden, warum solltest du das nicht genießen ?«
»Es geht hier nicht um Moral .« Kynan wusste überhaupt nicht mehr, worum zum Teufel es eigentlich ging.
»Was dann? Jetzt erzähl mir bloß keinen Scheiß von wegen, du stehst nicht auf sie .«
»Ja, sicher steh ich auf sie, du Blödmann. Sieh sie dir doch nur an .«
Wraith wackelte mit den Augenbrauen. »Hab ich schon .«
»Na ja, das will noch nichts heißen. Du glotzt alles an, was atmet .«
»Wie E so gern sagt: Atmen ist optional .«
Kynan seufzte, warf den Kopf zurück und starrte die Schwerlastketten an, die von der schwarzen Decke hingen. Irgendwo im Krankenhaus kreischte etwas. »Ich weiß auch nicht, Mann. Lori hat mich fertiggemacht .«
»Damit hast du jetzt deinen Frieden gemacht .«
Die Erinnerung daran, dass Wraith in seinen Kopf eingedrungen war, schmerzte immer noch ein wenig, aber er hatte recht. »Das ist es nicht. Ich weiß nur nicht, ob ich jemals wieder jemandem so vertrauen kann .«
»Aber wer sagt denn, dass das mit Gem gleich eine ernste Sache sein muss? Kapierst du jetzt, was ich meinte, von wegen Menschen und Moral? Hast du denn nie in der Weltgeschichte herumgevögelt, als du jünger warst ?«
»Ich war ziemlich jung, als ich Lori kennenlernte .«
»Und du bist nie fremdgegangen ?«
Kynan schnaubte. »Nee. Ganz schön blöd von mir, was ?«
»Für mich klingt das so, als wär’s Zeit, raus aus den Arztklamotten zu kommen, hinter denen du dich versteckst, und ein bisschen Spaß zu haben .«
Wraith hatte sich Gedanken über ihn gemacht. Ausgerechnet Wraith, den Kynan für dermaßen ichbezogen gehalten hatte, dass er sowieso nichts von dem bemerken würde, was sich um ihn herum abspielte. Der Kerl war wesentlich aufmerksamer, als Ky – und vermutlich seine eigenen Brüder – ihm zutrauten.
Wraith erhob sich gemächlich. »Hör mal, Alter, ich weiß ja, dass deine Frau dich ziemlich verarscht hat, aber du gibst ihr mehr Macht, als sie verdient. Wirf den ganzen Ballast ab und leb dein Leben weiter .«
»Ist das nicht ein kleines bisschen scheinheilig ?«
»Da hast du verdammt recht .« Wraith ließ seine schwere Hand auf Kys Schulter fallen. »Aber ich habe vor, genau das in die Tat umzusetzen, was ich dir predige. Bis später dann, Mensch .«
Als Wraith das Zimmer verließ, dröhnten seine Stiefel mit schweren, Unheil verkündenden Schritten über den Steinfußboden. Kynan überkam mit einem Mal das Gefühl, dass die Konsequenzen dessen, was auch immer der Dämon vorhatte, das Krankenhaus wie eine niemals endende seismische Welle erschüttern würde.
Im Wissen, dass er daran sowieso nichts würde ändern können, schwang Kynan die Füße über den Bettrand und zog sich den Infusionsschlauch aus der Hand. Er konnte kaum glauben, dass er vorhatte, einen Ratschlag von Wraith zu befolgen, aber der Kerl hatte vielleicht gar nicht mal unrecht. Kynan hatte viel zu viel Zeit damit verbracht, sich mit Arbeit und Alkohol zu betäuben, und irgendwann hatte er sich dabei selbst verloren. Es war Zeit, sich mit den eigenen Dämonen zu befassen.
Gem goss sich gerade eine Tasse Kaffee ein, als jemand an die Wohnungstür klopfte. »Herein !«
Als schwere Stiefel über den Boden stampften, drehte sie sich um. Kynan stand im Türrahmen zu ihrer Küche, füllte ihn aus, nahm ihn in Besitz, schnürte ihr die Luft ab. »Ich muss da mal was klarstellen « , begann er, ohne auch nur Hallo zu sagen. »Ich hab mein Leben damit verbracht, Gutes zu tun, gegen das Böse zu kämpfen. Ich wollte die ganze verdammte Welt retten. Und dann war auf einmal das Böse nicht mehr das Böse, und die ganzen Leute, die ich für gut gehalten hatte, waren böse. Ich hab mich eine Zeit lang verloren, Gem, und ich muss erst mal wieder zu mir selbst finden. Erst habe ich gegen Dämonen gekämpft, und dann auf einmal habe ich sie gerettet … und irgendwann wollte ich Sex mit ihnen .« Seine Augen verfinsterten sich gefährlich, ihr stockte der Atem. »Aber ich muss mich erst mal sammeln. Rausfinden, wo mein Platz in dieser verrückten Welt ist .«
Die Tasse in ihrer Hand bebte. Sie stellte sie hin, ehe sie noch etwas verschüttete. »Was
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