Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
Schwierigkeiten. Sie fühlte sich schuldiger denn je. Vielen Dank, Con. Ich weiß es wirklich zu schätzen, all diese schrecklichen Gefühle zu fühlen.
Sie sollte nicht fragen. Sie sollte wirklich nicht fragen. Die Tatsache, dass ihre Brüder Cons Namen nicht ein Mal erwähnt hatten, sollte ihr Warnung genug sein. Aber schließlich war sie noch nie jemand gewesen, der auf Warnungen hörte oder Hinweise befolgte.
»Was ist mit Con?«, platzte es aus ihr heraus. Ihr Herz schlug wie verrückt, denn jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ihn endgültig gehen zu lassen. Sie würde in ihre Höhle und ihr Leben zurückkehren, und er würde wieder als Sanitäter arbeiten und sich um die Angelegenheiten seines Dhampir-Clans kümmern.
Aber sie fand den Gedanken, mit jemand anders zu schlafen, einfach unerträglich. Oder den, allein zu sein.
Shades Miene verschloss sich. Ihre Lungen hatten Mühe, den nächsten Atemzug einzuholen. »Was ist mit ihm?«
»Ist er hier? Arbeitet er gerade?«
»Nein.« Weder Shades Stimme noch seine Augen gaben irgendetwas preis, aber Lore hatte einen Tick, wenn er nervös war, und die Art, wie sein linker kleiner Finger zuckte, verriet ihn.
»Was ist los?«, knurrte sie. »Und versucht ja nicht, mir irgendeinen Scheiß zu erzählen.«
Die Jungs sahen einander an, und nachdem sie eine ganze Weile stumm mit den Füßen gescharrt hatten, sagte Lore schließlich: »Er ist nach Schottland gegangen.«
»Er kommt nicht zurück«, fügte Shade hinzu. »Er hat gekündigt.«
»Oh mein Gott!« Ihr Herz schlug so heftig gegen ihren Brustkorb, dass es wehtat. »Er würde niemals kündigen. Er liebt das alles hier.«
»Ich weiß auch nicht, was ich dir sagen soll. Sein Clan wird heute Nacht irgend so ein Ritual durchführen, das ihn an sie bindet.«
»Nein.« Ihr benebelter Verstand weigerte sich zu glauben, dass er das Krankenhaus im Stich lassen würde. Sicher, sie hatte vorgehabt, sich von hier fernzuhalten, aber ein kleiner Teil von ihr hatte in dem Wissen Trost gefunden, dass er hier sein würde, sollte sie doch einmal zurückkommen. Selbst, wenn sie nicht zusammen sein konnten, würde er hier sein. »Ich werde zu ihm gehen. Ihm diesen Mist ausreden.« Und über ihn herfallen, wenn sie schon mal dabei war.
»Sin.« Lore seufzte. »Das ist zu gefährlich.«
»Meine Sicherheit ist mit scheißegal!«
Shade erstarrte. »Uns aber nicht. Wenn du das immer noch nicht gemerkt hast –«
»Ich weiß.« Ihre Stimme war sanft, aber fest; eine Kopie von Cons beruhigender Sanitäterstimme, die sie sich irgendwie angeeignet hatte. »Aber ich kann wirklich selbst auf mich aufpassen.«
»Aber Idess kann das nicht.« Das kam von Lore. Gleich darauf zuckte er zusammen und schloss die Augen, als ob ihm gerade erst klar geworden wäre, was er gesagt hatte.
»Was? Was meinst du damit, Idess kann das nicht? Verdammt, Bruder, was zur Hölle ist passiert?«
Lore und Shade wechselten Blicke. Sie hätte am liebsten losgeschrien. Mit den Füßen aufgestampft. Einen Tobsuchtsanfall bekommen wie ein kleines Mädchen, nachdem sie sie sowieso schon alle wie ein zerbrechliches Kleinkind behandelten. »Ich schwöre, ich werde gleich eure Köpfe so fest gegeneinanderschlagen, dass ihr ein Jahr lang die Vöglein zwitschern hört. Und jetzt raus mit der Sprache!«
Shades Mund zuckte und verzog sich zu einem leichten Lächeln. Sie vermutete, dass er sich gerade vorstellte, wie sie sich mit zwei Dämonen anlegte, die doppelt so groß waren wie sie, aber Lore schien nicht amüsiert zu sein. Vermutlich weil er wusste, dass sie durchaus dazu in der Lage war.
Sie erhob sich. »Und?«
Lore seufzte. »Deine Assassinen haben sich an Idess rangemacht.«
Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Was ist passiert?«
»Marcel hat vor ein paar Tagen versucht, sie mitten in Rom zu entführen. Es war nichts, womit ich nicht fertigwerden konnte, aber Idess ist inzwischen menschlich, und sie ist verwundbar.«
Sin ließ sich in den Schaukelstuhl zurücksinken. »Mist. Es tut mir so schrecklich leid, Lore.« Er nahm ihre Hand und drückte ihre Finger; und in dieser einen zärtlichen Berührung lag mehr Liebe, als sie je von ihm gespürt hatte. Nicht, weil sie nicht da gewesen wäre, aber weil sie sie jetzt endlich sehen konnte.
Sie war so blind gewesen! So dämlich! Sin klammerte sich an Lores Hand wie an einen Rettungsanker. »Ich bring das wieder in Ordnung, das schwöre ich.«
Lore sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
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