Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
vermutlich früher einmal russische Adlige beherbergt hatte. Jetzt war es praktisch ein Trümmerhaufen. Als eine dunkelhaarige Frau mit argwöhnischem Blick ihn mit einer Geste aufforderte, ihr zu folgen, stellte er fest, dass das Innere des Hauses sogar in noch schlechterem Zustand war als das Äußere.
Bröckelnde Wände und aufgeplatzte Steinfußböden begrüßten ihn, auch wenn überall Teppiche in leuchtenden Rot- und Goldtönen darüber ausgebreitet waren. Topfpflanzen und Bäume, die direkt aus dem Fußboden wuchsen, verliehen den Räumen eine erdige, naturnahe Atmosphäre, was durchaus schlüssig war, wenn man bedachte, dass Warge, vor allem geborene Warge, im Grunde wilde Tiere waren.
Die Frau blieb vor einem Zimmer stehen, das möglicherweise einst einmal eine großartige Bibliothek gewesen war. Es enthielt immer noch Bücher, aber die meisten waren vor Alter und Staub vergilbt. In der Mitte des Raums standen zwei Männer, und als Kynan eintrat, spürte er eine Bewegung hinter sich.
Er musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass man ihn soeben umzingelt hatte. Die Warge gingen kein Risiko ein.
Der Größere der beiden, der mit der breiten Nase und dem zottigen, rötlichen Haar, blickte Kynan mit zusammengekniffenen Augen an. »Du solltest wissen, dass noch kein Wächter je einen Fuß in das Hauptquartier des Warg-Rats gesetzt hat. Wie hast du uns gefunden?«
»Die Aegis hat Mittel und Wege.« Genau genommen suchten sie schon seit Jahrzehnten nach diesem Ort, und sie wussten immer noch nicht, wo er sich befand. Kynan und Wraith hatten ihn erst gestern entdeckt; der Dämon konnte so ziemlich alles finden, vor allem jetzt, wo er, ebenso wie Kynan, gesegnet war. »Wer bist du?«
Rotschopf verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Valko.« Mit einem Nicken wies er auf Flachskopf. »Das ist Raynor. Und wie lautet dein Name, damit wir deine Angehörigen benachrichtigen können?«
Lustiges Kerlchen. »Ich bin Kynan.«
»Und wieso bist du hier, Kynan?«, fragte Raynor. »Hast du Informationen über die Seuche, die unser Volk tötet?«
»Selbst wenn, glaubst du wirklich, er würde sie uns mitteilen?«, fragte Valko mit höhnischer Stimme. »Die Aegis wünscht sich nichts mehr, als unsere Art aussterben zu sehen.«
»Das ist nicht wahr.« Kynan setzte seine Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche. »Die Aegis hat in letzter Zeit weniger Werwölfe als je zuvor getötet, wie ihr nur zu gut wisst.« Dank Tayla und Kynan hatte die Aegis einige Veränderungen mitgemacht, einschließlich einer Fangen-statt-töten-Politik für die meisten Werwölfe. Solange sie die Menschen in Ruhe ließen, ließ die Aegis die Warge in Ruhe. Zumindest theoretisch. Aber nicht jeder in der Aegis war mit der neuen Politik einverstanden, die darauf abzielte, die Angehörigen harmloser Unterweltspezies zu verschonen, und es war schwierig, jede Aegis-Zelle zu überwachen.
»Und warum bist du dann hier?«
»Weil ich Informationen über eine neue Werwolfrasse brauche.«
Valko runzelte die Stirn. »Eine neue Rasse?«
»Eine, die sich während des Neumonds und nicht bei Vollmond verwandelt.«
Die Augen beider Warge waren vollkommen ausdruckslos. Valkos Miene versteinerte. »So etwas existiert nicht.«
»Oh doch.« Kynan ließ die Knöchel knacken, bereit, auch Köpfe zu knacken, wenn er dadurch einige Antworten erhalten konnte. »Eine von ihnen ist vor Aegis-Wächtern auf der Flucht, und ich versuche, ihr das Leben zu retten.«
Und dann würden wegen dieser Sache Köpfe rollen. Der Vater der Wächterin, selbst ein Aegi, hatte das Siegel in seiner Panik kontaktiert, da er um das Leben seiner Tochter fürchtete. Und tatsächlich hatte Kynan nach einigem Herumstochern erfahren, dass die Zelle der Wächterin beschlossen hatte, die neue Politik zu ignorieren und gemäß den alten Gesetzen zu bestrafen, statt die Angelegenheit vor das Siegel zu bringen.
»Wir haben den Kontakt mit einem Wächter, der sie jagte, bereits verloren«, fuhr Kynan fort. »Darum will ich jetzt wissen, was zur Hölle mit ihr los ist und warum sie in den Nordwestterritorien unterwegs ist.«
»Was auch immer sie ist, ihr müsst sie töten«, sagte Valko zu Kys großer Überraschung. »Missgeburten sind stets gefährlich.«
Raynor erstarrte, und in dem Raum breitete sich eine angespannte Atmosphäre aus. »Du glaubst, dass jeder, der nicht als Warg geboren wurde, eine Missgeburt ist.«
»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Valko mit übertrieben
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