Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
das nicht gewesen wäre, hätte Luc sie im Schnee liegen und sterben lassen. Er hatte nicht vor, auch nur das kleinste Risiko einzugehen, aber zu ihrem Glück hatte ihn eben erst Con über Satellitentelefon angerufen und ihm das Neueste über SF mitgeteilt. Also waren nur gewandelte Warge betroffen. Wenn das kein verdammtes Glück für diese Mistkerle von geborenen Wargen war.
Die Verletzungen waren schlimm. Kar gehörte unbedingt ins UG , aber das nächste Höllentor war zwei Meilen weit weg, und in diesem Schneesturm würde er Stunden brauchen, um dorthin zu gelangen – falls er es überhaupt schaffte. Er hatte ein Schneemobil, aber das würde ihm bei diesem Wetter auch nichts nützen, und der Lärm würde nur jeden Aegi in der näheren Umgebung anlocken.
Bis zum nächsten Vollmond dauerte es noch zwei Wochen, was bedeutete, dass keinerlei Hoffnung darauf bestand, dass Kar ihre Gestalt wandeln und die Wunden heilen konnte.
Wenn sie nicht schleunigst medizinisch versorgt wurde, würden ihre Verletzungen sie umbringen.
Allerdings konnte er ihr etwas mehr Zeit verschaffen. Die Silberkugeln mussten raus. Das Gift verbreitete sich immer weiter in ihrem Körper, hatte bereits ihren Unterleib erreicht, und bei diesem Tempo würde sie noch innerhalb dieser Stunde tot sein.
»Kar?« Er sprach leise und beruhigend auf sie ein, während er seine Tasche nach einer Pinzette durchwühlte. »Das wird jetzt wehtun.« Sie antwortete nicht, und er hoffte, dass sie zu weit weg war, um zu spüren, was er gleich tun musste.
Er holte tief Luft, um sich zu wappnen, und begann, in der tiefsten Wunde zu stochern – die Kugel hatte ihren Arm durchschlagen und war zwischen der vierten und fünften Rippe in ihren Körper eingedrungen. Behutsam zog er die Kugel heraus und warf sie in den Müll. Diese verdammten Aegi!
Er hasste sie nun schon seit über neunzig Jahren, seit dem Tag, an dem einer von ihnen ihn beinahe getötet hätte, als er sich aus seiner Werwolfgestalt zurückverwandelt hatte. Doch vor drei Jahren hatte sein Hass eine ganz neue Ebene erreicht.
Ula.
Verdammt. Er hatte keine Zeit, über die Frau nachzudenken, die er zu seiner Gefährtin hatte machen wollen. Sie war tot, und ihr Tod durch die Aegis-Mörder nahm in seinen Albträumen sowieso schon viel zu viel Raum ein.
Die zweite Kugel zu entfernen erwies sich als schwieriger. Er war gezwungen, einen Schnitt vorzunehmen, um die Wunde zu verbreitern, und obwohl Kar nicht aufwachte, stöhnte sie. Die Silberkugel steckte in ihrem Oberarmknochen, der sich durch das Gift um die Kugel herum schon völlig schwarz gefärbt hatte.
Vor sich hinfluchend löste er die Kugel mit der Pinzette langsam heraus, und als er sie endlich freibekommen hatte, schrie Kar vor Schmerzen auf. Ihr Körper klappte zusammen wie ein Taschenmesser, sodass er sein ganzes Gewicht einsetzen musste, um sie unten zu halten.
»Fast fertig«, grunzte er, während er sie hinabdrückte und darauf wartete, dass sie sich beruhigte. Es dauerte eine Minute, aber dann wurde sie endlich ruhig und lag still, wobei sie gnädigerweise erneut das Bewusstsein verlor.
Luc arbeitete, so schnell er konnte, aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er die Wunden genäht und verbunden hatte. Und es war nicht genug – nicht mal annähernd genug. Sie hatte viel Blut verloren, hatte wahrscheinlich innere Blutungen, und wenn er sie nicht schleunigst ins UG schaffte, würde sie sterben.
Kynan Morgan konnte nicht fassen, dass er es wirklich tat. Kein Mensch, der auch nur noch ein Fünkchen Verstand besaß, würde wissentlich das Gebäude betreten, das den Rat der Warge beherbergte. Vor allem nicht, wenn man ein Mitglied der Aegis war.
Aber schließlich war Kynan nicht vollständig menschlich, vermutlich befand er sich auch nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, und er war definitiv alles andere als wehrlos. Oh nein. Das Amulett, das er am Hals trug, Heofon, mochte das Gewicht der Welt auf seine Schultern gelegt haben, aber es hatte ihm zugleich auch einen wirklich coolen Unbesiegbarkeitszauber eingebracht, der bedeutete, dass ihm – abgesehen von einem gefallenen Engel – nichts und niemand etwas antun konnte.
Das war echt der Wahnsinn.
Okay, Lore könnte Ky töten, aber sie hatten ihre Differenzen schon vor einer ganzen Weile beigelegt, jedenfalls zum größten Teil. Der Dämon nervte ihn immer noch gern, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.
Kynan stand an der Schwelle der uralten Ruine eines Gebäudes, das
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