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Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

Titel: Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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aufzubauen, und Wraith … er hielt sich möglichst fern von ihr, und sie hatte das Gefühl, es würde auch so bleiben, bis er gelernt hatte, ihr zu vertrauen. Das konnte sie verstehen, denn sie war genauso. Nur weil man biologisch miteinander verwandt war, gehörte man noch längst nicht zur Familie. Und mögen musste man sich schon mal gar nicht.
    Schlimmer noch, Familienangehörige besaßen das Potenzial, einem sehr viel schlimmer wehzutun als irgendein Fremder.
    »Du magst mich nicht besonders, was?«, fragte sie.
    »Ich kenne dich nicht.«
    Sie blieb mitten im Korridor stehen. »Lass den Scheiß!«
    Er grinste. »Du nimmst jedenfalls kein Blatt vor den Mund. Das mag ich.«
    »Aber?«
    Wraiths blaue Augen wurden glasig, während er den Korridor hinabstarrte und sich an irgendeinen Ort versetzte, zu dem sie ihm nicht folgen konnte. »Aber in unserer Familie gibt es ein paar richtige Arschlöcher, angefangen mit unserem Vater, bis hin zu Roag. Lore hat sich bewiesen, aber du … du bist eine Unbekannte.« Sein Blick wanderte zu ihr, er war so eisig wie die arktische Tundra. »Ich werde nicht zulassen, dass du meinen Brüdern etwas antust.«
    »Ihnen etwas antun? Vielleicht solltest du dir mal ins Gedächtnis rufen, dass ich immerhin zweien von Shades kleinen Stinkern das Leben gerettet habe. Ich wollte euch sowieso nie kennenlernen. Der einzige Grund, aus dem ich überhaupt so viel Zeit mit euch verbringe, ist, weil Eidolon und Shade mich einfach nicht in Ruhe lassen.«
    Eidolon rief sie ständig her, wenn es um Sachen ging, die mit der Epidemie zu tun hatten; und Shade lud sie immer wieder zum Abendessen mit seiner Familie ein, um ihr dafür zu danken, was sie für seine Söhne getan hatte. Sicher, die Drillinge Rade, Stryke und Blade waren süß und so, aber sich mit diesen sabbernden kleinen Hosenscheißern abzugeben, war echt nicht ihre Lieblingsbeschäftigung.
    »Aber jetzt bist du hier und ein Teil unseres Lebens. Was passiert, wenn die Seuche vorbei ist und du nicht mehr zu uns ins Krankenhaus kommen musst?« Wraith trat näher an sie heran und versuchte, sie mit seiner Größe einzuschüchtern. »Wirst du dann aus unserem Leben verschwinden?«
    Sie verrenkte sich den Hals, um zu ihm aufzuschauen, aber sie würde ganz sicher keinen einzigen Schritt zurückweichen. »Das ist der Plan.«
    Ein leises Knurren ließ seinen Brustkorb vibrieren. »Mich interessiert das ungefähr genauso wie der Arsch einer Höllenratte, aber was ist mit meinen Brüdern? Da sieht die Sache schon ganz anders aus. Lore macht sich Sorgen um dich. E hat dich als Familienmitglied akzeptiert, und er wird dich ganz sicher nicht einfach so wieder gehen lassen. Shade … er hat eine Schwester verloren, die er liebte, und jetzt braucht er dich, um das zu überstehen. Vermutlich weiß er selbst das gar nicht, aber so vernagelt ich auch manchmal bin, ich sehe es. Und jetzt rate mal, kleine Schwester, wie’s ab sofort weitergeht. Gewöhn dich lieber schon mal an meine Gegenwart, denn ab sofort bin ich dein Schatten, bis ich sicher bin, dass du unserer Familie nicht wehtust.«
    Sie bebte vor Wut. »Du schreibst mir nicht vor, was ich tun muss«, fauchte sie. »Und ich bin nicht deine ›kleine‹ Schwester. Ich bin älter als du, du Dämlack.«
    »Oh Mann, die Jahre, die du als ahnungsloser Mensch verbracht hast, zählen nicht. Das weiß doch jeder.« Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Denk immer daran, was ich dir gesagt habe. Versuch ja nicht wegzurennen, denn es gibt weder auf der Erde noch in Sheoul einen Ort, an dem ich dich nicht finde.« Seine Stimme war ein grummelndes, tödliches Murmeln. »Und glaub mir, du willst bestimmt nicht von mir verfolgt werden.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging weiter den Korridor entlang. Sie blieb zurück, vor Wut schäumend und versucht, ihm hinterherzulaufen, wenn sie auch keine Ahnung hatte, was sie tun würde, wenn sie ihn einholte.
    »Sin!« Eidolon stand wild gestikulierend an der Doppelschwingtür zur Notaufnahme. »Ich brauch dich. Sofort.«
    Sin zeigte Wraith in Gedanken den vor Zorn bebenden Mittelfinger und eilte Eidolon hinterher, der nicht einmal abwartete, ob sie ihm folgen würde. Er ging auf direktem Weg zu einem Raum in der Nähe der Türen zum Parkplatz und riss den schweren Vorhang auf.
    Dort lag ein junger Mann, ein Teenager vielleicht, mit rotbraunem Haar; seine Haut war an den wenigen Stellen, die nicht von schwarzen Hämatomen übersät waren, leichenblass.

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