Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
–«
»Werden sie uns angreifen.«
Dolf grinste. »Und das liefert uns dann endlich den Vorwand, nach dem wir schon seit Jahrhunderten suchen, um diese Missgeburten zu vernichten.«
»Und«, fügte Valko hinzu, »je nachdem, wessen Seite die Dhampire ergreifen, können wir dieses Pack gleich noch miterledigen. Dann wäre die Welt der Wercanidae endlich gereinigt.«
Sobald er das Gebäude des Warg-Rats durch den Hinterausgang verlassen hatte, spürte Con die Gegenwart eines anderen Dhampirs. Das parkartige Anwesen erstreckte sich über ein Gebiet von mehr als zweitausend Quadratmetern, und das Wäldchen an der gegenüberliegenden Mauer verbarg das einzige Höllentor in einem Radius von zwei Meilen. Der Warggeruch war deutlich um das Tor herum wahrzunehmen; jede Spezies, die mit einem halbwegs anständigen Geruchssinn ausgestattet war, würde sich auf der Stelle ins Höllentor zurückziehen oder zusehen, dass sie sich so rasch wie möglich vom Ratsgebäude entfernte.
Es sei denn, sie wäre aus einem bestimmten Grund hier. Als Bran aus den Schatten des Waldes auftauchte, wusste Con, dass dies alles andere als angenehm werden würde.
Bran war, wie viele Dhampire zu sagen pflegten, ein verdammt gruseliger Scheißkerl.
Weit über zwei Meter groß und gebaut wie ein Stier, musste der Typ für gewöhnlich gar nichts tun, um die Leute dazu zu bringen, ihm aus dem Weg zu gehen. Aber was dem Ganzen die Krone aufsetzte, war sein fehlendes rechtes Auge und die Narbe, die von seiner rechten Schläfe bis zur linken Seite seines Kinns verlief. Na ja, das, und die Vollmeise, die in seinem gesunden Auge gelegentlich aufblitzte.
Die lange, silberne Mähne trug er in einem Pferdeschwanz, damit ja keine Strähne die Ruine seines Gesichts verdeckte.
»Conall.« Brans raue Stimme vibrierte tief in Cons Brustkorb. »Wir müssen reden.«
Con kreuzte die Arme vor der Brust. »Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du den ganzen Weg bis Moskau gekommen bist, nur weil der Wodka so gut ist.« Vermutlich nicht die klügste Art, mit einem der ranghöchsten Mitglieder des Dhampir-Rats zu reden, aber Con hatte schon lange Zeit vor niemandem mehr gekatzbuckelt.
»Aisling ist in die Nacht eingegangen.«
Ein Schaudern zog sich über Cons Haut. Was mit Dhampiren geschah, wenn sie starben, war ein streng gehütetes Geheimnis in seinem Volk – genau genommen das größte Geheimnis. Es war verboten, auch nur darüber zu sprechen, selbst innerhalb ihrer eigenen Spezies. Was andere Arten betraf, waren sie alle zu höchster Geheimhaltung verpflichtet.
Verpflichtet im mystischen Sinne des Wortes. Jeder Dhampir war von Geburt an unfähig, genauer zu erklären, was es bedeutete, »in die Nacht einzugehen«. Es war ihm schlicht nicht möglich, die entsprechenden Worte zu formulieren, und nicht einmal unter der entsetzlichsten Folter konnte ein Dhampir gezwungen werden, darüber zu sprechen.
»Aisling war noch so jung«, murmelte Con. Er hatte seine dreihundert Jahre alte Cousine zweiten Grades sehr gern gehabt. Sie war eine starke Stimme innerhalb der schrumpfenden Dhampir-Gesellschaft gewesen, die zwei Kinder geboren und ein drittes in sich getragen hatte. »Und das Baby …«
»Tot.«
»Wie ist das passiert?«
»Die unvorsichtige Fahrweise eines Menschen.« Die Art, wie sich Brans Oberlippe verzog, verriet, dass der Fahrer am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte, was Dhampire unter Gerechtigkeit verstanden. »Immerhin ist es uns gelungen, ihre Leiche zu bergen; ihr Wagen ist über eine Klippe ins Meer gestürzt.«
»Es tut mir sehr leid wegen Aisling, aber warum überbringst du mir diese Nachricht persönlich?«
»Weil ich derjenige sein wollte, der dir sagt, dass du ihren Sitz im Rat übernehmen und an der bevorstehenden Paarungszeit teilnehmen wirst.«
Cons Fluch endete in einem langen Seufzer. Verdammt – er wünschte, er würde noch rauchen. Aber das Rauchen war langweilig geworden, ganz gleich, was er auch in die Pfeife gestopft oder in die Blättchen gerollt hatte.
Wie lange schon hatte er genau davon geträumt? Die Pflichten seines Vaters zu übernehmen, den Clan zu Wohlstand und guten Jagdgefilden zu führen? Aber nicht so. Nicht, weil sie einen freien Sitz füllen mussten und er der letzte Erwachsene der königlichen Linie seines Vaters war. Sie sollten ihn bitten zurückzukommen, um von seiner Erfahrung zu profitieren, weil sie an seiner Meinung interessiert waren. Nicht, weil sie seine Gene brauchten.
Sein Magen schlug
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