Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
Eidolon sank erleichtert auf seinem Stuhl zusammen.
Als er Schritte auf dem Korridor hörte, betete er, dass das nicht sein Vater sein möge, der zurückkam, und schaltete den Computer ein.
»E, ich hab nur gewartet, bis der vulkanische Botschafter weg war. Wir haben ein Problem.«
»Ich will’s gar nicht wissen. Und hör auf, die Judicia Vulkanier zu nennen.« Eidolon hob den Blick nicht vom Computer. Wenn er so tat, als ob Wraith gar nicht da wäre –
»Dann hab ich zwei Probleme für dich.«
Als Eidolon schließlich doch den Blick hob, sah er Wraith und Kynan im Türrahmen stehen. Beide wirkten, als ob Armageddon kurz bevorstünde. Und nachdem Armageddon vor noch gar nicht allzu langer Zeit eine ernsthafte Bedrohung gewesen war, musste es sich wohl um etwas Ernstes handeln.
»Was ist los?«
Kynan trat ein, den Mund zu einer grimmigen Linie zusammengepresst, die jeansblauen Augen blitzten. »Jemand hat ausgeplaudert, dass nur gewandelte Warge von der Seuche betroffen sind.« Auch wenn Kys Stimme immer rau und grollend klang, dank einer Verletzung, die er in seinen Tagen bei der Army erlitten hatte, war sie nun sogar noch rauer als normalerweise. »Sie schieben den geborenen Wargen die Schuld für den Krankheitsausbruch zu, und die geborenen Warge nutzen die Gelegenheit, um gewandelte Warge abzuschlachten.«
»Scheiße«, flüsterte Eidolon. »Wir müssen die Notaufnahme für einen Zustrom neuer Patienten vorbereiten und die gewandelten Mitarbeiter informieren.« Obwohl sich die gewandelten Angestellten nach wie vor an abgeschiedenen Orten befanden, um einer Infektion aus dem Weg zu gehen, würde diese Abgeschiedenheit sie nicht unbedingt vor der Auslöschung bewahren.
Kynan ließ sich auf einen Stuhl sinken und legte die Stiefel auf Eidolons Schreibtisch. Schon komisch, wie wohl sich der Mensch in ihrer Gegenwart fühlte, seit er von Engeln gesegnet worden und damit praktisch unverletzbar geworden war. Andererseits hatte sich der Kerl eigentlich schon immer recht wohl in seiner Haut gefühlt. »Ich habe Shade schon Bescheid gesagt. Runa sollte in der Höhle in Sicherheit sein, aber er will sich auf alle Fälle komplett von der Welt abschotten.«
Daran zweifelte Eidolon nicht. Er würde nicht zögern, dasselbe für Tayla zu tun.
»Das ist noch nicht alles«, sagte Wraith. War ja klar. »Con meldet sich nicht am Handy, also bin ich hin zu ihm, um nach Sin zu sehen.«
Eidolon runzelte die Stirn. Seltsam. Wraith neigte nicht dazu, aus reiner Herzensgüte nach anderen zu sehen. »Und?«
Als Wraith sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte und Eidolons Blick auswich, durchzuckte diesen schreckliche Angst. »Das Haus wurde dem Erdboden gleichgemacht. Nichts als Asche und Rauch.«
Eidolon erstarrte. » Was? «
Wraiths Hand fuhr in die Tasche seines Ledermantels und begann, an der darin steckenden Waffe herumzufummeln, wie er es immer tat, wenn er nervös war. »Es war wirklich der reine Horror, E. Sah aus, als ob sie das Haus mit Feuerbomben beschossen hätten. Die Erde drumherum war von den Feuerwehrwagen aufgerissen gewesen, aber ich habe mir die Gegend trotzdem mal näher angesehen. Ich hab Spuren von Fußabdrücken gefunden, die könnten von den Assassinen stammen, die hinter Sin her sind. Außerdem hab ich Abdrücke von Pferdehufen entdeckt, die aus und zu dem Höllentor führten.«
»Höllenhengst?«, fragte Kynan.
Wraith schüttelte den blonden Kopf. Er hatte sich die Haare mit einem Lederband zurückgebunden, dessen Enden nun heftig gegen seinen Mantel schlugen. »Deren Hufe versengen die Erde. Das waren normale Spuren. Ziemlich groß, wie die Hufe von Clydesdale-Pferden.«
»Wraith.« Eidolon räusperte sich, was seiner Stimme allerdings nichts von ihrer Rauheit nahm. »Meinst du, dass Sin und Con tot sind?«
Wraith stieß die Luft in einem lang gezogenen Atem aus, und Eidolon sank das Herz in die Hose. Als Wraith schließlich sprach, war seine Stimme stark und sicher. »Ich habe Hinweise auf einen Kampf in der Nähe des Höllentors gefunden. Con hat schließlich nicht jahrhundertelang überlebt, weil er so dumm ist, und Sin hat ihren Instinkt. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie davongekommen sind.«
Da Wraiths Bauchgefühl für gewöhnlich richtig lag und es alles war, was sie hatten, gestattete sich Eidolon, sich wieder zu entspannen. »Weiß Lore schon davon?«
»Nee. Ich hab ihn vor ein paar Minuten angerufen, um zu sehen, ob er schon von Sin gehört hätte. Hatte er
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