Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
um, wenn du das Erdgeschoss übernimmst«, sagte er. Sin verschwand leise wie ein Phantom.
Verdammt, sie war schon erstaunlich. Er musste feststellen, dass er ihr hinterherstarrte, während sein Herz schneller raste, als es eigentlich sollte.
Während er sich selbst als Trottel, Schwachkopf und mit einer ganzen Reihe anderer schmeichelhafter Bezeichnungen belegte, befahl er seinem Puls, sich zu beruhigen, und stieg die Wendeltreppe hinauf. Nachdem er Schlafzimmer und Bad kontrolliert hatte, gesellte er sich wieder zu Sin im Erdgeschoss. Sie stand in der Mitte des Wohnzimmers, starrte in den kalten Kamin und hatte die Arme um sich selbst gelegt, als ob ihr kalt wäre.
Auf dem Boden lagen die zerschmetterten Überreste ihres Handys. »Der Akku ist leer. Das Gehäuse hatte einen Sprung.«
»Und du hast es natürlich dafür bestraft«, sagte er trocken, aber das mit dem leeren Akku war keine gute Nachricht. Jetzt hatten sie keinerlei Möglichkeit, Hilfe herbeizurufen.
»Hey.« Er streckte die Hand nach ihr aus, und wie immer wich sie zurück, also ließ er den Arm wieder sinken. »Alles wird gut. An Rivestas Barriere kommt nichts vorbei.« Zumindest nicht, solange die Assassinen, die hinter ihr her waren, nicht auf die geniale Idee verfielen, ihnen ein paar Menschen auf den Hals zu hetzen. »Wie wär’s, wenn du dich ein bisschen hinlegst und ich mir solange einen Plan überlege, wie wir hier rauskommen.«
»Schlaf ist was für Schwächlinge, und du kannst aufhören, mich wie ein Kind zu behandeln.« Sie wirbelte herum und zog aus dem Nichts einen Dolch hervor. »Ich geh mal nach draußen und seh mich ein bisschen um.«
»Sin«, sagte er müde. »Hör auf. Du hast selbst gesagt, dass du erschöpft bist. Du musst dich ausruhen.«
Sie blieb stehen, das Gesicht zur Tür gewandt. Irgendwann hatte sie sich die Haare zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt, sodass die Haarspitzen jetzt über ein mit spitzen Zacken versehenes Tribal Tattoo herabhingen. Plötzlich sehnte er sich danach, diese wilden Strähnen zu befreien und sein Gesicht in ihnen zu vergraben. Sich in ihr zu vergraben. »Ich muss aber irgendwas tun.«
»Aber ganz bestimmt nicht draußen rumlaufen und dich umlegen lassen.«
Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um, Kratzbürste und feuerspeiender Drache zugleich … oh ja, man sollte immer aufpassen, was man sich wünschte. »Hast du diese Leute gesehen, Con?« Sie deutete auf das Fenster und die Wildnis, die sich davor erstreckte. »Oder hast du das abgeschlachtete Kind vergessen? Wer interessiert sich schon für mich? Ob ich lebe oder krepiere, ist scheißegal, es sind diese Leute da draußen, die wichtig sind.«
»Verdammt, Sin. Ja, natürlich sind sie wichtig, aber du bist es auch. Und es gibt eine Menge Leute, denen du wichtig bist.« Als sie schnaubte, packte er sie und musste jeden Rest Willenskraft aufbringen, um sie nicht zu schütteln. »Deine Brüder zum Beispiel –«
»Sie würden mich sicherlich gern mögen, aber das tun sie nicht. Wie könnten sie auch?« Sie schlug seine Hände beiseite und trat zurück. »Ich hab ihnen nur Ärger gemacht. Okay, da ist Lore. Dem bin ich vielleicht nicht egal, aber er hat jetzt eine Gefährtin und braucht mich nicht mehr.«
»Vertrau mir«, sagte Con. »Sie mögen dich, und sie brauchen dich.«
Zweifel brannte in ihren Augen, doch dann erlosch das Licht mit einem Schlag, und er wusste, dass sie wieder an das Wargkind dachte. »Ist doch auch egal.« Sie zog die Karte aus ihrer Tasche. »Am besten gehen wir nach Deutschland. Es gab einen Ausbruch in der Nähe von Berlin.«
»Wir können hier nicht einfach zur Tür hinaustanzen, wie es uns passt. Wir brauchen einen Plan. Rivesta hat verborgene Ausgänge angelegt. Wir werden sie finden und dann nachdenken, wie wir hier am besten rauskommen. Aber zuerst werden wir eine kleine Verschnaufpause einlegen. Am besten warten wir das erste Licht ab.« Zu viele Dämonen konnten in der Nacht besser sehen als am Tag – wenn sich die Sonne gerade über den Horizont schob, wurden sie am meisten geblendet.
Sie starrte ihn wütend an, während ein Finger zärtlich über den Griff ihres Dolchs strich, und er begann sich schon zu fragen, ob sie wohl vorhatte, ihn damit zu erstechen. Doch dann ließ sie mit einem Schlag Dolch und Karte verschwinden, und die Wut verließ ihre Gesichtszüge, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Sie war wirklich die launischste Frau, der er je begegnet war.
»Ich brauch eine
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