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Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

Titel: Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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zerreißen.
    Ein leises, wehklagendes Wimmern drang aus den Tiefen ihrer Brust. Als Sanitäter war er an Schmerzenslaute seiner Patienten gewöhnt. Er hatte sich zum größten Teil abgehärtet, hatte eine Art Kraftfeld errichtet, von dem jegliches Leid einfach abprallte und dafür sorgte, dass er neutral bleiben konnte. Oder vielleicht war es ihm mittlerweile auch einfach nur gleichgültig. Schwer zu sagen.
    Aber der Trauer in Kars Wimmern gelang es irgendwie, den Panzer der Gleichgültigkeit zu durchdringen. Als sie sich zurückzog, runzelte er die Stirn. Dann stieß er einen ausgedehnten Fluch aus.
    Sie ist schwanger. Scheiße. Er hatte keine Ahnung, ob eine Schwangerschaft weibliche Warge sanftmütiger machte, und irgendwie bezweifelte er es, aber eines war klar: Sie versuchte, ihn sich nicht zum Feind zu machen. Was hatte sie nur vor? War sie nach Kanada gekommen, um ihn umzubringen, hatte aber ihre Chance verpasst, als er sie festkettete, ehe sie ihren Plan ausführen konnte?
    Er senkte die Waffe; er hatte beschlossen, sie nicht zu erschießen, ehe er die Wahrheit aus ihr herausbekommen hatte. »Du«, murmelte er, »hast verdammtes Glück, dass ich so gut drauf bin.«

12
    Als Con und Sin endlich das sichere Haus erreichten, war es bereits vollkommen dunkel. Nichts war ihnen zu dicht auf den Fersen, auch wenn sie ein paar Schreckensraptoren über sich hinwegfliegen gesehen hatten, deren an die vier Meter langen, lederartigen Schwingen die Baumwipfel streiften, während sie auf der Suche nach Sin dahinschwebten. Con hasste diese abartigen Kreaturen, die der Anlass zur Entstehung der Legende vom Mottenmann waren – sie waren schwer zu töten und stanken nach verwesendem Fleisch. Vermutlich, weil sie es liebten, die Häute ihrer Opfer zu tragen.
    Sin war nach wie vor im Eismann-Assassinen-Modus, doch zwischendurch wirkte ihr Blick immer wieder gehetzt, und ihre »Leg dich ja nicht mit mir an«-Maske verrutschte für einen Augenblick. Das Blutbad an einem Dutzend unschuldiger Warge hatte sie erschüttert, und Con fragte sich, wie oft das wohl passierte.
    Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, während er das zweistöckige Holzhaus musterte, das sich ans Ufer eines Bergsees schmiegte. »Sieht nicht so aus, als ob Rivesta zu Hause ist.« Andererseits war das Halbblut, eine Nachtstreich-Hexe, das auch nicht allzu oft. Sie besaß ein ganzes Dutzend Häuser, auf der ganzen Welt und in Sheoul verteilt, und sie zog wärmere Klimazonen vor. Für Juni war es seltsam kalt.
    »Woher kennst du sie?«
    »Sie ist eine Freundin der Familie.«
    Sin hob eine schwarze Augenbraue. »Eine enge Freundin der Familie?«
    »Früher mal.« Rivesta war keine gewöhnliche Nachtstreich-Dämonin. Sie hatte deren Hang zur Grausamkeit geerbt, die allerdings durch ihre menschliche Seite gemildert wurde und sie zerbrechlich genug machte, um zu wissen, mit wem sie sich anlegen sollte und mit wem lieber nicht.
    Was bedeutete, dass es nicht einmal annähernd so gefährlich war, mit ihr zu schlafen, wie mit einem reinrassigen Nachtstreich.
    Er entdeckte eines von Rivestas Amuletten, das an den Zweigen einer Fichte hing, und winkte Sin. »Gib mir deine Hand.«
    Das tat sie, ohne zu widersprechen, was ihm mehr über ihren mentalen Zustand verriet als sonst etwas. Sein Magen zog sich zusammen. Vor noch gar nicht langer Zeit wäre er froh über ihr Schweigen und ihre Kooperation gewesen. Jetzt hätte er am liebsten seinen feurigen kleinen Dämon zurück.
    Vor sich hinfluchend packte er ihr Handgelenk. Sein Puls raste, während er ihre Hand an seinen Mund hob und ihren Finger zwischen die Lippen nahm. Ihre dunklen Augen blitzten auf, als er die Fingerspitze mit seinem Fang durchbohrte. Ihr Blut traf auf seine Zunge, und er hätte fast gestöhnt. Rasch, ehe er sich in der Lust verlor, biss er sich selbst in den Finger und hielt dann beide Finger an den Musselinbeutel über ihren Köpfen. Ihr Blut sickerte in das Amulett hinein, dann gab es einen leisen Knall, einen Blitz, und sie hatten fünf Sekunden, um die unsichtbare Schwelle zu übertreten.
    Sie beeilten sich, auf die vordere Veranda zu gelangen, und gleich darauf ließ ein Ploppen hinter ihnen sie wissen, dass sich die Barriere wieder geschlossen hatte.
    Vorsichtig schob er die Tür auf. Rivestas Zauber funktionierte bei übernatürlichen Kreaturen, aber nicht bei Menschen, was bedeutete, dass Jäger oder Einbrecher oder Obdachlose durchaus hätten hineingelangen können. »Ich seh mich mal oben

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