Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
abgehauen, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Du hast mich ja nicht mal nach meinem Namen gefragt.«
Das lag daran, dass er gehört hatte, wie ein anderer Wächter ihn genannt hatte, sodass er ihn also schon kannte … aber ja, er war wohl nicht allzu gesprächig gewesen. »Was denn? Hast du etwa nach meiner Nummer gefragt? Wolltest du vielleicht ein Date mit mir? Du hast mich nämlich genauso wenig gefragt.«
»Du hast mir ja gar keine Chance gegeben! Du warst angezogen und verschwunden, ehe ich auch nur meine Unterwäsche beisammen hatte. Du hast jedenfalls ganz bestimmt nicht die Mühe auf dich genommen, dich umzudrehen und so was zu sagen wie ›Hey, solltest du schwanger geworden sein, dann sag mir doch bitte Bescheid‹.«
»Na, jetzt weiß ich aber Bescheid.«
»Und? Wirst du mich jetzt heiraten?« Giftiger Sarkasmus triefte aus jedem Wort. »Soll ich zu dir in dein wunderschönes Blockhaus ziehen, und du baust uns ein Kinderzimmer?«
Heiraten? Kinderzimmer? Das Einzige, was er in absehbarer Zeit tun würde, war, einen entsetzlichen Ausschlag zu entwickeln. Er hatte nie zugelassen, sich so etwas wie eine Familie zu wünschen, bis Ula in sein Leben getreten war, und als sie getötet worden war, hatte das zugleich seinen Wunsch nach einer Familie umgebracht. An jenem Tag war er bösartig geworden und hatte sich nie wieder aus der Abwärtsspirale der Wut nach oben gearbeitet.
»Ja klar«, sagte sie bitter. »Das hab ich mir doch gedacht. Ich hab’s dir gesagt, weil ich Hilfe brauche, aber mehr erwarte ich auch nicht von dir.«
»Es ist mein Kind«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Und du wirst es nirgendwohin bringen.«
»Siehst du«, fauchte sie. »Ich wollte nicht, dass genau das passiert. Ein Kind ist doch kein Besitz. Nur weil es von dir ist, macht dich das noch lange nicht zum Vater. Mein Vater hat mich immer wie sein Eigentum behandelt, nichts als einen Nachfolger für ihn in der Aegis, und ich werde nicht zulassen, dass mein Kind so aufwächst. Lieber gar keinen Vater als einen schlechten Vater.«
Sie hatte schon einmal von ihrem Vater gesprochen, wenn auch nicht in diesem aufgebrachten Ton. Ein Verdacht keimte in ihm auf. »Er ist schuld daran, dass die Aegis das mit dir rausgefunden hat.«
»Ja.« Sie blinzelte. Luc dachte, sie versuche damit vielleicht, Tränen zurückzuhalten. »Ich glaube ja, dass er wirklich versucht hat, mir damit zu helfen. Er hatte gehört, dass das R-XR nach Heilmitteln sucht.«
»Aber die Aegis hat sich gegen dich gewandt.«
Sie nickte. »Meine Zelle fühlte sich verraten. Als wäre ich ein Spion oder so was.«
Ja, Luc konnte sich vorstellen, dass eine Organisation, die seit Tausenden von Jahren übernatürliche Bösewichter jagte, es nicht allzu gut aufnahm, wenn sich herausstellte, dass ein Werwolf wissentlich für sie gearbeitet hatte. »Ich werde für deine Sicherheit sorgen, aber das heißt, dass du bei mir bleibst. Nichts mit abhauen und so.«
Ihr wurde mit einem Mal furchtbar heiß, und sie schwankte, aber als er die Hand nach ihr ausstreckte, wich sie vor ihm zurück. »Das ist nur die Morgenübelkeit«, sagte sie. Dann räusperte sie sich. »Wenn ich hierbleiben soll, müssen wir darüber reden.«
Luc machte sich auf den Weg zur Treppe. »Werden wir.« Sobald er kapiert hatte, was überhaupt los war.
»Je früher, desto besser. Die Zeitschaltuhr ist auf neun Monate eingestellt, und dazu kommen noch eine Seuche und die Aegiswächter, die hinter mir her sind.«
»Ich weiß.«
»Aber?«
Gott, konnte ein Mann denn nicht mal einen Moment Ruhe haben? »Aber ich bin kein großer Redner.«
Plötzlich stand sie vor ihm, in ihren Augen funkelte pure Wut. »Na, das ist aber zu schade. Es gibt ein paar Dinge, vor denen du nicht davonlaufen kannst.«
Davonlaufen? Seit seiner Wandlung war er noch nie vor irgendetwas davongelaufen. Vorher allerdings … »Ich bin doch kein Feigling«, knurrte er.
»Ach, echt? Ich wusste noch gar nicht, dass es ein Zeichen von Mut ist, vor jeder Frau davonzulaufen, die je in dein Leben getreten ist. Oder täusche ich mich etwa? Hat es schon jemals eine gegeben, die du nicht einfach gefickt hast, um gleich darauf zu fliehen und jeder emotionalen Verpflichtung aus dem Weg zu gehen?«
Wut loderte in ihm auf. Er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass er seine Backenzähne knacken hörte. »Du hast doch keine Ahnung von mir«, brachte er heraus.
»Aber ich habe Ahnung von Kerlen wie dir. Die
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