Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
da, die Arme um den Unterleib geschlungen. Eine Frau, die nur noch Unterwäsche trug, hatte seine Schulter umfasst, beinahe so, als würde sie sich um ihn sorgen und ihm helfen wollen. Doch die Markierungen auf ihrem rechten Arme drehten und wanden sich erregt.
Es waren die Markierungen eines Seminus. Die Gefährtin eines Seminus? So viele Zufälle, und keiner von ihnen verhieß etwas Gutes. Was auch immer sie mit Chase machte, brachte ihn um, und der Schaden war bereits angerichtet. Das Mal des Wargs auf Idess’ Arm verblasste, und um ihn herum pulsierte ein blassgraues Licht, das ihn als jemanden brandmarkte, der zum Tode verurteilt war. Ihre heilenden Kräfte würden ihm nicht helfen. Sein Tod war bereits in das Gespinst des Lebens eingefügt.
Wut und das Verlangen nach Rache flammten in Idess auf. Sie setzte sich in Bewegung und versetzte der Frau einen Roundhouse-Kick, der sie mitten auf die Brust traf, und zwar genau auf eine Narbe, die die Form eines Handabdrucks hatte.
Die Frau flog rücklings in einen mit Klebeband reparierten Sessel, wobei sie eine Bierflasche zerschmetterte. Idess kam der Tritt dennoch schlampig ausgeführt vor, mit nicht annähernd genug Kraft. Diese schwarzhaarige Schlampe hätte eigentlich durch die Wand brechen müssen.
Das hab ich jetzt davon, dass ich mich nicht rechtzeitig genährt habe. Und all diese Kämpfe machten sie immer noch schwächer. Sie stürzte auf die Frau zu und bereitete sich darauf vor, ihr den Gargantua-Knochen-Dolch mitten ins Herz zu stoßen. »Ich werde lachen, wenn die Senslinge kommen, um sich deine Seele zu holen.«
Idess hob die Klinge … und ein glühend heißer Schmerz schoss durch ihren Arm. Lore. In Gefahr. Aber wie? Sie taumelte und ließ den Dolch fallen. Die Teufelin mit dem rabenschwarzen Haar zog eine blutige Scherbe aus ihrem Oberschenkel und stürzte sich mit lautem Knurren in einem Wirbelwind aus Armen und Beinen auf Idess.
Geschwächt durch den Schmerz und die Überraschung, wich Idess unter dem Ansturm von Hieben und Tritten zurück. Immer wieder wich sie dem Angriff aus, oder es gelang ihr, einen Schlag abzufangen, aber sie schaffte es nicht, selbst auch nur einen einzigen Treffer zu landen. Eine Faust traf Idess’ Mund und spaltete ihre Lippe. Mit einem Ruck fuhr ihr Kopf zurück, ihre Wirbelsäule knackte … autsch , das würde sie mit Gewissheit noch einen Monat lang spüren.
Idess ließ sich zu Boden fallen und rollte sich von der anderen Frau weg, der es irgendwie gelungen war, sich den Dolch zu schnappen. Die Dämonin stieß zu, und Idess zischte, als sie spürte, wie das Metall in das Fleisch ihres linken Bizeps biss. Jetzt, wo ihr Blut die Klinge benetzt hatte, würde der Dolch nicht fehlgehen, sollte er noch einmal auf Idess zielen.
Sie warf sich nach hinten, außerhalb der Reichweite der anderen Frau. Sie kämpfte auf verlorenem Posten. Chase war sowieso so gut wie tot.
Genau genommen war er verschwunden. Während sie gegen die Assassine gekämpft hatte, war er geflohen.
Idess legte die Hand auf den Schnitt, den der Dolch hinterlassen hatte, und blitzte sich fort. Übelkeit überkam sie bei dem Gedanken an ihr Versagen und dem Wissen darum, dass sein Tod ihr soeben weitere Monate auf Erden eingebracht hatte.
Die Anspannung in Eidolons Wohnung hätte man mit einem Barometer messen können, sogar noch einige Minuten, nachdem Idess mit Lore verschwunden war. Was zur Hölle hatte sie nur mit ihm gemacht?
Schließlich machte sich Kynan auf den Weg zur Haustür. »Ich bin dann mal im Aegis-Hauptquartier. Es muss doch einen Weg geben, um Lores Fähigkeit auszuschalten.« Er hielt inne, ehe er zu weit ging, und als er weitersprach, lag Entschlossenheit in seiner Stimme, jedoch keine Feindseligkeit. »Ich weiß, dass er euer Bruder ist. Aber ich werde tun, was nötig ist, um mich zu schützen. Gem ist schwanger, und ich werde weder sie allein zurücklassen noch mein Kind ohne Vater aufwachsen lassen.«
Angesichts dieser unerwarteten Nachricht verschlug es Eidolon glatt den Atem, und Shade stieß einen saftigen Fluch aus.
»Das wird nicht passieren«, schwor Wraith.
Kynan neigte den Kopf und verschwand aus der Wohnung, sodass E allein mit Shade und Wraith zurückblieb. Wut strahlte in heftigen Salven von ihnen ab, die Eidolon wie winzige Peitschenhiebe auf der Haut fühlen konnte.
»Und?«, fragte Shade schließlich. Wenn er eine Entschuldigung dafür erwartete, dass Eidolon ihn und Wraith von dem Gespräch mit Lore
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