Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
zusammen und setzte erneut eine undurchschaubare Miene auf, aber es war bereits zu spät.
»Wer ist sie?«, fragte Idess drängend. »Und warum wurden Assassinen auf meine Primori angesetzt?«
»Keine Ahnung. Was sind Primori überhaupt?«
»Primori sind die Lebewesen, die ich beschützen muss«, antwortete sie vage. »Und du lügst.«
»Meinst du denn, ein Assassinenmeister erzählt seinem Sklaven alles? Wir erhalten einen Auftrag; das Warum interessiert uns nicht.«
»Bezaubernd.«
Er schnaubte. »Du wagst es, über mich zu richten? Halloo – ich bin nicht derjenige, der jemand anderen als Sexsklaven an sein Bett gefesselt hat. Nicht, dass ich dagegen Einwände hätte«, fügte er hinzu. »Aber ich könnte dir wesentlich besser dienen, wenn ich frei wäre.«
Unmöglicher Mann. »Erzähl mir von dem weiblichen Seminus«, brachte sie mit Mühe heraus.
»Es gibt keine weiblichen Sems«, entgegnete Lore. »Männliche Sems benutzen die Frauen anderer Spezies als Wirtinnen für ihren Nachwuchs, der grundsätzlich männlich ist.«
»Dann ist sie die Gefährtin eines Seminus’.« Wieder trieb ihm eine ihr unbekannte Emotion Röte ins Gesicht. Ein verstörender Gedanke drehte ihr den Magen um. »Deine? Ist sie deine Gefährtin?«
Er starrte sie nur an. Ausgerechnet jetzt verschlug es ihm die Sprache. Aber sein Schweigen war Antwort genug.
Lores neugieriger Blick heftete sich an Idess. Ihm entging nicht, wie verstimmt sie plötzlich erschien, nachdem sie ihn gefragt hatte, ob Sin seine Gefährtin wäre. Aber sie konnte doch wohl kaum eifersüchtig sein. Vielleicht war Frau Saubermann ja verstört, dass sie mit einem vergebenen Mann rumgemacht hatte.
Komisch.
Allerdings war es keineswegs komisch, dass sie von Sin wusste, und so wie es aussah, war ihre Begegnung alles andere als friedlich abgelaufen. Idess’ Unterlippe war geschwollen und blutig, und aus ihrem Pferdeschwanz hatten sich dicke Strähnen gelöst, was sie wie Xena, die Kriegerprinzessin, aussehen ließ. Ein Anblick, der ihn nicht kaltließ, wie es eigentlich hätte sein sollen. Wenn er sich nicht gerade solche Sorgen um seine Schwester gemacht hätte.
Es gelang ihm, mit ausdrucksloser Stimme zu sprechen, jedenfalls fast. »Wer ist diese Frau?« Als sie nicht antwortete, knurrte er leise. Er hatte ihr Spielchen satt. »Was hast du mit ihr gemacht?«
Idess vermied jeglichen Augenkontakt und konzentrierte sich stattdessen darauf, Salbe auf sein Handgelenk zu schmieren. Er konnte es kaum erwarten, dass sie sich endlich seinem rechten Arm zuwandte. Sie würde so was von tot sein. Es mochte ihr gelungen sein, bislang jeden Kontakt mit seinem Dermoire zu vermeiden, aber jetzt würde er sie dazu bringen, es zu berühren.
»Wenn du mir sagst, was ich wissen will, sage ich dir, was du wissen willst.«
»Antworte mir!«, brüllte er.
Sie schreckte zurück. »Keine Sorge«, fuhr sie ihn an. »Sie ist entkommen. Und zwar, nachdem sie einen meiner Primori umgebracht hatte.«
Gut. Das klang ganz so, als hätte Sin ihre Mission vollbracht. Und das bedeutete, dass sie nicht als Sklavin der Neethulum enden würde. Aber wenn er Kynan nicht erledigte, wäre es ihr geringstes Problem, einige hässliche Dinge für die Neethulum zu erledigen. »Zu schade, Zuckerstück.«
Idess ignorierte seinen Sarkasmus und wandte sich seiner anderen Seite zu. Erwartungsvoll sah er zu, wie sie sich darauf vorbereitete, seinen rechten Arm abzuwaschen. Er wandte den Kopf und bemühte sich, nicht die langen, dichten Wimpern zu bewundern, die ihre großen, toffeebraunen Augen umrandeten. Augen, die ihn mit nackter Gier angestarrt hatten, als sie ihn befriedigt hatte. Sie waren dunkler geworden, und ihre Lider hatten sich halb herabgesenkt. Außerdem hatte sie die Unterlippe zwischen ihre kleinen, weißen Zähne gezogen, als hätte sie am liebsten ihren Mund statt der Hände benutzt.
Was ihm nur recht gewesen wäre. Mehr als recht. Zur Hölle damit, er wurde schon wieder hart, wenn er nur daran dachte. Idess beugte sich vor. Vielleicht würde sie ihn küssen. Wenn sie das mit derselben Hingabe tat, mit der sie ihm einen runtergeholt hatte, würde er jede Sekunde genießen. Zumindest, bis sie sich dazu hinreißen ließ, seinen Arm zu berühren.
Näher. Noch näher. Gleich würde sie tot sein und er … ja, was? Er wäre hier angekettet, ohne jede Möglichkeit freizukommen.
»Stopp!«
Sie erstarrte, während sich der Waschlappen nur Millimeter von seinem Arm entfernt befand.
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