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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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schwankte heftig, während ein Anflug von Panik ihn erfasste. »Zuckerstück? Was ist los?«
    »Nichts.« Sie hob das Kinn und drückte den Rücken durch, als wollte sie ihm beweisen, dass ihr nichts fehlte, doch über ihre Schläfe lief ein Schweißtropfen.
    »Du willst meine Hilfe? Dann sag mir, was verdammt noch mal mit dir los ist. Und zwar sofort.«
    Sie zögerte, was er verstehen konnte. Es war nicht leicht, seine Verletzlichkeit zu offenbaren, vor allem vor einem Feind. Ihr entfuhr ein Wimmern, während sie mit einem Mal zusammensackte. Mit letzter Kraft gelang es ihr, sich an der Kommode festzuhalten.
    »Idess? Was ist?«
    Ihr fahriger Blick suchte den seinen. Ihre Augen waren glasig, sogar verzweifelt. »Ich glaube«, flüsterte sie, »dass ich mich nähren muss.«

7
    Ich muss mich nähren.
    Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Die Worte gellten noch in Idess’ Ohren, hallten in einem niemals enden wollenden Echo nach, wurden lauter und immer lauter, bis sie sich die Hände auf die Ohren schlug. Sie hörte Lore ihren Namen rufen, doch seine Stimme kam nur als leises Summen bei ihr an.
    Beruhige dich … beruhige dich …
    Oh, das war übel. Ihr ausgeprägter Hass auf den Vorgang des Nährens hatte sie dazu gebracht, die Bedürfnisse ihres Körpers zu lange zu ignorieren, und der Kampf mit Lore und ihre Verwundung waren auch nicht gerade hilfreich gewesen. Als die Übelkeit langsam nachließ, löste sie zögernd die Hände von ihrem Kopf.
    »Idess.« Endlich drang Lores harte Stimme durch den Nebel bis in ihr Hirn vor. »Wenn du davon sprichst, dich zu nähren, meinst du damit das, was ich denke?«
    »Ja.« Sie ließ sich neben ihm aufs Bett sinken. Ihre Beine waren zu schwach, um sie noch länger zu tragen, und das Letzte, was sie wollte, war, vor den Augen ihres Gefangenen unfreiwillig den Boden zu küssen. Das würde ihm endgültig zeigen, wer hier das Sagen hatte.
    »Aber bist du nicht eine Art Engel?«
    »Man könnte sagen, ich bin noch in der Ausbildung.« Sie rieb sich die Augen, während ihre Zunge über die Spitze eines Eckzahns fuhr, der immer weiter wuchs.
    »Trinken alle Engel Blut?«
    Sie war so erschöpft, dass es ihr nicht länger wichtig erschien, Lore etwas zu verschweigen. Genau genommen war sie sogar so erschöpft, dass sie schwankte und sich ihr Kopf drehte, als hätte sie ein paar Gläser Wein zu viel gehabt. Anderer Alkohol war Memitim nicht erlaubt. In ihren wilderen Tagen hatte sie von dieser Erlaubnis reichlich Gebrauch gemacht, doch inzwischen mied sie Alkohol sowie alles andere, was ihre Selbstbeherrschung beeinträchtigen und sie dazu bringen könnte, vom Pfad der Tugend abzuweichen. Schließlich bemühte sie sich so sehr, ihm zu folgen. »Nein. Nur meine Art.«
    »Und zu welcher Art genau gehörst du?«
    »Ich bin Memitim.« Sie ließ die Hand über die handgemachte Tagesdecke in Königsblau und Gold gleiten, die sie in einer ländlichen Gegend von Italien gekauft hatte. Sie würde die kleinen Dinge wie diese vermissen, wenn sie aufgestiegen war. »Im Gegensatz zu den Cherubim und Seraphim und all den anderen Engeln, von denen du vielleicht schon mal gehört hast, werden wir Memitim auf der Erde geboren, und hier bleiben wir bis zu unserer Aszension. Und weil wir an die Erde und diese Ebene gebunden sind, müssen wir uns nähren, sobald wir unsere Energiereserven verbraucht haben.« Oder aber es stimmte, was Rami immer sagte: dass sie sich nicht nährten, weil sie an dieses Leben gebunden waren, sondern aufgrund dessen, wer ihr Vater war – und dass die Memitim im Grunde für die Sünden ihres Vaters bezahlten. Die Sünden des Vaters, den sie alle teilten , sozusagen.
    »Warum bist du erschöpft?«
    »Zum einen von dem Kampf mit dir«, erwiderte sie trocken. »Angeschossen zu werden und den Primori zu verlieren, den deine Gefährtin tötete, hat mich ebenfalls Kraft gekostet.«
    Daraufhin schwieg er eine Weile und ließ sie mit ihrem Brummschädel allein. »Nähre dich von mir.«
    Fassungslos sah sie zu ihm auf. »Äh … wie bitte?«
    »Nimm mein Blut.«
    Schon jetzt pulsierten ihre Zähne heftig im Zahnfleisch, bereit, sich auszufahren. »Warum bietest du mir das an?«
    »Weil du aussiehst, als würdest du jede Sekunde ohnmächtig umfallen. Und wenn du verhungerst, bleib ich bis in alle Ewigkeiten in diesen Ketten gefesselt.«
    Ihr Magen tanzte schon vor Vorfreude, ihr lief förmlich das Wasser im Mund zusammen, und ihre Fänge fuhren aus. Lore schien nichts davon zu

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