Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
Der Duft von Burgern und Pommes ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen.
So wie der Anblick eines guten Stücks milchweißer Haut zwischen Idess hochgerutschtem Tanktop und ihrer tief sitzenden Jeans. Sein Magen knurrte, und sein Schwanz wurde hart, als sein Körper ein Tauziehen zwischen zwei verschiedenen Arten von Hunger ausführte.
»Hast du Hunger?«
»Und wie.«
In ihren Augen leuchtete Bedauern auf. »Es tut mir wirklich leid, Lore. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt, jemanden gefangen zu halten.«
»Ja, man merkt, dass du ein Neuling auf dem Gebiet bist«, erwiderte er schroff. Er wusste nicht, wie er mit einer Entführerin umgehen sollte, die im Grunde wirklich nett war. Wenn sie ihn geschlagen oder verhöhnt oder einfach überhaupt nichts gesagt hätte, wäre er in seinem Element gewesen. Aber Idess vermittelte ihm das Gefühl völliger Hilflosigkeit, wo er dochnormalerweisein jeder Situation genau wusste, was zu tun war.
Dazu kam, dass sie ihn in einem Zustand ständiger Erregung hielt, und er wusste definitiv, was er in dieser Situation zu tun hatte.
Er musste sie dazu bringen, die Kleider abzulegen. Und er musste ihr Ketten anlegen. Und wenn er die Signale, die sie ihm gegeben hatte, während und nachdem sie sich von ihm genährt hatte, nicht völlig falsch gedeutet hatte, hätte sie überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Nein, sie war heiß auf ihn, dessen war er sich sicher.
Sie ließ sich neben ihm aufs Bett sinken und streckte die Hand aus, um sie ihm auf die Wange zu legen. Diese Geste war so zärtlich, so intim, dass er wieder einmal unsicher war, wie er darauf reagieren sollte. Sein Kopf fühlte sich an wie ein verdammter Pingpongball.
»Es tut mir leid, dass ich so lange fort war. Ob du’s glaubst oder nicht, ich versuche wirklich, einen Ausweg für uns alle zu finden.«
»Äh … Schlüssel?«, schlug er vor. »Das wäre jedenfalls ein Ausweg für mich.«
Einer ihrer Mundwinkel hob sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Netter Versuch.«
»Ist das ein Nein?«
»Das ist ein Nein.«
Er sah auf die Tüte. »Könnte ich dann wenigstens was zu essen haben?«
»Ich war nicht sicher, was du magst, darum habe ich Cola, Burger, Pommes, kleine Kartoffelröstis und ein Hähnchensandwich mitgebracht.« Sie warf ihm einen flehentlichen Welpenblick zu, der etwas in seinem Inneren schmelzen ließ, wo doch für diese Frau wirklich überhaupt nichts schmelzen sollte. Sein Schwanz zuckte. Okay, vielleicht schmolz also doch nicht alles dahin.
»Im Augenblick würde ich sogar einen verdammten Kaktus essen«, murmelte er.
Ihre Schulten sackten nach unten. Und er fühlte sich tatsächlich schlecht, weil er ihr die Laune verdorben hatte.
Willkommen zum Stockholm-Syndrom.
Sie reichte ihm die Tüte und wartete, während er das Hähnchensandwich und die Pommes hinunterschlang. Als sein Magen endlich aufhörte, lautstark zu rebellieren, verlangsamte er sein Tempo. »Also, erzähl mir doch mal was von dir.«
Sie blinzelte. »Von mir? Da gibt’s nichts zu erzählen.«
»Du bist zweitausend Jahre alt und willst mir weismachen, dass es da nichts in deinem Leben gibt, worüber es sich zu sprechen lohnt?« Er kippte die Hälfte der Cola auf einmal runter. »Erzähl mir, wie du geboren wurdest. Waren deine Eltern Menschen?«
Eine Zeit lang saß sie einfach nur da; so lange, dass er inzwischen einen der beiden Burger essen konnte. Als sie schließlich sprach, hob sie ihre zarte Hand und spielte abwesend mit ihrem Pferdeschwanz. »Ich wurde von einem Engel geboren … noch im Säuglingsalter hat man mich mit der wahren Tochter meiner sterblichen Eltern ausgetauscht. Sie waren Sklaven in einem reichen römischen Haushalt.«
»Dann bist du also in dem Glauben aufgewachsen, ein Mensch zu sein?«
»Ja.«
Genau wie er, aber tief in seinem Inneren hatte er sich immer schon anders gefühlt. Doch im Nachhinein war man natürlich immer schlauer. Seine Mutter hatte ihm auch den einen oder anderen kleinen Hinweis auf seine wahre Herkunft gegeben, zum Beispiel, als sie laut geschrien hatte: » Du bist die Ausgeburt des Teufels! « oder » Ich hätte nie zulassen dürfen, dass dieser Dämon seine Saat in meinen Schoß legt. « Sicher, all die Ärzte in dem Sanatorium versicherten ihm immer wieder, dass seine Mutter verrückt war. Aber es war doch auffällig, dass ihre Wahnvorstellungen immer dieselben blieben und die Freunde, die in jener Nacht, in der sie »Satan heraufbeschworen« hatten, alles bestätigten,
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