Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
was seine Mutter sagte. Sie hatten nicht geglaubt, dass der dunkelhaarige Fremde mit den Tätowierungen auf einem Arm Satan höchstpersönlich gewesen sei – aber sie waren sicher, dass es sich bei ihm um eine Art Dämon oder aber um einen gewieften Betrüger gehandelt hatte.
Wie sich später herausgestellt hatte, hatten sie in beiden Punkten richtig gelegen.
»Gab es denn irgendetwas Auffälliges an dir?«, fragte er, in erster Linie, um die Gedanken an seine Vergangenheit zu verdrängen. »Hast du dich anders gefühlt als all die anderen?«
»Nicht unbedingt.« Sie drehte einen der Goldreifen in ihrem Haar, so, wie sie ihre Handfläche um seinen Schwanz gedreht hatte. »Bis zu meinem neunzehnten Geburtstag hatte ich das Gefühl, genau da zu sein, wo ich hingehörte.«
»Dann hast du also ein normales Leben geführt? Verheiratet? Kinder?«
»Nicht mal annähernd.«
Er war kein Historiker, aber er hätte gedacht, dass Idess damals, als die Lebenserwartung noch kürzer war und Mädchen jung heirateten, eine Rarität dargestellt hatte. Es war vermutlich nicht sehr höflich, danach zu fragen, aber schließlich war es auch unhöflich, jemanden an sein Bett zu ketten, also scheiß drauf.
»Warum nicht?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Er zerrte an seinen Ketten. »Zufällig hab ich gerade nichts anderes vor.«
Idess rutschte auf dem Bett hin und her, aber er ahnte, dass dieses Thema ihr niemals leichtfallen würde, ganz egal, wie bequem sie saß. Da hatte er definitiv einen wunden Punkt entdeckt.
»Im Alter von sechzehn wurde ich dem Sohn eines Adligen zum Geschenk gemacht.«
»Aber hättest du nicht selbst von adliger Herkunft sein müssen, um zu heiraten?«
»Es ging nicht um Heirat.«
Ihre schmerzerfüllte Stimme ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. »Um Sex? Wie bei einer Prostituierten?«
»Als Geliebte. Man hielt mich für sehr schön«, sagte sie ohne den geringsten Stolz. »Meine Jungfräulichkeit war das Geschenk. Ich war zwei Jahre bei ihm, aber als er sich schließlich eine Frau nahm, wurde ich zu einem Freund von ihm geschickt, der sehr grausam war. Wenn ich ihn zufriedenstellte, würde ich entweder seine Geliebte werden oder aber ein Spielzeug, das er mit seinen Freunden zu teilen gedachte.«
»Dein Herr war ein Riesenarschloch.« Mann, er wünschte, er könnte in der Zeit zurückreisen und dem Kerl in den Hintern treten. Und zwar mit Schmackes.
Sie lachte. »Ehe er mich anrühren konnte, kam mein Bruder Rami, um mich zu holen, und dieser Freund starb nur wenige Jahre später einen angemessen schrecklichen Tod auf dem Schlachtfeld.«
Das Schnurren in seiner Stimme zeigte deutlich seine Zustimmung zu dieser Maßnahme. »Gott, ich liebe blutdürstige Frauen.«
»Na ja, du bist und bleibst halt ein Assassine.«
»Das war ich aber nicht immer.« Ein Anflug von Abwehrhaltung hatte sich in seine Stimme geschlichen. »Ich bin mehr als ein Mörder.« Obwohl … entsprach das denn wirklich der Wahrheit? Sogar er selbst bezweifelte es. Seit dem Tag, an dem er seine Gabe erhalten hatte, war er nur noch ein Mörder gewesen und sonst nichts. Und seit er für Detharu arbeitete, war sein Status als Mörder endgültig festgeschrieben. Er hatte sich sogar den Titel des Ersten Assassinen verdient. Tolle Leistung. Ja, er konnte wirklich stolz darauf sein, dass er so gut im Töten von Leuten war, dass er einen Preis verdient hatte.
Er war echt ein Stück Scheiße.
»Was meinst du mit ›mehr‹?« In ihrer Stimme lag keine Verurteilung, nur Neugier.
Doch er konnte ihre Frage nicht beantworten. Ihre Hand lag auf seiner Brust, gleich über seinem Sklavenzeichen, und eine süße, balsamartige Hitze legte sich auf seine Haut.
»Dein Herr … hierdurch kann er dich herbeirufen, stimmt’s?«
»Ja«, erwiderte er heiser. Er konzentrierte sich darauf, seine Libido herunterzufahren, konzentrierte sich auf das seltsam kühlende Gefühl in ihrer Hand. Aber es funktionierte nicht. »Er versucht es schon den ganzen Tag.«
Ihre Hand erstarrte, und ihre Fingernägel gruben sich in seine Haut. Das daraus folgende köstliche Gefühl von Lust und Schmerz verschlug ihm den Atem. »Was passiert, wenn du nicht zu ihm gehst?«
»Der Schmerz wird nach und nach immer schlimmer werden, bis ich gehen muss oder tödliche Qualen erleide.«
Erschrocken sog sie den Atem ein. »Wie lange?«
»Kommt drauf an, wie dringend er mich sehen will. Aber ich kann dir jetzt schon versichern, dass er immer einen schrecklichen Aufstand
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