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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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ist.« Gems Stimme klang angespannt, was unter den Umständen vollkommen verständlich war. »Du hast einen neuen Bruder und eine neue Schwester, die du beschützen möchtest. Aber ich sage dir hier und jetzt: Sollte Kynan irgendetwas zustoßen, kann nicht einmal Tayla dich vor meinem Zorn bewahren.«

13
    Lore glaubte nicht, eine Dusche schon mal mehr genossen zu haben. Zugegeben, so lange war er gar nicht angekettet gewesen, aber im Allgemeinen duschte er zweimal am Tag, und darauf verzichten zu müssen, hatte ihm ganz schön die Laune vermiest.
    Zumindest konnte er Idess’ Schreie hier nicht mehr hören.
    Er hatte sie kurz gesäubert und war dann auf dem schnellsten Weg unter die Dusche geeilt, ohne sich um ihre Flüche, Drohungen und Bitten, sie gehen zu lassen, zu kümmern. Für kurze Zeit hatte sie sich dann beruhigt, aber er stand kaum eine halbe Stunde unter der Dusche, als sie schon wieder anfing, laut genug, dass er ihre Schreie der Marke »Lore, verdammt sollst du sein!« sogar über das Rauschen des Wassers vernahm.
    »Ich bin gleich wieder bei dir, mein Zuckerstückchen«, rief er und wappnete sich gegen ihre wutentbrannte Antwort.
    Er wurde nicht enttäuscht, und wenn er auch nicht hören konnte, was sie genau sagte, machte ihr Tonfall doch ausreichend klar, dass es jedenfalls kein Kompliment war. Dann sagte sie noch etwas. Etwas, das sich anhörte wie »Wo bleibst du nur?« und das ihn doch tatsächlich zum Lachen brachte. Solche Sehnsucht hatte sie also nach ihm.
    Das würde sich vermutlich ändern, wenn er sich erst mal um Kynan gekümmert hatte.
    Dieser Gedanke ernüchterte ihn schlagartig. Sins Leben stand auf dem Spiel, aber ebenso Idess’ Zukunft. Eigentlich sollte ihm das egal sein. Dass es ihm nicht gleichgültig war, würde zu nichts Gutem führen. So könnte er sie versehentlich töten, jetzt, wo er die Bracken-Handschellen nicht mehr trug. Oder aber er kam am Ende noch auf die Idee, Kynan zu verschonen.
    Mist. Jetzt dachte er doch tatsächlich schon darüber nach, Kynans Leben zu verschonen. Nicht, dass er das tatsächlich tun würde. Ganz gewiss nicht. Aber vielleicht könnte er das Ganze ja verschieben, während Idess versuchte herauszufinden, wer den Mord in Auftrag gegeben hatte.
    Ihn aufzuschieben wäre dumm. Aufschieben führte grundsätzlich dazu, dass in letzter Minute noch irgendein Scheiß schiefging. Immer. Aber vielleicht könnte er –
    Immer.
    Aber –
    Immer.
    Verdammt! Eiligst drehte er das Wasser zu und trocknete sich ab, während er die schlimmsten Flüche vor sich hinmurmelte, die ihm gerade einfielen. Es nervte, dass er dieselben alten Klamotten wieder anziehen musste, aber es war besser als nichts. Während er seine Hose schloss, gab Idess einen komischen Laut von sich.
    »Idess?« Eine Sekunde lang war nichts zu hören. Doch in dieser Sekunde filterte sein Hirn noch einmal die Worte, die ihn unter der Dusche erreicht hatten. »Wo bleibst du nur?« Er warf einen Blick auf die Uhr. Drei Uhr New Yorker Zeit.
    Es ist drei Uhr. Nicht Wo bleibst du nur .
    Mist!
    »Lore!« Ihr schmerzerfüllter Schrei bohrte sich in sein Hirn, als er so schnell durch die Badezimmertür brach, dass das Ding aus den Angeln gerissen wurde. Der Albtraum, der ihn empfing, brachte ihn wesentlich effektiver zum Stehen, als wenn er gegen eine Mauer gelaufen wäre.
    Idess … auf dem Bett … in ihrer Schulter steckte ein Gargantua-Dolch. Sin stand in der Schlafzimmertür und bereitete sich darauf vor, ein Wurfmesser fliegen zu lassen.
    »Nein!« Mit einem Sprung stürzte er sich auf Idess, um sie zu schützen. Im nächsten Augenblick verspürte er einen brennenden Schmerz im Hals. Er fiel wie ein Stein auf das Bett und konnte nur noch versuchen, ein wenig auszuweichen, um sie nicht mit seinem Körpergewicht zu zerquetschen. Blut spritzte überall um ihn herum, und als er eine bebende Hand an seinen Hals hob, wusste er, was er finden würde.
    Sins Wurfmesser.
    Ihr Schrei übertönte das laute Pochen seines Pulses, das in seinen Ohren dröhnte. Sin schrie niemals. Das war nicht gut. Vor seinen Augen verschwamm alles, und er hörte auch nicht mehr allzu gut, und dann war auf einmal seine Schwester neben ihm, und ihr Gesicht war tränenüberströmt.
    Sie weinte auch niemals.
    Das war noch viel schlimmer als nicht gut.
    »Es tut mir leid, Lore, o mein Gott, es tut mir ja so leid!«
    »Krankenhaus … Idess … auch«, brachte er mit letzter Kraft hervor, auch wenn seine Worte in einem Blutschwall beinahe

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