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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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sie nie in den Himmel aufsteigen und sich ihre Flügel verdienen.
    Sie war nur besorgt, weil er ihr Primori war.
    Die Lüge lastete tonnenschwer auf ihr, vor allem, als einer der Ärzte zurücktrat, um nach einem metallenen Instrument zu greifen, und sie Lores Hand über den Rand der Liege baumeln sah. Es war dieselbe Hand, mit der er sie berührt hatte, um ihr Lust zu bereiten. Und jetzt hing sie schlaff und leblos da, blutüberströmt.
    Ein noch schwereres Gewicht schien sich auf Idess’ Brustkorb zu senken. Bitte stirb nicht.
    Sein heraldi schmerzte, als ob jemand versuchte, es ihr mit einem stumpfen Löffel von der Haut zu schaben. Neben diesen schier unerträglichen Schmerzen erschien das Messer, das in ihrer Schulter steckte, kaum schlimmer als ein Insektenstich.
    Stirb nicht! Sie zog sich tief in ihr Inneres zurück, auf der Suche nach der Gabe, die sie nicht benutzen durfte; die, die die Macht hatte zu heilen oder zu töten, wobei sie nie wusste, was von beidem am Ende herauskommen würde. Aber Lore würde so oder so sterben, also sollte sie es zumindest versuchen und auf ein positives Resultat hoffen –
    Eidolon kam aus dem Höllentor gestürzt. Gott sei Dank. Wenn irgendjemand Lore retten konnte, dann er. Sein Haar war verstrubbelt, das Hemd steckte nicht richtig in der Hose und war nur zur Hälfte zugeknöpft, und er sah sie nicht einmal richtig an, als er in das Zimmer eilte. Augenblicklich leuchtete sein Dermoire auf, er gab mit barscher Stimme einen Befehl nach dem anderen und rief laut nach einem OP .
    Dann rollte Eidolon Lore auch schon aus dem Zimmer und blieb nur lange genug stehen, um Sin zu versichern: »Ich halte dich auf dem Laufenden.«

14
    Sin ertrug das Warten nicht. Sie konnte nicht einfach herumsitzen und gar nichts tun, während ihr Bruder auf dem Operationstisch im Sterben lag.
    Galle stieg in ihrer Kehle auf, bitter und ätzend, denn was Lore zugestoßen war, war nicht allein Idess’ Fehler. Aber in diesem Moment war Sin nicht in der Lage, auch nur einen Teil der Schuld auf sich zu nehmen. In diesem Moment? Wohl eher niemals. Jedenfalls nicht, wenn Lore starb.
    Giftige Pfeile aus Wut brannten auf ihrer Haut. Sie rastete zwar nicht aus wie Lore, wenn er nicht genug Orgasmen am Tag hatte, aber sie wurde gereizt und fühlte sich schlecht, wenn sie sich vernachlässigte, und sie neigte dazu, schon bei der kleinsten Provokation aus der Haut zu fahren. Das würde ihrem Bruder allerdings nicht helfen, und möglicherweise würde sie alles nur noch schlimmer machen, wenn sie dem falschen Krankenhausmitarbeiter dumm kam.
    Die Warnzeichen waren jedenfalls schon da, von der brennenden Haut bis hin zu den Muskeln, die sich anfühlten, als würden sie gleich zerreißen, wenn sie nicht sofort etwas tat, um sie zu lockern. Sie konnte etwas ficken oder etwas töten; auf beide Arten würde sie zu der Erleichterung kommen, die sie brauchte.
    Sie beäugte Idess. Sie zu töten, würde den Druck sicherlich bestens ablassen. Nur schade, dass das keine Option war, und das nicht nur wegen des Zufluchtzaubers. Lore hatte sich nicht ohne Grund vor das Messer geworfen, das für sie bestimmt gewesen war, und bis Sin herausfand, welcher Grund das war, würde Idess ihren Kopf behalten.
    Darum flüchtete Sin, als Idess den Ärzten endlich gestattete, ihre Messerwunde zu behandeln. Am liebsten wäre sie ihrer Wut, ihrer Angst, ihren Gedanken einfach davongelaufen. Sie wusste nicht, wohin sie ging, aber alles war besser, als mutterseelenallein in ihrem eigenen Kopf zu stecken.
    Vielleicht gab es im Krankenhaus ja einen Fitnessraum, in dem sie einem Punchingball die Hölle heißmachen konnte. Oder ein Pub, in dem sie ihrer Leber die Hölle heißmachen konnte.
    Sie lief schneller. Sie musste irgendwohin .
    Doch ehe sie dort ankam, stieß sie auf Conall. Im wörtlichen Sinne. Er rannte in sie hinein, als er aus einem Zimmer trat, das wie eine Zahnarztpraxis aussah. Ein Eindruck, der von dem Schild an der Tür bestätigt wurde. Dämonische Zahnärzte? Ihre Brüder hatten aber auch wirklich an alles gedacht.
    »Hey.« Conall packte sie am Ellbogen und hielt sie fest. »Bist du okay?«
    »Lass es!«, fuhr sie ihn an. »Lass es einfach! Ich brauche eure Sorge nicht, oder deine oder irgendjemandes.«
    »Immer langsam.« Conall hob die Hände und trat zurück. »Jetzt beiß mir mal nicht gleich den Kopf ab.«
    Sie versuchte, ein Minimum an Schuldgefühlen zu empfinden, weil sie ihn so angeblafft hatte, aber sie hatte sich

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