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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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war ein tobendes Ungeheuer.« Er trat gegen einen rauchenden, etwa fußballgroßen Stein. »Damit hab ich ihr wohl mächtig Angst eingejagt. Ich hab das ganze Haus auseinandergenommen. Ich schätze, danach bin ich abgehauen. Ich war wohl ein paar Tage lang weg. Viel weiß ich aus der Zeit nicht mehr, nur noch ein paar Bruchstücke, an die ich aber nicht gern denke.«
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, zog sie aber im letzten Moment wieder zurück, da sie nicht wusste, ob er ihren Trost überhaupt wollte. »Tut mir leid.«
    »Ist ja auch egal. Schließlich ist es schon verdammt lange her.«
    Vielleicht, aber offensichtlich tat es immer noch weh. »Was ist mit Sin passiert? Ich meine, ist sie auch so ausgerastet wie du?«
    »Ich hab keine Ahnung.« Geschmeidig schleuderte er einen Wurfstern. Sie hätte es kaum bemerkt, wenn nicht auf einmal direkt vor ihnen ein geflügelter Dämon aus der Luft gefallen wäre, in dessen Augen die Waffe steckte. Sie würde hier sicher noch mal einen Herzanfall bekommen. Er hingegen tat so, als machten sie nur einen Spaziergang im Park. »Wir haben nie davon gesprochen.«
    Nie davon gesprochen? Idess und Rami hatten über alles gesprochen. Sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Zugegeben, sie hatten ja auch Jahrhunderte miteinander verbracht, und Sin und Lore war nur ein Bruchteil davon vergönnt gewesen, aber es erschien ihr trotzdem seltsam angesichts der Tatsache, wie viel den beiden aneinander lag.
    Sie sah zu, wie er sich seine Waffe wiederholte und an der ledrigen Haut der Kreatur sauber wischte. »Was hat sie gesagt, als du endlich wieder nach Hause gekommen bist?«
    Er steckte den Wurfstern wieder in das entsprechende Holster an seiner Hüfte und schlug eine schnellere Gangart an. »Wir sind fast da.«
    »Lore.« Sie holte ihn ein. »Was hat sie gesagt?«
    Er klopfte seine Jacke ab und stieß einen Fluch aus. »Jetzt hab ich doch meine Wurfpfeile vergessen.« Erneut senkte sich Stille auf sie herab, während sie weitermarschierten. Schließlich stieß er einen lang gezogenen Seufzer aus. »Ich habe sie hintergangen und im Stich gelassen. Es war hässlich, und ich möchte nicht mehr darüber reden.«
    Sie packte seinen Arm und zwang ihn, stehen zu bleiben. »Sag mir, dass du sie um Verzeihung gebeten hast.«
    Mit gerunzelter Stirn sah er auf sie hinab. »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Es ist nur … wenn du es nicht tust, bekommst du vielleicht nie wieder die Chance dazu. Und dann würdest du es für den Rest deines Lebens bedauern.«
    »Das klingt fast so, als hättest du so was selbst schon mal erlebt«, murmelte er, aber sie verstand ihn trotz der knurrenden Erde und der grauenhaften Schreie, die von allen Seiten zu hören waren.
    »Das tue ich.«
    Seine Augen waren ununterbrochen in Bewegung, hellwach suchten sie nach möglichen Bedrohungen. Aber gleichzeitig schien er sich alle Mühe zu geben, sie nicht anzusehen. »Sie weiß, dass es mir leidtut.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Seine Miene wurde noch finsterer. »Ich bezahle jeden Tag für das, was ich getan habe.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Vertrau mir, das ist es.« Irgendetwas kreischte ganz in der Nähe, sodass sie zusammenzuckte. »Sie weiß es.«
    »Woher?«
    »Gott, du bist aber auch hartnäckig«, murmelte er.
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust und begann, ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden zu tippen, doch als der Boden mit einem Bellen protestierte, erstarrte sie und entschied, dass es vielleicht doch eine gute Idee wäre, sich den Rest des Wegs von Lore tragen zu lassen.
    »Ihretwegen wurde ich zum Assassinen, okay? Vor dreißig Jahren hatte sie Probleme mit Detharu und ist zu mir gekommen. Da hatten wir uns seit ungefähr fünfundsiebzig Jahren nicht mehr gesehen, was dir einen Eindruck davon geben dürfte, wie verzweifelt sie gewesen sein muss. Er hatte damals vor, sie als Sklavin in einen Blutstollen zu verkaufen.«
    Idess drehte es den Magen um. Du meine Güte. Sie selbst war noch nie in einer dieser dämonischen Versionen einer Opiumhöhle samt Bordell gewesen, hatte aber genug davon gehört, um Sins Angst nachzuvollziehen. Es gab Menschen und Dämonen, die freiwillig teilnahmen, aber andere wurden dazu gezwungen. Sie wurden unter Drogen gesetzt und in die sogenannten »Gruben« gebracht, wo Blutsauger wie Vampire trinken und dabei high werden konnten, während sie die Menschen gleichzeitig missbrauchten. Jeder Stollen hatte andere Regeln, was die Behandlung der Menschen betraf, doch selbst

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