Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
Zeit, dass wir endlich zusammenarbeiten. Anfangen, einander zu vertrauen.«
Er lachte, wurde aber schnell wieder ernst. »Guter Gott, du meinst das ernst.«
Sie nickte. »Ich muss Kynan beschützen, aber ich muss auch dich beschützen. Es ist offensichtlich, dass irgendjemand es auf meine Primori abgesehen hat. Die Schlüssel, das seid ihr, du und deine Schwester. Ihr werdet mir dabei helfen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Kynan bleibt am Leben, und deine Brüder sind keine Bedrohung mehr für dich. So werden wir alle gewinnen.«
Sicher, es ergab durchaus einen Sinn, die Sache mit vereinten Kräften anzugehen. Aber es würde auch dazu führen, dass sie alle auf einem Haufen hockten, wenn er sich am wenigsten erlauben konnte, sich durch sie ablenken zu lassen. Denn er bezweifelte, dass es ihr gelingen würde, den Auftraggeber ausfindig zu machen. Was bedeutete, dass er gezwungen sein würde, Kynan zu töten. Und je näher er Idess kam, desto schwerer würde ihm das fallen.
Aber falls ihr Plan funktionierte, würde sich Idess ihre Flügel verdienen, und Sin würde am Leben bleiben. Genau wie Kynan, der Mistkerl.
»Okay, was muss ich tun, jetzt gleich, damit du mir diese Ketten abnimmst?«
»Du musst mich zu deinem Herrn bringen.«
»Das kannst du vergessen. Wer nicht sein Zeichen trägt, kommt nicht an seinen Wachen vorbei und kann nicht in sein Versteck eindringen.« Lore könnte die Wachen töten, aber er würde auf keinen Fall riskieren, Deth wütend zu machen, solange Sin nicht in Sicherheit war. »Und das heißt, der einzige Weg, wie du an Detharu herankommen könntest, wäre durch die Gilde, und, vertrau mir, das willst du ganz bestimmt nicht.«
Sie schob sich näher an ihn heran und legte ihm in einer schmerzlich langsamen Bewegung die Hand auf sein Sklavenzeichen. Ihre Berührung war wie ein Hieb in die Seele, und er musste die Zähne zusammenbeißen und die Hände zu Fäusten ballen, um nicht zu zittern. »Warum nicht?«
Es dauerte volle dreißig Sekunden, ehe er antworten konnte, ohne zu klingen, als hätte er seine Hoden bei einem Arbeitsunfall verloren. »Weil sie dir nichts verraten werden. Es spielt keine Rolle, wie viel du ihnen bezahlst oder womit du ihnen drohst. So etwas würden sie höchstens dann verraten, wenn du ihnen etwas wirklich Wertvolles anbieten würdest, und selbst dann würde ich der Information, die sie dir geben, nicht vertrauen. Assassinen haben nicht umsonst den Ruf, dass sie Geheimnisse für sich behalten können. Andernfalls würde niemand mit ihnen Geschäfte machen.«
Auch wenn ihr Gesicht ein wenig Farbe verlor, brachte sie ein Lächeln zustande. »Nun, dann werde ich ihnen wohl etwas wirklich Wertvolles anbieten müssen. Wir gehen, und du wirst mich zu ihnen bringen.« Er hätte ja protestiert, aber sie löste die Fessel um sein linkes Handgelenk – und er würde ihr sogar versprechen, sie bis zum Mars zu bringen, wenn sie auch seinen anderen Arm befreite. »Oh, und du hättest ruhig diesen kleinen Defekt erwähnen können.«
»Defekt?«
Sie zeigte auf seinen rechten Arm, der von den Fingerspitzen bis zur Schultern dick mit Gaze und Klebeband eingehüllt war. »Du weißt schon, die Kleinigkeit, dass du mich mit einer einzigen Berührung umbringen könntest.«
Aufgeflogen . »Ach so. Das. Eine unbedeutende Sache. Und du wirst dich erinnern, dass ich dir sagte, du sollst den Arm nicht anfassen.«
»Ja, weil dein Arm angeblich schmerzempfindlich wäre.«
»Das ist er auch.«
»Darüber werden wir uns später noch einmal unterhalten.« Sie reichte ihm seinen Gargantuaknochen-Dolch. »Jetzt müssen wir erst mal zusehen, dass wir dich aus dem Krankenhaus rausbekommen. Lebend.«
16
Lore aus dem Krankenhaus zu schaffen, erwies sich als gar nicht so schwierig. Sein Zimmer lag in der Nähe der Notaufnahme, und während Sin zur Ablenkung am Höllentor einen Riesenaufstand veranstaltete, waren Idess und Lore auf den Parkplatz hinausgehuscht, von wo aus Idess sie fortblitzte.
Mit der Gilde der Assassinen Kontakt aufzunehmen, würde schon sehr viel schwieriger werden. Ihr Hauptquartier lag in Sheoul, was ein extrem gefährlicher Ort für Engel war. Vor allem für solche, die noch nicht aszendiert waren, da die leichter zu töten und jeglicher Art von Verderbtheit gegenüber anfälliger waren.
Was die Sache noch riskanter machte, war, dass sich Idess als Noch-nicht-ganz-Engel nicht nach Sheoul hinein- oder wieder hinausblitzen konnte. Dorthin konnte sie nur gelangen,
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