Demor - Einfach bösartig (German Edition)
außerhalb Demors Befehlsgewalt. Wie ein verletzter Lindwurm schlug der Hals umher. Sie saßen auf einem Fluggerät, das außer Kontrolle geraten war. Dabei lag Ziel in Sichtweite. Der höchste Gipfel tauchte vor ihnen wie eine Wegmarkierung auf. Das Haus des Erzählers.
»Tut etwas oder wir sterben!«, rief Dalir.
»Ja, landen!«
Ein erneutes Dröhnen in den Bergen, lauter als zuvor. Es hatte den Anschein, als riefe ein fremder Herr den Drachen zu sich. Doch es war ein Irrtum. Diesen Drachen rief nur noch der Zerfall. Unter Demors Händen begannen die Knochen des Luftgiganten zu brechen.
»Wir schaffen es nicht!«, schallte Dalirs Stimme in seinem Rücken.
»Ich bin offen für jegliche Eingebung«, gab er zurück.
Ein Beingelenk löste sich vom Drachenkörper und fiel als Staubspur in die Tiefe. Auch an zahlreichen anderen Stellen bröselte es. Das Skelett fiel auseinander.
Die Hütte geriet außer Sichtfeld. Selbst wenn der Rumpf nicht unter ihren Hintern wegbrach, so würden sie dennoch an den Felsen zerschellen. Terk hielt direkt auf das Gestein zu.
Hoch! Hoch! Bei den allmächtigen Gebeinen! Ich befehle dir, deinen letzten Dienst zu verrichten!
Die äußeren Spitzen der Schwingen begannen sich in Staubwolken aufzulösen. Die kalte Wand vor ihnen wuchs zu einer Barriere. Der Drache schnaufte in verzagten Zügen.
Noch steckte ein Funken Lebenskraft in ihm. Der einstige König, der rechtmäßige Nachfahre der Ka’ia, der Überwinder der Herrschaft des dunklen Drachenlords, durfte nicht von leblosem Gestein bezwungen werden.
Der mächtige Schädel tönte wie ein hohles Erz, bevor er entzweibrach.
Sie schrien aus Leibeskräften.
Dann schlugen sie auf.
Das Ende aller Erzählungen
Sie landeten im Schnee. Allerdings bedeutete weiß noch lange nicht weich .
»Spitze durchbohren Bult. Schwer verletzt. Spüren Kälte.«
»Du liegst auf meinem Knie! Und jetzt runter von mir, Faulpelz!«, wetterte Demor und spuckte dabei weiße Flocken.
Dem Kopflosen war es nicht besser ergangen. Mit vorgebeugtem Oberkörper hüpfte er herum und versuchte den Schnee aus seinem Kragen zu bekommen.
»Bleib endlich stehen!« Dalir rannte hinter ihm her. »Ich will dir nur das Leben retten, sonst erstickst du noch an dem Zeug!«
Mit der Laune eines Sauertopfs trat Demor gegen die Knochenreste des Drachens. Wo er sie traf, zerfielen sie zu Mehl und lösten sich schließlich gänzlich auf. Zweimal murmelte er die Auferstehungsformel und zweimal rührte sich nicht das kleinste Glied.
»Seien kaputt. Bult müssen bis Lebensende in Eis frieren, weil Groll Bult hier nicht finden.« Das Klagen des Orks klang mehr nach einem Heulen. Erfolglos versuchte er, seinen Helm über die Ohren zu ziehen.
Mit dem Stab täuschte Demor einen Schlag an. Bult zog den Kopf ein.
»Denk nach! Nutz das wenige Gehirn, das dein Gott dir gegeben hat! Mit dem Drachen kommen wir jedenfalls nicht wieder nach unten. Irgendetwas stört meine Gedankenkontrolle.« Demor überlegte und kratzte sich am Hals.
»Müssen wir uns Sorgen machen um Eure Allmacht?«, fragte Dalir mit einer Besonnenheit, als wären sie eben nicht am Ende der Welt notgelandet.
Demor beließ es bei einem verdeckten Grinsen hinter seinem Mundschutz. Er drängte zur Hütte, aus der noch immer Rauch aufstieg.
Mit einem mulmigen Gefühl, als fürchtete er, die Wahrheit könnte ihnen auf den Kopf fallen, betrat er das fensterlose Refugium des Erzählers.
»Wir sind zurück, um die letzten Details zu klären«, sprach Demor in die Stube hinein. »Gebt es zu, mit uns habt Ihr nicht gerechnet.«
»Eure Angstschreie sind bis ins Elfenland zu hören gewesen«, konterte der Erzähler und zog genüsslich an einer Pfeife, während er in seinem Schaukelstuhl wippte und sich das lodernde Kaminfeuer auf seinem Gesicht widerspiegelte. Südländisches Tabakkraut verbreitete einen süßlichen Geruch im Raum.
»Wie ich sehe, habt Ihr Schwierigkeiten, die Pfeife zu halten. Das kommt davon, wenn man die Hände überall im Spiel hat.«
»Tragt Ihr Furcht in Euch, dass Ihr auf Wortwitz zurückgreift?«
Demor bedeutete seinen Leuten, sich im Raum zu verteilen, um auf Überraschungen effektiv reagieren zu können. Sodann antworte er mit der Ehrlichkeit eines Geldwechslers: »In meinen Knochen ruht der unerschütterliche Gleichmut von Jahrhunderten. Angst und Schrecken sind es, die vor mir herziehen und mein Kommen ankündigen. Die Zeiten der Nettigkeiten sind vorbei, alter Mann. Meine Ära ist
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