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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Vega
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angebrochen und ich verspüre nicht den Drang, mich von einfältigen Worten überrumpeln zu lassen.«
    Der Erzähler sah deutlich zerfurchter aus als beim ersten Treffen. Der Kopf hing schwer auf der Brust und die Arme zitterten bei jedem Zug an der Pfeife. »Weshalb seid Ihr dann gekommen?«, fragte er. Nur seine Stimme klang frisch wie eh und je.
    »Weil ich Antworten benötige und keine Halbwahrheiten. Ihr habt mich hintergangen, elender Märchenonkel!«
    »Fragen von Bedeutung habt Ihr nicht gestellt. Ich gab Euch alle Hinweise, aber Ihr hörtet nicht zu. Das, was Ihr getan habt, ist geschehen.«
    »Schluss mit diesem rätselhaften Gerede! Was passiert mit der Welt?«, donnerte Demor und selbst das Feuer schien unter dem drohenden Tonfall zu ersticken.
    Bult stellte sich hinter den Schaukelstuhl. Der Erzähler fuhr zusammen und drückte sich gegen die Rückenlehne, als wollte er mit ihr verschmelzen. »Grobschlächtiger Teufel, was willst du mir diesmal brechen? Das Herz?«
    Wortlos, aber mit dem Geräusch eines hungrigen Bären, packte Bult den Stuhl und schwang ihn herum, sodass der Alte Demor frontal zugewandt saß. Furcht und Entschlossenheit kämpften in der Miene des Erzählers.
    Ein Posaunenhorn ertönte in der Ferne.
    Demor und seine Begleiter duckten sich. Der Lich suchte nach der Herkunft des Rufes, doch er fand nur graue Steinwände.
    Ein kümmerliches Lachen drang vom Schaukelstuhl herüber. Demor betrachtete den Erzähler mit abschätzenden Blicken. Keiner sagte etwas. Stillschweigen erfüllte den Raum und nur der Wind rief von draußen mit leisen Pfeifentönen.
    »Deswegen seid Ihr hier«, durchbrach der Alte die fragende Lautlosigkeit. »Der Weltenverschlinger ist der neue Herrscher und er kommt, um alles vor euren Augen zu zerstören.«
    »Der Weltenverschlinger?«, fragte Dalir, bevor Demor etwas sagen konnte.
    Der Erzähler nickte, ein durchtriebenes Lächeln breitete sich zwischen seinem weißen Bart aus. Einen solchen Ausdruck kannte Demor sonst nur von einem Kobold oder einem Omer, der glaubte, Quaan, dem Gott des Geldes, persönlich begegnet zu sein. Im Blick des Gegenübers lag eine Überlegenheit, wie er sie lange nicht mehr bei einem Lebenden gesehen hatte.
    »Ganz recht, der Weltenverschlinger. Ein Leviathan. Ein Wesen, über das nicht einmal die Götter Macht haben. Sein Reich liegt zwischen den Sphären. Und dort, wo eine Welt stirbt, taucht er auf und verschlingt diese.«
    »Märchen«, zischte Demor und zeigte eine abwinkende Geste.
    »Ihr könnt sehen und doch seid Ihr blind.« Der Erzähler nahm den Blick von Demor und schaute zu Dalir. »Sagt Ihr mir, was habt ihr entdeckt, als ihr von hier fortgeflogen seid?«
    Die Halbdämonin zögerte. »Tod und Zerstörung. Gewaltige Erdbewegungen. Die Menschen flüchten. Und Sighelmsquell … es war … verschwunden. Vom Erdboden verschluckt.« Etwas Klagendes lag in ihren Worten.
    Mit einer Art Bekümmerung schaute der Alte zu Boden und nickte kaum sichtbar. »Heimat … Ihr sehnt Euch danach und nun verliert Ihr die Hoffnung auf einen Ort der Geborgenheit. Ist es nicht so, Dalir Criangold? Ihr habt jemanden gefunden, der Eure Seele retten kann und Euch Zuneigung schenkt. Und nun gibt es keinen Zukunftsglauben mehr. Fantastika stirbt. Steht es nicht so in Eurem Herzen? Dem Herzen, das ein Stein gewesen ist?« Er sah sie durchdringend an.
    Der Kopflose wandte sich Dalir zu, blieb jedoch an seinem Fleck.
    Die Eiserne Jungfrau wischte sich über die Augen. Die langen Haare hingen ihr ins Gesicht und bedeckten es.
    »Geschwätz!«, unterbrach Demor ungeduldig.
    »Nein!«, entgegnete Dalir forsch. »Nein. Es stimmt. Das erste Mal in meinem Leben verspüre ich eine Handvoll Glück. Im Laufe der Reise habe ich gehofft, meine Bestimmung zu finden. Ihr seid ein grausamer Herr und der Tod folgt Euch wie die Spur einer Schnecke. Doch etwas tief in Eurem Inneren erinnerte mich an mich selbst. Eine Art Sehnsucht nach einer verloren gegangenen Sache. Und letztlich stand er an Eurer Seite.« Sie zeigte auf den kopflosen Reiter. »Eine verlorene Seele. Er hat mich berührt. Er hat die Fesseln gesprengt, die mich rastlos machten.« Sie machte eine Pause und schüttelte den Kopf. »Was geschieht hier?«
    Demor war unfähig, etwas zu erwidern. Die Halbdämonin war zerbrechlich wie Glas, die harte Hülle nur Fassade. Innerlich wusste er es längst und nun offenbarte sie sich der ganzen Welt. Er wollte zornig sein, konnte es jedoch nicht. Wie gelähmt stand er

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