Demor - Einfach bösartig (German Edition)
keinen einzigen Gaul. Wir hier in Farnbühl sind einfache Leute, die sich ihr Brot zwischen Steinen und Unkraut erarbeiten müssen.«
Ein Pferd, ein Maultier und ein Karren
Mit seinem gepanzerten Handschuh schlug Demor den Vorsprecher unvermittelt nieder. »Was soll das heißen, ihr besitzt kein Pferd? Natürlich seid ihr arm, schließlich seid ihr ehrbare Leute«, blaffte er den vor ihm Winselnden an. »Aber eure Gäste werdet ihr wohl anständig verdienen!«
»Wie ich sagte, mein Herr, wir sind nicht begütert. Wir sind Bauern, keine Edelinge. Das letzte Ross ist vor vier Jahren an Altersschwäche gestorben«, heulte der Geschundene.
»Gestorben, sagst du? Wo liegt es begraben?«
Der Schwarzbart nickte unter Schluchzen. »Wir haben seine Überreste auf dem Acker im Norden verteilt.«
»Und sonst habt ihr uns nichts anzubieten?« Demor beugte seinen Kopf weit nach vorn und schwang drohend den Stab hin und her. Zögerlich fuhr der Mensch fort: »Ein Muli ist unser einziger Besitz. Nicht das kräftigste Tier und für eure Zwecke untauglich, uns jedoch ist es ein Schatz.«
Der Lich zischte. »Was soll ich denn mit einem Muli? Bin ich ein verarmter Taschenmagier, der um sein Brot betteln muss?«
»Gewiss nicht, doch Ihr habt gefragt und ich wollte ehrlich sein«, bibberte der Vorsprecher.
Demor schaute nachdenklich zu Bult, dem gelbe Essensreste aus den Mundwinkeln hingen. »Also gut, ich nehme das Maultier.«
»Aber Herr!«, bettelte der Vorsprecher mit weit aufgerissenem Mund.
»… und einen Karren noch dazu.«
Die Leute jammerten lauter. Flehend falteten sie die Hände und beugten sich zu seinen Füßen. »Wir haben nur dieses eine. Wenn ihr es nehmt, sind wir verloren.«
»Wie schade, vielleicht solltet ihr aber einfach härter …«
Weiter kam er nicht. Bult heulte wie von einem Skorpion gestochen auf. Fragend blickte Demor ihn an.
Der Ork rieb sich den Hinterkopf. »Garstiger Kobold waren es! Haben Bult mit Keule geschlagen. Sagen, wir gemeine Diebe sein.«
Für einen Moment erstarrte Demor der Unterkiefer in geöffneter Haltung. Wo zum Teufel sah diese Grünhaut hier einen Kobold? Weit und breit war kein Gnom zu sehen, sogar dieses Menschengesindel wagte sich nicht an diesen grobschlächtigen Kerl heran. Außerdem trug hier niemand eine Keule.
Als er die Fassung wiedererlangte, ging er zu seinem Begleiter und flüsterte durch zusammengebissene Zähne: »Sag deinem Kobold, er soll sich gefälligst um Dinge kümmern, von denen er etwas versteht. Blumen pflücken wäre ein grandioser Anfang.«
»Nichts nützen. Ich sagen das Kobold immer und immer. Er nicht hören. Er Bult ärgern.«
»Was?« Aus dem Augenwinkel sah Demor, dass die Leute sie anstarrten. Das Gejammer war verstummt. Er blickte in ängstliche und zugleich erwartungsvolle Gesichter. »Nun sieh dir an, was du uns eingebrockt hast! Diese Würmer verlieren den Respekt. Langsam wird diese Schüler-Lehrer-Beziehung zur Plage. Ich sollte dich hierlassen und allein weitergehen! Ich brauche weder Muli noch Karren, der tote Gaul ist mir gut genug.«
»Heißt das, der Herr belässt uns das Tier?«, mischte sich der Vorsprecher fast forsch ein.
»Von wegen!«, zischelte ihn Demor an, sodass dieser zurück in seine wimmernde Haltung verfiel. Einen Moment überlegte er, dann griff er in seine Manteltasche.
Ein blinkendes Stück Metall kreiste durch die Luft. Der Mensch schnappte danach, öffnete die Hand und begutachtete das Goldstück darin. Wie Tiere nach einem Regen reckten die anderen Dorfbewohner ihre Nasen, um einen Blick auf das Kleinod zu erhaschen. Der Bärtige drehte es, als hätte er niemals in seinem Leben eines dieser Geldstücke gesehen. Als er hineinbeißen wollte, baute sich Demor zu voller Größe auf und klopfte mit dem Stab drohend auf den Boden. Als Folge unterließ es der Mann und fragte stattdessen: »Wessen Abbild ist das?«
Brummig antwortete Demor: »Hast du jemals von Xerwolf Rothleib gehört? Der Menschen ersten König, auch genannt Xerwolf der Verdammte?«
Stumme Blicke unter den Versammelten, gefolgt vom Kopfschütteln des Vorsprechers. »Tut uns leid, mein Herr, wir leben weit ab von Sighelmsquell und all den prunkvollen Städten. Wir hören nur selten Kunde. Wie lange sitzt er schon auf dem Thron?«
Demor konnte nicht anders und stach mit dem Stabende nach ihm.
»Aber mein Herr, ich wusste nicht … So seht, ich bin ein einfältiger Tölpel.«
»Wahre Worte!«
»Aber der Muli bringt gut und gerne noch
Weitere Kostenlose Bücher