Demor - Einfach bösartig (German Edition)
zwölf Sommer den vollen Nutzen. Die neue Saat muss eingebracht werden. Sollte Euch dies nicht zwei weitere Münzen wert sein?«
Von derlei Dreistigkeit überrascht konnte Demor nicht anders. »Ich lass ihn deinen Kopf fressen«, er deutete auf Bult, »und nehme mein Goldstück und obendrein euer Tier an mich. Wie gefällt dir das?«
»Ihr habt recht, mein Herr! Doch ich flehe Euch an! Die zwei Münzen würden Euch nicht ärmer machen, unseren Familien jedoch helfen, über die anstehende Zeit zu kommen. Der Winter ist zu früh gekommen und obendrein mit der Härte eines Eiskönigs. Allerorts fürchtet man sich vor Eurer Stärke, gleichsam lobt man Eure Gerechtigkeit. Euer Name steht für jedweden fairen Handel.«
Gerade als Demor antworten wollte, knackte es hinter ihm, was ein Gefühl in ihm hervorrief, als ließe man Sand seinen Rücken hinunterrieseln. »Hörst du wohl auf, Steine zu knacken!«, schimpfte er Bult aus, der das Kauen sofort einstellte. Abfällig warf der Lich zwei weitere Goldmünzen zu Boden. Für etwas zu bezahlen war für Demor nichts Ungewöhnliches, und dieser Mensch feilschte hartnäckiger als ein Omer. »Das ist für das Maultier und den Karren.«
»Gewiss, gewiss! Der Herr nehme sich, wie ihm beliebt.« Und bei diesen Worten griff der Mann nach dem Geld, wie es eine Krähe nicht anders getan hätte.
»Wir benötigen noch eine Landkarte«, forderte Demor durchdringend.
»Eine Landkarte? Verzeihung, mein Herr, aber eine solche ist ein kostbarer Besitz. Unerschwinglich für uns vermögenslose Leute.«
»Du willst mir sagen, ich bekomme keine Karte in dieser Gegend?«
»Selbst wenn Euch jemand eine anbietet, so ist sie vermutlich von Lücken übersät. Die Wegeverzeichnisse der kleineren Städte und fahrenden Händler sind gezeichnet von Fehlern und stellen keinen Nutzen für Euch dar. Nur in Sighelmsquell oder weit im Norden in Farrenhöh sind genaue Landkarten zu finden. Oder Ihr wendet Euch nach Dunkelstätten, doch diesen Weg empfehle ich niemanden.«
»Die Gaunerstadt? Sie müsste im Nordosten liegen.«
»Ganz recht! Zweieinhalb Tagesreisen von hier, aber ich rate Euch, die Schwarzlohe zu umgehen.«
»Was werden wir dort finden?«
Geheimnisumwittert legte der Mensch den Finger auf den Mund und sprach ganz leise: »Nur den Tod. Das Morden von Menschen, säuseln die Geister der Bäume.«
»Sehe ich aus wie ein Mensch? Die Geschichten dieses Waldes sind noch älter als ich.«
Bult spannte das Maultier vor den Karren. Das Tier protestierte mit einem lautstarken Wiehern, welches am Ende in einen Esellaut überging.
Als er reichlich Vorräte – vermutlich mehr, als das gesamte Dorf innerhalb von sieben Soeluntergängen zu essen bekam – verstaut hatte, setzte er sich auf das Fuhrwerk. Auf dem Gespann sah der Ork aus wie ein fahrender Trödelhändler.
Als er seinen Begleiter betrachtete, heiterte Demors Laune so sehr auf, dass er dem vorlauten Dorfsprecher noch eine Dreingabe hinterlassen wollte. Während die Bewohner am Wegesrand standen und ihnen zusahen, wie sie sich zur Abfahrt bereit machten, verwünschte der Lich den Schwarzbärtigen mit einem unaufhörlichen Schatten.
Als würde sich die Erde auftun, entfernten sich die Umstehenden schreiend vom Verfluchten. Bevor der Mensch begriff, tauchte hinter ihm, von züngelndem Rauch umgeben, eine mannsgroße, schattenhafte Gestalt auf. Diese sagte nichts, tat nichts. Doch sie würde ihn begleiten bis an sein Lebensende.
Als sich der Vorsprecher umdrehte und sah, was geschehen war, rannte er kreischend davon – und der Schatten folgte ihm von da an auf Schritt und Tritt.
Jemand hielt Demors Mantel fest. Er sah an sich hinunter und entdeckte ein kleines Mädchen von höchstens drei Sommern mit verschmutzten Wangen und einem viel zu großen Kleid, das auf der Erde schleifte und den Saum grau färbte. Zu spät bemerkte seine Mutter es und kam angerannt, die Arme über den Kopf geschlagen. Doch da hatte das Kind bereits mit einem Lächeln und abgehakten Wörtern nach einem solch dunklen Begleiter gefragt.
Demor rieb sich die Hände. »An diesem kleinen Wunsch soll es nicht scheitern.«
Kaum hatte die Mutter die Tochter von dem untoten Zauberer fortgezogen, da tauchte auch schon ein Minischatten auf, kaum größer als die Spanne zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Mutter heulte auf und versuchte vergeblich, den kleinen schwarzen Mann zu zertreten.
»Sie wird sich dran gewöhnen.« Demor lachte hämisch.
Dann verließen sie
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