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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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einjagen«, sagte Thorpe. »Wenn die verdammten Medien
     nicht wären, würde ich meinen Jungs jetzt befehlen, das Feuer zu eröffnen.« Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Lim die Augen
     verdrehte.
    »Ich habe eine Botschaft für White«, sagte Thorpe. »Stellen Sie sich nicht dumm«, meinte er, als ich nicht reagierte. »Ich
     weiß, für wen Sie arbeiten.« Ich fragte mich, welcher von Whites vertrauenswürdigen Daveys mich verkauft hatte. Ich tippte
     auf den Typ, den ich in die Eier geboxt hatte. »Mr Lim hat länger als üblich gebraucht, um es herauszufinden, aber er hat
     immer Erfolg.«
    Lim reagierte nicht auf das Kompliment. Er wusste, dass ich unter dem linken Arm eine Pistole trug, hatte sie mir aber nicht
     abgenommen, als ich eingestiegen war. Die Tatsache, dass meine Hände nur einen halben Meter vom Hals seines Herrn entfernt
     waren, schien ihn ebenso wenig zu stören. Limsaß gegen das schwarze Leder gelehnt und beobachtete meine Schultern und Hände mit den halb geöffneten Augen einer sonnenbadenden
     Katze. Dieses Maß an Selbstgewissheit war geradezu beleidigend.
    »Wenn Sie White eine Botschaft übermitteln wollen, greifen Sie zum Telefon.«
    »Er hat vergessen, wie man den Hörer abnimmt.« Vor Zorn phosphoreszierten Thorpes Augen im Dämmerlicht der getönten Scheiben.
     »Sagen Sie ihm, er soll die Ältesten besser davon überzeugen, diesen Scheiß sein zu lassen, wenn sie wollen, dass das Land
     Montag zur Arbeit geht.«
    »Das klingt wie eine Drohung.«
    »Es ist eine Prophezeiung. So was lieben die doch.« Er blickte auf seinen belagerten Firmensitz, dessen Fassade noch immer
     eindrucksvoll und ungerührt aufragte. »Als meine Großmutter mich jeden Sonntag zur Kirche geschleppt hat, habe ich von der
     Kanzel nichts als leere Versprechungen gehört. Diese ganze Beterei hat keinen einzigen Arbeitsplatz geschaffen und nicht die
     Kugel eines einzigen Crack-Dealers aufgehalten. Damals habe ich begriffen, dass man von niemandem Hilfe erwarten kann – weder
     von der Regierung noch von Gott noch von den eigenen Leuten. Ich habe den Willen der Welt gesehen, und die Schwachen kommen
     darin nicht vor.«
    Thorpes kleiner philosophischer Exkurs war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte, und er blickte mich wieder an. »Sagen
     Sie ihm einfach, dass unsere Geduld so gut wie aufgebraucht ist.«
    »Es würde vielleicht helfen, wenn ich wüsste, auf wen sich der Plural bezieht.«
    »Er wird Bescheid wissen. In der Zwischenzeit erwarte ich von Ihnen, dass Sie mir Bescheid geben, was White im Schilde führt.«
    »Sie erwarten von mir, dass ich einen Mann wie White verrate?«
    »Ich zahle weit besser als er.«
    »Ich hatte mehr an seine Fähigkeit gedacht, Vergeltung zu üben.«
    »Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wenn es hart auf hart kommt, wissen wir beide, Sie und ich, ganz genau, wer dieses Land
     hier wirklich regiert.« Seine Stimme war so barsch und draufgängerisch wie immer, aber sein Zweitagebart und die blutunterlaufenen
     Augen sagten mir, dass er beruhigt werden wollte.
    »Das habe ich früher auch immer geglaubt.«
    Das war nicht die Antwort, die er sich gewünscht hatte, aber er ließ sie mir durchgehen. »Mr Lim wird die Details mit Ihnen
     besprechen. Er hat hier noch zu tun.«
    Lim öffnete die Tür, und ich begriff den Wink.
    Als wir beide draußen waren, warf Thorpe mir ein kleines Bündel Geldnoten zu. »Betrachten Sie das als Vorschuss. Ich weiß
     nicht, was Sie getrieben haben, aber bringen Sie Ihr Äußeres in Ordnung. Sie sehen beschissen aus.«
    Ich sah, wie Thorpe nach der Minibar griff; meine Existenz war schon vergessen, bevor seine Fingerspitzen den Whisky berührten.
     Lim schloss die Tür.
    Die Limousine wendete, bog in eine Seitenstraße ein und ließ Lim und mich stehen. Wir schauten auf das Geld, das zwischen
     uns auf der Straße lag. Nach einer Weile bückte Lim sich und hob es auf. »Betrachten Sie es als Ausgleich dafür, dass Sie
     seine Gesellschaft ertragen mussten«, sagte er und hielt es mir hin.
    Ich konnte nicht ablehnen. »Ihr Chef kommt mir ganz schön selbstsicher vor, in Anbetracht der Umstände.«
    »Er denkt, er hat schon Schlimmeres erlebt«, meinte Lim. »Mr Thorpe ist stolz darauf, dass er niemals vor einem Kampfdavonläuft. Es ist eine Regel, die ihm im Geschäft und im Leben gut gedient hat. Er sieht keinen Grund, sie zu ändern.«
    »Und Sie sind anderer Meinung.«
    Lim lächelte. Das gab mir ein unbehagliches Gefühl. »Ich werde nicht

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