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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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freigelassen?«
    »Vor einer Stunde.«
    »Herrgott, Benny, warum hast du es mir nicht gleich gesagt?«
    »Weil der diensttuende Stellvertretende Direktor mir eine Stunde lang den Arsch aufgerissen hat, deswegen. Man wollte wissen,
     was mich dazu gebracht hat, Pyke in Eisen zu legen. Keine Sorge, ich habe nichts verraten, aber ich bin verflucht tief in
     Ungnade gefallen. Ohne Zustimmung des diensttuenden Stellvertretenden Direktors kann ich noch nicht einmal das Gebäude verlassen.
     Falls du meine Hilfe brauchst   …«
    »Du hast dich heute schon genug für mich in die Schusslinie gebracht, Benny«, sagte ich. »Keine Sorge. Wenn ich das nächste
     Mal anrufe, habe ich etwas, um mich zu revanchieren.«
    »Viel Glück, du meschuggener Schweinehund«, sagte Benny und legte auf.
    Als wir über die Brücke fuhren, wurde mein Zustand schlimmer. Meine Beine zitterten, und ich schwitzte. In meinem Gehirn glühte
     etwas Grelles, das mich von innen aufheizte.
    Sanjivs Augen im Rückspiegel guckten grimmig. »Alles in Ordnung mit Ihnen da hinten?
    »Das Tränengas«, sagte ich und hustete, um glaubwürdig zu wirken.
    »Sie werden doch nicht etwa hier im Auto sterben?«
    Ich schüttelte den Kopf, sah aber, dass er in Panik geriet. »Es geht mir gut, fahren Sie mich einfach zu meinem Ziel.« Ich
     bekam die Worte kaum heraus und erschreckte ihn nur noch mehr.
    Er hielt an. »Steigen Sie aus. Ich berechne Ihnen nichts.«
    Ich nuschelte etwas über ein großes Trinkgeld.
    »Raus aus meinem Taxi«, schrie er.
    Als ich mich nicht rührte, setzte er sich selbst in Bewegung. Ich hörte, wie die Vordertür krachend zuschlug, und dann öffnete
     sich die Tür bei meinem Kopf. Hände packten mich und zerrten mich aufs Pflaster. Dann heulte ein Motor auf und Reifen quietschten.
     Ich blickte zum Himmel hinauf.
    Ich musste los. Der Gedanke kam mir in den Sinn, hatte aber keine sofortige Wirkung. Er belästigte mich wie eine Fliege, die
     man nicht sieht. Der Beweis, den ich brauchte, befand sich nur ein paar Straßenzüge entfernt. Jetzt war meine einzige Chance.
     Ich streckte tastend die Hände aus und stieß auf einen Müllkorb. Ich hielt mich daran fest und hievte mich auf die Beine.
    Mich an Laternenpfähle, Zäune, Straßenschilder und alles andere, wogegen ich taumelte, klammernd, schleppte ich mich weiter.
     Es war eher ein Klettern über die Straße als ein Gehen. Trotz des Nachrichtenlochs hatte sich die Neuigkeit rasch verbreitet.
     Die meisten Leute waren klug genug, zu Hause zubleiben. Ein paar entdeckten mich, wie ich mich an ihr Gartentor klammerte, und beobachteten mein Weitergehen mit Entsetzen.
     Sie blickten auf mein bleiches Gesicht und meinen sonderbaren Gang und sahen einen bösen Geist, der durch den Geruch von Blut
     auf die Straße gelockt worden war.
    Dann sah ich Pykes Haus. Ich weiß nicht, wie lange ich schon gegangen war. Die Häuser waren höher und schiefer, als ich sie
     in Erinnerung hatte. Sie beugten sich vor, um mich zu beobachten, und gaben Wetten ab, wie weit ich es schaffen würde. Die
     Vordertür von Pykes Haus war mit dem Rest des Gebäudes in die Höhe gewachsen und ragte über mir auf wie das Tor zur Hölle.
     Alle Zeugen hatten die Straße verlassen. Ich würde da reinkommen, auf welche Weise auch immer. Ich hatte keine Zeit für Spielchen,
     und meine schwarze Tasche war ohnehin nicht da. Ich warf mich mit der Schulter gegen die Tür und fiel einfach ins Haus.
    Ich war so erleichtert, endlich zu liegen, dass ich einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass die geöffnete Vordertür ein
     schlechtes Zeichen war. Es war keiner im Haus, oder zumindest hatte bisher keiner geschrien oder auf mich geschossen. Durch
     offene Türen sah ich Teakholz und feines Porzellan, doch das interessierte mich nicht. Oben lag das Büro, in dem George sein
     Ende gefunden hatte. Ich zerrte mich am Treppengeländer hoch und krabbelte nach oben, die Pistole in der Hand.
    Das Büro lag hinter der ersten Tür links, die halb offen stand. Ich blieb einen Moment lang lauschend auf der Schwelle stehen
     und schob die Tür dann mit meiner Pistole ganz auf. Zunächst konnte ich gar nicht glauben, was ich da sah: Das musste eine
     Einbildung sein, die ich meinen chaotisch feuernden Gehirnzellen oder einer Nebenwirkung des Tränengases zu verdanken hatte.
     Pyke lag hinter dem Schreibtisch auf dem Bauch, das Gesicht dem Fenster zugewandt. Hinter ihm inder Wand stand die Tür eines Safes offen, der durch ein Seestück

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