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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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ohne dass der Mann irgendetwas an
     ihm verdiente. Seit wir beschlossen hatten, Gottes Plan für den Mittleren Osten umzusetzen, war der Aktienkurs von Thorpe
     Industries raketengleich nach oben geschnellt. »Wussten Sie, dass Junior da sein würde?«
    »Nein, ich hatte ihn bis dahin noch nie gesehen. Er mochte mich.«
    Was für eine Überraschung. »Wie ist der Sohn?«
    Sie gab einen unverbindlichen Laut von sich. »Eitel, egozentrisch, reich. Er ist nicht wirklich böse, was mehr ist, als ich
     über viele der reichen Söhnchen sagen kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er seinen Vater in Verlegenheit bringt.«
    »Reiche Familien wissen, wohin sie ihre schwarzen Schafe schicken müssen, bevor sie Ärger machen«, sagte ich. »Wofür gibt
     es denn Europa?«
    »Dafür ist es schon zu spät«, gab sie zurück.
    Die Central Park Mall, in die der Literary Walk mündete, war den großen Boulevards Europas nachempfunden, ein schattiges Fleckchen,
     wo die Gutbetuchten zeigen konnten, was sie hatten. Die Amerikanischen Ulmen, die den Weg säumten, erinnerten mich immer an
     den Appell während der Grundausbildung, aber ich wusste nicht warum. Wenn ich zwischen den Bäumen ging, fühlte ich mich in
     der Rolle unseres Ausbilders, eines Mannes, so entsetzlich und unfehlbar wie Gott, und nicht in der des nervösen Rekruten,
     der ich einmal gewesen war.
    »Was meinen Sie damit, dass es schon zu spät ist?«
    »Er hat mir Ecstasy gegeben«, erklärte sie. »Das ist heutzutageschwer zu kriegen. Ich denke, er wollte mich beeindrucken.«
    »Wie viel?«
    »Nur ein paar Tabletten. Ich habe es mit einer versteckten Kamera aufgenommen. Das ist eine Standardvorgehensweise für alle
     Zeugen.«
    »Isaiah muss überglücklich gewesen sein«, sagte ich.
    »Er hat sich nie über schlechtes Urteilsvermögen gefreut.« Wieder diese Wut, die aus dem Nichts aufzusteigen schien. »Er sagte
     mir, ich solle dicht an Junior dranbleiben und weitere Anweisungen abwarten.«
    »Und?«
    »Danach habe ich Junior regelmäßig gesehen, aber nicht in den letzten Tagen.«
    So, wie sie mich ansah, war sie offensichtlich der Meinung, dass mir etwas entging. »Der Sohn eines bekannten Unternehmers
     ist also mit ein paar Tabletten erwischt worden. Selbst wenn man das neue Antidrogengesetz bedenkt, ist das keine große Sache
     für ein Kind reicher Leute. Die Eltern haben Möglichkeiten, so etwas in Ordnung zu bringen.«
    »Da kennen Sie Bruder Isaiah schlecht«, entgegnete sie. »Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Arbeit Sie zynisch gemacht hat,
     aber es gibt immer noch Menschen, die an das glauben, was sie sagen. Denken Sie etwa, er hat sich in Afrika zehn Jahre lang
     um die Kranken und die Sterbenden gekümmert, um seinen Lebenslauf aufzupolieren?«
    »Er hat sich nicht geziert, als man ihm einen Sitz im Rat angeboten hat.«
    »Den hat er nur unter der Bedingung angenommen, dass er freie Hand haben würde, in Amerika dasselbe zu tun wie zuvor in Afrika.
     Er war nie an Macht interessiert«, sagte sie. »Bruder Isaiah ist in diese Stadt gekommen, um Seelen zu retten.«
    »Und wenn diese Seelen nicht gerettet werden wollten?«
    »Sie mussten isoliert werden, bis sie ihre Fehler einsahen«, erwiderte sie. »Bruder Isaiah hat immer gesagt, dass Sünde ansteckend
     ist.«
    Die Paare, die auf den Bänken entlang des Weges saßen, sahen einander tief in die Augen, beschränkten sich aber in der Öffentlichkeit
     darauf, Händchen zu halten.
    »Wollen Sie etwa behaupten, dass Thorpe Bruder Isaiah hat ermorden lassen, um seinen Sohn zu schützen?«
    Sie nickte.
    Das klang nur in der Medien-Spiegelwelt der Ältesten plausibel, wo Gläubige mit Verfolgungs- und Angstfantasien gefüttert
     wurden. Diese Frau mochte einfach nur eine weitere Verrückte sein, die ihre Viertelstunde vor einer Kamera wollte. Ich kaufte
     ihr die Sache nicht ab. »Haben Sie irgendwelche Beweise?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber warum finden Sie das so schwer zu glauben?«
    »Thorpe ist ein Geschäftsmann. Einen der mächtigsten Männer des Landes zu töten, ist höchst riskant und verspricht keinen
     Profit«, sagte ich. »Dieses Land hier ist inzwischen ein sonderbarer Ort, aber wahnsinnig ist es noch nicht.«
    »Ich weiß, dass ich kein Recht habe, Sie zu bitten, mir zu vertrauen, aber das müssen Sie«, gab sie zurück. »Sie haben Bruder
     Isaiahs Stimme nicht gehört, nachdem er mein Zeugnis gegen Thorpe Junior gesehen hatte. Sie war distanziert und scharf, als
     bereite er sich

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