Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
Vom Netzwerk:
gehabt.
    »Nehmen wir einmal an, jemand tut, was ihr von ihm verlangt, und söhnt sich mit Jesus aus. Hat Bruder Isaiah so jemandem jemals
     vergeben?«
    »Aber natürlich«, antwortete Iris und ihre Erwiderung war wieder hitziger, als nötig gewesen wäre. Ich glaubte nicht, dass
     das nur daran lag, dass ich ihr Idol in Frage gestellt hatte. »Bruder Isaiah hat ebenso nachdrücklich an die Vergebung geglaubt
     wie an die Sünde.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass er irgendjemandem jemals auf dieselbe Weise vergeben hatte, wie er anklagte: im US-weit
     ausgestrahlten Fernsehen. Ich musste mit Iris arbeiten, und solange ihre bescheuerten Ideen meiner Arbeit nicht in die Quere
     kamen, gingen sie mich nichts an. Das Problem war nur, dass ich das, was ich in diesen Briefen gelesen hatte, nicht mehr aus
     dem Kopf bekam. Außerdem kehrte der Schmerz in meinen Muskeln heftig zurück; beginnend in den Knöcheln wanderte er nach oben.
     Die Kombination machte mich ungehalten und reizbar. »Aber Bruder Isaiahs Urteil ist trotzdem endgültig. Gibt es kein Recht
     auf Berufung? Die Menschen bekommen ihre Ankläger ja noch nicht einmal zu Gesicht.«
    »Das ist kein Gerichtshof. Wir gehorchen höheren Geboten als dem Gesetz«, sagte Iris. Die Antworten, die sie mir gab, waren
     auswendig gelernt, Teil eines Katechismus, der sich unabhängig vom Verstand in ihre Gedanken eingebrannt hatte. »Bruder Isaiah
     hat getan, was er konnte, damit die Leute begriffen, dass sie Sünder waren und er sie der einzigen Quelle der Gnade näher
     bringen konnte.«
    »Nur, dass die Strafe sie in der irdischen Welt trifft.« Zahlejetzt und werde später erlöst; für die Seele galt der schlechteste Abzahlungsplan für reservierte Ware der Welt.
    »Das ist eine Sache zwischen diesen Menschen und Gott.«
    Meine Muskeln taten teuflisch weh, aber sie funktionierten noch. Ich konzentrierte mich auf meinen Atem und versuchte, ruhig
     zu bleiben. Ich konnte keinen Krampf riskieren. »Stanleys Frau steckt mit in der Sache drin, ihre Familie, die Kinder der
     beiden und jeder auf dem Spielplatz, der sie beschimpfen möchte. Wer sagt denen denn, dass sie aufhören sollen, wer erzählt
     ihnen die gute Nachricht, dass Stanley sich gebessert hat?« Mein rechtes Bein zuckte. Iris schien auf den Kampf konzentriert,
     aber ich wusste, dass sie sich nicht dafür interessierte, wie der Blaue den Roten im Kreis herumführte und ihm jedes Mal eine
     scheuerte, wenn dessen Hand nach unten ging. »Isaiah war einfach nur ein weiterer wütender Mann, der den Leuten gerne Bescheid
     gestoßen hat, wenn sie im Unrecht waren. Er war immer bereit, den Teer zu erhitzen, die Federn zu sammeln und den Mob anzuführen,
     aber wenn die Konsequenzen sich zeigten, war er längst wieder weg.«
    Das Klatschen, mit dem Iris’ Handfläche mein Gesicht traf, ging in dem allgemeinen Gebrüll unter, das anhob, als der Rote
     zu Boden ging. Der Schmerz in meinen Beinen war so schlimm, dass ich nicht sofort aufspringen konnte. Sie war schon bei der
     Treppe, als ich von der Tribüne herunterstieg. Ich würde Iris vielleicht verlieren, wenn ich ihr jetzt nicht nachrannte. Andererseits
     schuldete nun zur Abwechslung einmal jemand mir Geld, und ich musste es abholen, wenn ich meinen Auftrag erledigen wollte.
    Bei den Buchmachern stand kaum jemand. Der größte Teil der Menge blieb auf der Tribüne und schrie den Mann in Rot an, der
     eine halbe Minute zu spät wieder auf die Beine kam. Ein paar beäugten die Haie bei der Theke und murmeltenetwas vor sich hin, vielleicht Zahlen oder Gebete. Der Buchmacher reichte mir meinen Gewinn in einem unordentlichen Stapel
     wunderschöner grüner Scheine. Als ich das Geld einsteckte, traf mein Blick zufällig den des Jungen in Blau. Er war erschöpft
     und schlimmer verletzt, als er während des Kampfes zu erkennen gegeben hatte. Man nannte die Boxer gerne moderne Gladiatoren
     und vergaß dabei, dass diese einander zum Vergnügen anderer abschlachteten. Der Junge war einfach nur eine weitere verzichtbare
     Masse aus Blut, Fleisch und Knochen, die zur Belustigung der Gelangweilten und Selbstzufriedenen wund geprügelt worden war.
     Was immer ich mir sagte, es ließ sich nicht leugnen, dass ich von seinem Schweiß und Schmerz profitierte. Während der Ringrichter
     den Arm des Jungen zur Siegesgeste hob, warf ich ihm einen sprechenden Blick zu. Ich beglückwünschte ihn damit. Und ich sagte
     ihm, dass es mir leidtat.
    Als ich mich nach oben

Weitere Kostenlose Bücher