Den ersten Stein
schmerzt mich noch immer, das zu sagen. Damals glaubte ich, die Afrikaner seien
durch die moderne Welt weniger verdorben. Sie hatten nicht unter unseren gottlosen Schulen gelitten und waren nicht dem Angriff
der Medien ausgesetzt gewesen. Der Kontinent hatte schlimme Probleme, aber die meisten waren materieller, nicht spiritueller
Natur. Ich glaubte, etwas bewirken zu können, das in dieser Welt und der nächsten von Bedeutung war.
Wir entschieden uns dafür, unsere Arbeit in Ghana zu beginnen, in einem kleinen Dorf am Schwarzen Volta. Wir verzeichneten
dort viele Erfolge. Wir bauten Schulen, bohrten Brunnen und gaben den Menschen einen Ort zum Beten. Die Dorfbewohner wurden
gesünder und glücklicher und kamen in wachsender Zahl zum Herrn. Die Hand der Vorsehung schien unsere Arbeit zu leiten.
Doch es gab noch immer einen Schatten, der über diesem Dorf und allen anderen Dörfern lag, die wir besuchten. Ich spreche
natürlich von Aids. Verheiratete Männer gingen fremd und steckten ihre Ehefrauen mit der Krankheit an. DieEhefrauen wurden schwanger und das unschuldige Leben, das sie zur Welt brachten, war von Anfang an für einen frühen Tod bestimmt.
Jeden Sonntag predigte ich gegen diese Sünden. Die Menschen kamen und hörten mir zu, doch jede Woche trafen mehr Kranke in
unserer kostenlosen Klinik ein. Der Lohn der Sünde erwartete sie nicht erst im nächsten Leben, sondern war überall zu sehen,
und doch beharrten die Menschen auf ihrem gefährlichen Tun.
Ich begann zu verzweifeln. Wenn ich diese Seelen nicht einmal angesichts der offenkundigen Gefahr vom Übel der Sünde überzeugen
konnte, was hatte es dann für einen Sinn, dass ich überhaupt da war? Jeden Tag wurden meine Zweifel stärker. Ich predigte
das Wort des Herrn immer seltener und konzentrierte mich auf humanitäre Bemühungen, deren positive Wirkung wenigstens sichtbar
war. Ich begann, am Sinn meines Lebens zu zweifeln und selbst an der Existenz Gottes.
›Der Herr geht geheimnisvolle Wege.‹ Das ist eine meiner liebsten Redensarten. Die Atheisten spotten über diese Worte und
betrachten sie als unsere Entschuldigung für all das Böse in der Welt. Sie verstehen nicht, dass sich anders nicht erklären
lässt, wie aus einer bösen Saat etwas Gutes wachsen kann. Die Saat, von der ich spreche, ist die Tragödie von Houston. Eine
ganze Stadt versank in Schutt und Asche, so wie die Rache unseres Herrn auf Sodom und Gomorrha niederging. Als die Nachricht
uns in Ghana erreichte, weinten wir um die Toten. Wir Amerikaner waren ein gottloses Volk geworden, aber trotz unserer Verdorbenheit
konnte ich nicht verstehen, womit wir einen solchen Zorn verdient hatten.
Dann hörte ich Adamsons Rede. Ich werde seine Worte hier nicht wiederholen, denn Sie sollten sie kennen. Von all unseren politischen
Führern verstand er als einziger, dass diese Untat unsere Chance war, als Nation neu anzufangen.Wir würden eine neue Stadt auf dem Hügel errichten, frei von all den Lastern, die unsere Kräfte schwächten und unsere Familien
zerstörten. Dieser traurige Tag war keine Strafe Gottes, sondern eine Flut von Tränen, um unsere Schlechtigkeit wegzuspülen.
Ich hatte meine Brüder und Schwestern ihrem Schicksal überlassen, und dieser entsetzliche Tag war nötig, um mir die Augen
zu öffnen. Ich fiel auf die Knie und flehte Gott an, mir die schreckliche Sünde zu verzeihen, die ich begangen hatte: die
Sünde des Zweifels.
Meine Brüder und Schwestern in Amerika baten um meine Hilfe, und ich reagierte auf ihren Ruf. Ich überließ unsere Arbeit in
Ghana den Händen fähiger Menschen und kehrte nach Hause zu einer gewandelten Nation zurück. Der Wunsch nach Erneuerung war
spürbar, liebe Brüder und Schwestern, in jedem Haus und an jeder Straßenecke. Millionen von Menschen kehrten zum Glauben zurück,
und die Regierung machte endlich Gesetze, die gut für das Volk waren.
Wenn es irgendetwas gibt, was Ihnen von dem heute Gesagten in Erinnerung bleiben soll, dann ist es Folgendes: Wir alle sind
Kinder Gottes, ganz egal, was wir getan haben. Jede Seele ist das Geschenk unseres Schöpfers, in welchem Körper sie sich auch
befinden mag. Wenn dein Bruder in Gefahr ist, musst du ihm deine Hand reichen. Wenn er fällt, musst du ihm aufhelfen. Wir
müssen mehr tun, als nur den Sünder zu lieben; wir müssen seine Seele vor seiner Natur retten. Liebe Brüder und Schwestern,
ich habe die Seelen dieser Nation einmal im
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