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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Suppenküche geholt, einen von ihnen zum Killer ausgebildet und den Anschlag auf Bruder Isaiah
     geplant. Ist das Ihre Art, großartige Männer zu ehren?«
    Pyke verströmte nichts als glühende Überzeugung aus jeder Pore. »Bruder Isaiah war ein großartiger Mann«, wiederholte er,
     »aber er hatte Unrecht.«
    »Und das war der Grund, aus dem er sterben musste, nicht wahr? ›Wer nicht tun kann, was der Herr befiehlt, muss weichen.‹
     Das sind Ihre eigenen Worte. Bruder Isaiah fehlte der Mut, zu tun, was der Herr befahl, und so wurde er zum Hindernis, das
     entfernt werden musste. Ich bin dahintergekommen, und so wurde auch ich zum Hindernis. Sie haben diese Trottel auf mich angesetzt,
     und die haben sechs unschuldige Menschen getötet. Darunter ein junges Mädchen.«
    »Ich hatte mit der gestrigen Untat nichts zu tun.« Er erhob sich ein wenig, bevor die Drohung in meinen Augen ihn wieder auf
     seinen Stuhl zurücksinken ließ. »Ich habe bereits für die Toten gebetet, auch für dieses arme Mädchen«, sagte Pyke, als reichte
     das, um die Angelegenheit als abgeschlossen zu betrachten. »Warum hätte ich zwei Killer auf Sie ansetzen sollen?«
    »Sie haben zwei Amateure losgeschickt, um mich zu entführen«, antwortete ich. »Echte Killer stehen da auf der Leiter des Bösen
     nur eine Stufe höher.«
    »Sie haben nicht genug Beweise, um mich anzuklagen.«
    »Sie und ich, wir wissen beide, dass das nicht der Punkt ist. Bruder Ezekiel und die Ältesten hatten noch nie besonders viel
     für geregelte Verfahren übrig.«
    Ich hatte ihn in der Zange und erschütterte den Kern seines Glaubens, die Überzeugung, die seit jenem Tag in den Appalachen
     in ihm gewachsen war und die ihm sagte, dass er mit den Engeln wandelte, wie auch immer die Umstände seinmochten. Anspannung und Angst sickerten aus seinem Körper und hinterließen einen Schleier der Resignation in seinem erschlafften
     Gesicht. Pyke hatte beschlossen, den Märtyrer zu spielen, ob diese Rolle ihm nun zustand oder nicht.
    »Ein Atheist wie Sie wird mir niemals ein Wort glauben. Erschießen Sie mich gleich oder liefern Sie mich White aus, das spielt
     keine Rolle«, erklärte Pyke. »Ich weiß, wohin ich nach meinem Tod gehe. Was habe ich von Ihnen und von White zu befürchten?
     Sie sind nur Menschen.« Pyke blickte auf seine gefesselten Hände hinunter und weigerte sich, noch etwas zu sagen.
    Ich führte ihn ins Schlafzimmer und kettete ihn an einen Heizkörper beim Bett. Ich setzte mich in einen Sessel, aber der Schlaf
     wollte nicht kommen. All die widersprüchlichen Einzelheiten dieses Falls machten mich ganz verrückt. Es war, als versuchte
     ich, zwei verschiedene Puzzles zusammenzusetzen. Jedes Mal, wenn ich ein vollständiges Bild zusammen hatte, waren noch Puzzleteilchen
     übrig.
    Pyke war ein Fanatiker. Er stritt die Sache mit Ernest und George nicht ab, beharrte aber auf seiner Unschuld, wo es um den
     Mord an Isaiah ging. Früher oder später hätte sein Eifer über seine Vorsicht und Intelligenz triumphieren sollen. Ich konnte
     ihn nicht von seiner Geschichte abbringen, und ich glaubte nicht, dass es daran lag, dass ich in einer unguten Lage steckte.
     Wenn Pyke wirklich überzeugt gewesen wäre, dass ein Mord an Bruder Isaiah nötig wäre, um Gottes Werk zu vollbringen, hätte
     er nicht damit gezögert und keine Rücksicht auf die Konsequenzen genommen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger Sinn
     hatte die Sache.
    Ich war noch nicht dazugekommen, mir die Predigt von Bruder Isaiah anzuhören, die Iris mir empfohlen hatte. Jetzt hatte ich
     gerade nichts Besseres zu tun und fand es außerdem albern, bei so etwas Trivialem ein Versprechen zu brechen.Mit meinem Handy ging ich auf die Website des
Kreuzzugs
. Das, was ich mir Iris zuliebe anhören sollte, war Teil eines viel längeren Vortrags.
    »Wir sind zu dem Teil meiner Geschichte gekommen, der auch ein Geständnis ist. Vor vielen Jahren verzweifelte ich an den Menschen
     dieser Nation. Atheismus, Feminismus und sexuelle Freizügigkeit beherrschten die Straßen der Nation und alle Sendekanäle,
     und weder die Kirche noch der Staat schienen fähig, das zu ändern. Ich sah Frauen, die sich wie Männer verhielten, Männer,
     die sich wie Kinder benahmen, und Kinder, die sich wie Huren kleideten. Ich streckte dem Meer der Sünde, das dieses Land überschwemmte,
     abwehrend die Arme entgegen, doch die Wellen wichen nicht zurück.
    Und so verließ ich das Land meiner Geburt. Es

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