Den Himmel auf Erden fuer Dich
Melinda bei mir bleiben? Ich brauche unbedingt eine Freundin bei mir.”
Der Arzt lächelte Melinda an, die auf der anderen Seite des Bettes stand. “Ja. Natürlich kann Ihre Freundin bei Ihnen bleiben.”
Der Wehenraum befand sich im zweiten Stock. In ihm befanden sich drei Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt waren. Auf dem Tisch an der Wand stand eine Vase mit einem Plastikblumenstrauß. Ein kleines Badezimmer war angeschlossen.
Melinda half Annie, sich zu waschen und in das Krankenhausnachthemd zu schlüpfen. Dann faltete sie Annies Kleidungsstücke und steckte sie in den Plastikbeutel, den die Krankenschwester ihr gegeben hatte. Da sie allein im Zimmer waren, brauchten sie den Vorhang nicht zuzuziehen. Annie hatte auch keine große Lust, die ganze Zeit im Bett zu liegen.
“Ich gehe lieber etwas herum. Im Stehen kann ich den Druck und die Wehen viel besser aushalten.”
So liefen die beiden also eine Weile durchs Zimmer und blieben nur stehen, wenn eine neue Wehe kam. Als Annie schließlich müde wurde, legte sie sich “auf das Bett. Melinda steckte ihr das Kopfkissen zurecht, setzte sich dann auf die Bettkante und hielt die Hand der jungen Frau.
“Oh, schau mich nur an”, sagte Annie, als Melinda ihr noch ein Kissen hinter den Rücken steckte. “In diesem schrecklichen grünen Ding, stöhnend und keuchend, komme ich mir tatsächlich wie eine Kuh vor.”
“Nun, ich kann dich beruhigen. Du siehst nicht wie eine aus.”
“Na, ja, das ist beruhigend, trotzdem mache ich mir Sorgen.
Das Baby sollte erst in drei Wochen kommen.”
Melinda drückte ihr die Hand. “Du hast gehört, was der Arzt gesagt hat. Du bist in der siebenunddreißigsten Woche, dein Baby ist fertig ausgebildet. Es muss noch nicht einmal mehr in ein Wärmebettchen. Es wird völlig gesund und normal sein.”
“Ich weiß ja, dass du Recht hast.” Annie seufzte. “Ich bin so dankbar, dass du geblieben bist. Ich habe hier in Los Angeles keine richtigen Freunde.”
Melinda drückte ihr erneut die Hand. “Ich werde so lange bleiben, wie du mich brauchst”, sagte sie spontan und wusste, dass das keine leere Floskel, sondern die Wahrheit war. Nichts würde ihr mehr Freude machen, als Annie beizustehen.
“Außerdem hast du Cole. Er ist ein wunderbarer Mann.”
Annies hübsches, leicht gerötetes Gesicht schien von innen zu leuchten, als sie lächelte. “Ja, das ist er. Nicht jeder hat so einen wundervollen großen Bruder.” Melinda musste überrascht ausgesehen haben, denn Annie begann zu kichern. “Ich wusste es. Dein Gesichtsausdruck verrät es mir. Du hast geglaubt, Cole wäre mein…”
Sie verstummte, als sie auf ihre Hand blickte, an der ein goldener Ring glitzerte. “Das ist nicht Coles Ring. Es ist Jimmys. Wir haben vor zwei Monaten geheiratet, eine Woche, nachdem ich achtzehn geworden war.”
Das reizende Kichern war verschwunden, und Annies Augen, die, wie Melinda es erst jetzt bemerkte, Coles so ähnlich waren, nahmen einen traurigen Ausdruck an.
“Jimmy und ich mussten gegen so viele Schwierigkeiten kämpfen. Sobald wir von meiner Schwangerschaft erfahren hatten, begann Jimmy in seinem Job noch eine zusätzliche Schicht zu übernehmen, damit wir genug Geld hatten, um alles bezahlen zu können. Ich arbeitete auch, aber dann wurde mein Bauch zu dick, und der Chef wollte mich nicht mehr weiterbeschäftigen. Weißt du, ein Baby zu bekommen ist nicht billig.”
Melinda nickte, und Annie fuhr fort: “Jimmy arbeitete so hart, aber selbst mit all den Überstunden bekam er nicht viel Geld. Und dann vor drei Wochen sagte sein Boss ihm plötzlich, dass er ihn nicht mehr brauchen würde. Einfach so, der arme Jimmy. Er ging ganz normal zur Arbeit und ihm wurde grundlos gekündigt. Das war einfach zu viel für ihn. Die Schwangerschaft, die Tatsache, dass er für mich sorgen musste, obwohl er nicht wusste, wie er selbst über die Runden kommen sollte. Nun, er … vor zwei Wochen ist er dann einfach gegangen.”
Melinda wurde von Mitgefühl überwältigt und musste die aufsteigenden Tränen hinunterschlucken. Die arme Annie.
Melinda selbst wusste nur zu gut, wie man sich fühlte, wenn man in der Liebe so enttäuscht wurde.
Annie seufzte. “Gott sei Dank ist dann Cole gekommen.
Gestern stand er einfach vor mir. Er war zwar nicht sehr glücklich, als er meinen dicken Bauch sah, aber ich glaube, ich kann damit leben, dass ich ihn enttäuscht habe. Ich wusste nicht, was ich ohne ihn gemacht hätte.”
Annie
Weitere Kostenlose Bücher