Den Himmel auf Erden fuer Dich
einmal Vater werden wollte.
Annie seufzte und schüttelte den Kopf. Dann stöhnte sie auf, als eine weitere Wehe einsetzte. Während Annie ihrer Freundin fast die Hand zerquetschte, half Melinda der jungen Frau, die Wehe zu veratmen.
“Vielleicht sollte ich mich doch wieder hinlegen”, erklärte Annie, nachdem sie auch diese Wehe überstanden hatte.
Kaum hatte Melinda ihr einige Kissen in den Rücken gesteckt, damit sie bequem lag, kam eine Krankenschwester herein, um Melinda zu untersuchen.
“Sie müssen sich noch ein wenig gedulden”, erklärte sie Annie mit einem freundlichen Lächeln und verschwand wieder.
Nach einer Weile betrat Cole das Zimmer. Er war so vital und gut aussehend, so vertrauenerweckend und fähig, dass sie plötzlich von dem Wunsch erfüllt war, sie könnte noch einmal so naiv wie Annie sein und an die Liebe auf den ersten Blick glauben. An eine Liebe, die so groß war, dass sie bereit wäre, dem Mann ihrer Träume überallhin zu folgen, in die gefährlichen Straßen von Los Angeles oder in ein Provinznest in Texas - eben dorthin, wohin ihre Liebe sie rief.
“Dein Gynäkologe wird bald kommen”, erklärte er Annie.
Dann setzte er sich Melinda gegenüber und hielt Annies freie Hand.
Stunden vergingen. Stunden, in denen Annie entweder durch das Zimmer lief oder auf dem Bett saß und an Eisstücken lutschte, die die Krankenschwester gebracht hatte. Melinda erschien es, als ob es auf dieser Welt nur noch sie vier gab -
Annie, Cole, Melinda und das Baby, das darauf wartete, geboren zu werden - nur hin und wieder kam eine Krankenschwester oder ein Arzt herein.
Zwischen den Wehen, die immer heftiger wurden, redeten sie ein wenig, und Melinda erfuhr, warum Cole so erstaunlich ruhig geblieben war, als Annies Fruchtblase platzte. Er war Tierarzt und hatte schon viele Kälber, Fohlen und Lämmer zur Welt gebracht, sogar ein paar Lamas.
“Aber niemals deine eigene Nichte oder deinen Neffen”, erinnerte Annie ihn.
“Das stimmt”, gab er ihr mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme Recht. “Und ich habe noch nie eine so hübsche Mutter wie dich gesehen, Annie.” Er schenkte seiner Schwester einen liebevollen Blick und sah dann zu Melinda hinüber. “Ich bin sehr froh, dass Sie geblieben sind.”
Und das war sie auch. So froh. Und so dankbar. Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, jetzt zu gehen. Nichts war wichtiger, als Annies Hand in ihrer zu spüren, das Gefühl zu haben, Teil von etwas Großem und Wundervollem zu sein. Dass sie helfen konnte. Dass sie gebraucht wurde.
Der demütigende Vorfall in Evelyn Eriksons geschmackloser Villa schien vor hundert Jahren geschehen zu sein. Nein, vor fünfhundert, vor tausend Jahren. Was dort passiert war, zählte nicht mehr.
Das hier zählte. Manchmal kam Melinda es so vor, als könnte sie das Herz von Annies Baby schlagen hören, während es sich seinen Weg hinaus in die Welt kämpfte.
Das Herz ihres eigenen Babys hatte nur zu schnell zu schlagen aufgehört. Aber dieses Baby … dieses Baby hier würde leben. Dieses Kind musste leben. Melinda wusste es einfach. Es sollte atmen, schreien, lachen, die Wärme und den Schutz spüren, die die Arme einer liebenden Mutter boten.
Während dieser Stunden, in denen die Zeit ihre Bedeutung verloren hatte, trafen sich immer wieder Coles und Melindas Blicke. Manchmal lächelte er, manchmal sah er sie einfach nur unverwandt an, den Blick offen und ehrlich, ein Mann, der wusste, was er wollte.
Schließlich wurde Annie in den Kreißsaal gebracht. Die werdende Mutter wollte, dass Melinda und Cole sie begleiteten, aber die Krankenschwester erklärte ihr, dass nur eine Person erlaubt sei. Also ging Cole mit hinein, und Melinda setzte sich in den kleinen Warteraum am Ende des Ganges.
Während sie auf der harten Bank saß, viel zu oft auf die Uhr schaute und Frauenjournale durchblätterte, musste sie wieder an die traurigen Tatsachen ihres eigenes Lebens denken. Ihr Wagen lag irgendwo verbeult an einer Straßenecke von Los Angeles, und sie hätte sich bereits um drei Uhr mit den abgewiesenen Dessous und dem Eingeständnis einer Niederlage im forever Eve bei Rudy zurückmelden sollen.
Zumindest sollte sie Rudy jetzt anrufen. Er war jetzt nicht mehr im Geschäft, aber sie könnte ihn über sein Handy erreichen. Aber sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, seine Nummer zu wählen. Sich mit Rudy auseinander zu setzen war das Letzte, worauf sie jetzt Lust hatte. Er würde bis morgen auf seine Ware und
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