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Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)

Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)

Titel: Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Frömmert
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14.05.2012 Montag
    Tag 24
    Astorga (E) – Ponteferrada (E)
    Die letzte Nacht war der Horror! Obwohl alle Fenster hier unter dem Dach weit geöffnet sind, steht die Luft und ich öle aus allen Poren. Über mir schnarcht jemand so heftig, dass ich selbst mit Oropax fast wahnsinnig werde. Weil ich die wenigen, die trotz dessen schlafen können, nicht aufwecken will, bleibt mir keine andere Wahl, als die, mit den Händen leicht gegen die obere Matratze zu drücken. Das bringt zunächst Erfolg. Es ist sofort leise. Dann geht es wieder los. Also presse ich wieder die Finger durch das Gitterrost gegen die Matratze. Ruhe. Aber wieder leider nur von kurzer Dauer.
    Dieses Spielchen wiederholt sich noch einige Male. Plötzlich und unvermittelt schlägt ein Kissen in mein Gesicht und der über mir liegende Pilgerbruder beklagt sich heftigst und lautstark darüber, dass ich ihn zu Unrecht nicht schlafen lasse. Ich verteidige mich, denn er war es, da bin ich mir ganz sicher. Im Wiederholungsfall, werden mir Schläge angedroht. Das kann ja lustig werden. Während dieser Auseinandersetzung sind von den anderen Pilgern zum Teil Gemurmel, Gekicher und „shut up!“ Rufe zu vernehmen.
    Dann kehrt wieder Ruhe ein. Als ich beinahe in den Schlaf komme, öffnet sich die Tür und eine weiße Gestalt mit weißen Haaren und weißem Bart betritt wortlos den Schlafsaal. Sie geht wenige Schritte weiter und bleibt neben meinem Bett aufrecht stehen. Ich atme flach. Was ist das für ein Idiot, denke ich zwar, aber irgendwie ist mir etwas flau im Magen. Jetzt könnte der von Oben das Kissen einsetzen, aber nichts passiert. Nach schier endlos erscheinenden Minuten, dreht sich die Gestalt um und geht wieder hinaus. Endlich.
    Dann klingelt irgendwo ein Handy. Nach einiger Zeit meldet sich das gleiche Gerät noch einmal und später erneut. Es reicht allmählich. Ich rufe verärgert: „Put it off“. Was heißt noch einmal auf Englisch, dass man etwas ausschalten soll? Keine Ahnung. Ich hab auch keinen Bock, mir um diese Uhrzeit darüber meinen Kopf zu zermartern. Es kehrt allmählich Ruhe im Schlafraum und auch in mir ein. Ist das hier heiß!
    Noch lange an das gerade Erlebte grübelnd schlafe ich irgendwann ein.
    Als ich aufwache, scheint es, als wenn es gar keine Nacht gegeben hätte. Oder eine, die eine Nachtschicht war. Ich bin total fertig.
    Die Fußpilger sind schon fast alle auf. In der Ecke ist ein junges italienisches Pärchen, das auch mit dem Rad unterwegs sind. Als sie zu uns rüber gucken, lachen sie sich kringelich. Sie waren wohl Ohrenzeuge unserer nächtlicher Auseinandersetzung. Als Timo sich aus seinem Schlafsack gepellt hat, fragt er mich, warum ich ihn nicht habe schlafen lassen. Meine Erklärungsversuche, dass er geschnarcht hat, wie ein kanadischer Holzfäller, werden von ihm abgewiegelt. Er konnte gar nicht schlafen meint er. Die Italiener biegen sich vor Lachen. Dann kommt das Thema auf die weiße Gestalt. Timo und Siggi haben sie auch gesehen. Timo hätte ihr am liebsten eins drüber gegeben, aber aufgestanden und gemacht hat er es auch nicht. Ich denke mal, die waren alle so „mutig“ wie ich. Die Italiener beteiligen sich auf Englisch an dem Gespräch. Wir sind uns einig, dass es der Herbergsvater war. Der Kölner. Der Lump.
    Als wir nach dem Waschen mit unserem Hab und Gut zu unseren Rädern gehen, kommt der Schuft uns entgegen. Wir tun so, als wenn nichts gewesen wäre. Siggi sagt ihm, dass seine Nackenmassage ein voller Erfolg war, obwohl er uns vorher genau das Gegenteil anvertraut hat. Meinen Freund kann ich so einem Scharlatan gegenüber nicht in die Pfanne hauen. Ich halte daher, auch wenn es schwer fällt, meine Klappe.
    Draußen warten wir die Räder. Die drei Spanier fahren direkt los. Die Italiener leihen sich von uns einen Lappen und einen Klecks Öl. Sarah und Carlos sind ähnlich platt wie wir und haben noch nicht so wirklich Lust zu reden. Sie sind auch schon früher fertig als wir und fahren los. Die beiden wollen auch nach Ponteferrada. Wir sehen uns. Ganz sicher.
    Endlich sind auch wir so weit und suchen im Ort den Weg. Nach anfänglichen Problemen finden wir die Muschelsymbole und direkt danach ein Café, wo wir zum Frühstücken einkehren. Die drei Spanier stärken sich hier ebenfalls. Mit einem herzlichen „Hola!“ begrüßen wir einander. Sie sind gut drauf und ulken herum. Ihre gute Laune ist ansteckend. Mit einem Kaffee und Brötchen im

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