Den Jakobsweg erfahren
Grenze. Dann geht es immer höher
und höher. Wie schon gestern, machen wir auch heute eine Verschnaufpause, wenn
nichts mehr geht. Wenn das Feld wieder bei einander ist und alle wieder
wegefähig sind, geht es weiter. So kommen wir um 11:45 Uhr am Ibanetapass in
1057 Meter Höhe an. Das Wetter ist hier oben gut. Anfänglich ist herrscht zwar
Nebel, der verzieht sich jedoch. Am Pass streunt eine deutsche Schäferhündin.
Die wird von uns mit etwas Brot versorgt. Dann werden noch einige Fotos gemacht
und kurz darauf geht es weiter. Die dort stehende Kapelle können wir leider nur
von außen bewundern, denn sie ist verschlossen.
Nun geht es abwechselnd hoch und
runter. Unterwegs spreche ich mit einer koreanischen Pilgergruppe. Wir kommen
nach einer längeren Abfahrt gerade wieder die nächste lange Anhöhe hoch
geschnauft, als ich auf ein irisches Ehepaar treffe, das mit einem Wohnmobil
unterwegs ist. Die machen an einer Spitzkehre nach dem Pass eine Pause. Das ist
die beste Art, so meinen sie, den Jakobsweg zu „machen“. Ich finde im Schweiße
meines Angesichts und trotz aller Strapazen, dass es zwar die bequemste aber
ganz sicher nicht die schönste Art ist, den Weg zu machen. Aus einem Auto
heraus sieht man nämlich viel weniger Details, als wenn man langsamer aber auch
beschwerlicher unterwegs ist.
Eigentlich hatten wir gedacht,
dass es nach dem Pass bis Pamlona nur noch bergrunter geht (das versprach
zumindest das Höhenprofil unserer Radkarte vom Jakobsweg). Das war wohl nichts.
In Arneguy, als wir gerade eine
Pause einlegen, rät uns ein Spanier unbedingt in Roncesvalles das Kloster zu
besichtigen. Da es ab jetzt nur noch bergab zu gehen scheint, wollen wir diesem
Rat folgen. In dem Moment, als wir weiter wollen, entdeckt Timo in seinem
Vorderreifen eine Heftzwecke. Das heißt also schnell wieder flicken und dann
weiter. So richtig aufregen lohnt nicht.
In Roncesvalles wird dann der
nächste Stop eingelegt. Scharen von Fuß-, Rad- und Motorradpilgern haben wohl
das Gleiche vor wie wir. Wir holen uns einen Stempel, sehen uns etwas um und
dann wollen wir weiter.
Bei einer weiteren Pause gönnen
wir uns zwei Kaffee Solo und einen con Leche (2 Espresso und einen Milchkaffee)
und radeln gemächlich weiter. Auf dem „richtigen“ Jakobsweg wollen wir es ja
ruhiger angehen, daher haben wir Zeit. Unser Weg führt uns schließlich an der
Castillo (Schloss) von Pamplona herunter in die Stadt. Pamplona ist weltbekannt
durch das Stiertreiben, das mitten durch die Stadt führt. Der Jakobsweg wird in
der Stadt durch Muschelsymbole, die im Pflaster eingelassen sind, angezeigt.
Verfahren geht nicht.
In der Stadt angekommen, suchen
wir eine Pilgerherberge (auch: refugio, albergue). Wir folgen der Beschreibung
unserer Fahrradkarte eines renommierten deutschen Verlages für
Outdooraktivitäten. In der Fußgängerzone fragen wir ein nettes Pärchen nach dem
Refugio, denn wir hätten eigentlich schon daran vorbei kommen müssen. Die junge
Frau erklärt auf englisch, dass das alte Refugio geschlossen sei und erklärt
uns den Weg zur neuen Herberge. Sie sagt uns den Straßennamen immer wieder, so
dass er sich in unserer Hirnrinde förmlich einfräst „Compania!“ (phon.
Companja), „Compania!“ Diese Straße soll, so erklärt sie, in der Nähe der
Kathedrale liegen. „Compania!“
Wir schieben unsere Stahlrösser
weiter durch die Gassen und unser Blick lenkt sich auf die Auslagen eines kleinen
Ladens. Drinnen ist eine Mitarbeiterin emsig damit beschäftigt,
Schinkenbaguettes zusammenzubauen. Im Schaufenster liegt schon ein riesiger
Berg davon. Die Brötchen lachen uns so nett an, dass wir nicht vorbei können.
Wenig später hat jeder von uns eines in seiner Hand und wir kauen genüsslich.
Dabei überlegen wir, wer sich über
die anderen Brötchen hermachen wird. Wir kommen zu dem Schluss, dass die
Nachfrage sicher da ist, wenn auch vielleicht erst am frühen Abend.
Dann geht es weiter. Wenig später können
wir über den Dächern die Kathedrale und dann auf der rechten Hand die „Calle de
la Compania“ sehen.
Wir erblicken ein Stück weiter
rechts eine riesige bronzene Jakobsmuschel über einem großen Tor aus Eiche.
Draußen steht „Albergue de Peregrino“ dran, also scheinen wir richtig zu sein.
Aber der Blick hinein will mir sagen, hier sind wir falsch. Es gibt eine große
Eingangshalle. Links hinter einer riesigen Glasfront ist die Rezeption und als
ich nach rechts sehe, liegt dort ebenfalls hinter einer
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