Den Jakobsweg erfahren
Kleinkind neben
ihm. Dann wendet er sich zu ihr und ich habe den Eindruck, als wenn sie etwas
nicht ganz so nettes zu hören bekommt. Daraufhin nimmt sie das kleine Tablett
mit der Rechnung und dann verschwinden beide nach drinnen.
Kurz darauf kommt sie wieder und
bringt uns die neue Rechnung. Wir sind froh, ihr nun auf den Cent genau das
Geld darauf legen zu können. Ihr Trinkgeld hätte sie von uns ganz sicher
bekommen. Aber nicht so. Und außerdem war unser Trinkgeld bei der überhöhten
Rechnung der Dänen schon dabei gewesen! So etwas hatten wir bislang noch nicht
erlebt. Ich erzähle Timo und Siggi auf dem Rückweg zur Herberge, dass ich mit
mir gerungen habe, die Rechnung zu beanstanden. Im Nachhinein bin ich froh, es
so gemacht zu haben. Als der Stein erst einmal ins Rollen kam, hätte ich zur
Not auch die Polizei gerufen, um unser Recht zu bekommen.
Dann legen wir uns schlafen.
76,8 gefahrene km, gesamt 1917,3
km
5:18 gefahrene Zeit, gesamt 111:16
Std.
14,7 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
07.05.2012
Montag
Tag 17
Pamplona (E) – Ayegui (E)
Heute werden wir ohne Wecker wach.
In der Herberge herrscht ab gefühlten 06:00 Uhr Aufbruchstimmung. Alle
Fußpilger scheinen sich gleichzeitig auf den Weg machen zu wollen. So sind wir
auch ziemlich früh unterwegs. Von den Pilgern in der Herberge jedoch sind wir
die letzten. In der Halle werden die Fahrräder aufgerödelt und los. Die nahe
gelegene Kathedrale ist leider geschlossen. So wird nichts aus der
Besichtigung. Wir fahren auf einem großzügig angelegten Radweg an einem Park
entlang aus der Stadt heraus.
Frühstück gibt es erst einmal
keins. In der kleinen Ortschaft Paternain entdecken wir einen winzigen
Lebensmittelladen. Hier bekommen wir alles, was wir brauchen. Marmelade, Käse,
Pan (Brot), Aufschnitt und natürlich antialkoholische Getränke für unterwegs.
An einer Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite machen wir es uns
gemütlich und stärken uns. Timo fragt, wie lange es noch dauert, bis wir zum
Weinbrunnen kommen. Bei der Vorbereitung auf den Camino habe ich den beiden
davon erzählt. Ich denke noch so, dass es sicher noch einige Tage bis dahin
braucht, sehe aber vorsichtshalber in die Karte. Zu meiner Verwunderung stelle
ich fest, dass uns die heutige Route wahrscheinlich genau bis zu Kloster
Irache, wo es den sagenumwobenen Weinbrunnen (fuente del Vino) gibt, führen
wird. Eine am Jakobsweg ansässige Bodega (Bodegas Irache) hat extra für die
vorbeikommenden Pilger einen Brunnen eingerichtet, an denen sie kostenlosen
Rebensaft zum sofortigen Verzehr zapfen können. Das soll das Highlight des heutigen
Tages werden.
Dann fahren wir ein kurzes Stück
zurück, denn wir haben in weiser Voraussicht die Strecke verlassen, um uns zu
verpflegen. Sonst hätte es sich auch wohl nicht mehr gelohnt ein Frühstück zu
besorgen, denn kurz nach der Weiterfahrt geht es ziemlich heftig berghoch.
Beim Durchfahren einer
Unterführung (es gibt über uns noch eine Straße) fragen uns Rennradler aus
Holland, die oben auf der Brücke sind, nach den Weg nach Puente la Reina. Ich
erkläre ihnen, dass es dahin in unsere Richtung geht. Nach einigen tiefen
Atemzügen sind wir wieder fit und radeln weiter. Mit den uns überholenden
Rennradfahrern liefern wir uns noch ein kleines Rennen, denn es geht bergab.
Die haben aber kein Gepäck dabei und so lassen wir sie schließlich ziehen.
Die Landschaft ist sehr schön, es
ist leicht hügelig und im Moment geht es vorwiegend bergab. Das Wetter hat sich
seit Tagen schon auf Sommer eingenordet. Schöner kann man kaum fahren.
In dem Ort Puente la Reina wird
alles besichtigt, was es gibt. Zuerst haben wir die Templerkirche von innen und
außen beäugt (innen alles aus Blattgold!), und dann in dem Kloster einen
Stempel geholt. Weiter geht es durch den schönen Ort. An einem Café bestellen
wir zu leckerem Gebäck, wie sonst üblich, 2 Café Americano (großer Espresso)
und einen con Leche (Milchkaffee). Wir treffen die Dänin von gestern Abend
wieder und kommen ins Gespräch. Wir erzählen ihr von unserer Rechnung in der
Gaststätte, und sie vertraut uns an, dass sie sich die strapaziöse Wegstrecke
über den Höhenzug erspart hat und mit dem Bus gefahren ist. Nun wartet sie auf
ihren Freund. Sie macht sich Sorgen um ihn, weil sie denkt, dass er sich
womöglich zu viel zugemutet hat. Den haben wir unterwegs leider nicht gesehen
und können ihr leider nicht helfen. Wir sprechen ihr Mut zu und
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