Den Jakobsweg erfahren
riesigen Glasfront… der
Fahrradstand. Also doch richtig?
Ich sammle die Pilgerausweise ein
und frage an der Rezeption vorsichtig nach einem Habitacion (Zimmer ;-)) für
drei. Die junge Señorita grinst und erklärt mir, dass es keine Zimmer, aber
sehr wohl drei Betten gibt. „Si, si, si“ erwidere ich und schon sind wir
handelseinig. 8 € pro Nase abgedrückt, die Räder im Fahrradstand untergestellt,
abgesattelt, Bettwäsche empfangen und dann um eine Ecke herum die Treppe rauf
zu unseren Betten.
Jetzt sieht es schon eher nach
einer Herberge aus. Zweigeschossig ziehen sich je rechts und links zwei Gänge
durch ein riesiges Gewölbe, dass ehemals eine Kathedrale gewesen zu sein
scheint. Leises Gemurmel, Schnarche und Gekicher ist zu hören. Wir bahnen uns
schwer beladen durch die Gänge, bis wir endlich unsere Betten finden. 6
Doppelbetten stehen eng nebeneinander in einer Nische. Dann folgt die nächste.
Insgesamt sind hier wohl 200 Betten aufgestellt. Wir sind im Obergeschoss. Vom
Gang aus kann man direkt vom eisernen Geländer nach unten in die anderen
Nischen sehen. Keine Privatsphäre. Aber egal. So wollten wir es ja haben. Und
richtig günstig ist es ja auch noch. Alles ist sauber und die Atmosphäre ist
schön. Jeder verhält sich ruhig und rücksichtsvoll. Die Taschen werden gemächlich
auf dem Bett, auf der Suche nach den Duschutensilien, ausgepackt und dann gehen
zunächst die ersten Beiden und danach der Andere unter die warme Brause. Wir
wollen unser Hab und Gut, um Diebstählen vorzubeugen, nicht außer Acht lassen.
Frisch geduscht und im Ausgehanzug
(T-Shirt und die Jeans, an die man sich schon in den letzten Wochen gewöhnt
hat) tippeln wir in die City. Die Wertsachen hat jeder am Mann.
Unsere scheinbar planlose
Exkursion führt uns direkt zum „Plaza de Castillo“ (Schlossplatz). Hier scheint
die Sonne und ganz Pamplona will sie bei Bier, Wein und anderen Leckereien
genießen. Das wollen wir auch. So gibt es einige Biere auf der Terrasse der
vielen Lokale.
Als wir nach etwas zu Essen
fragen, zeigt man nach drinnen. Also verlegen wir nach dort. Es ist schummerig.
An der Wand hängen historische Bilder von Hannover (Sprengel, Hanomag). Das
hätte ich hier nicht vermutet. Als wir noch einmal nach etwas Essbarem fragen,
schnalle ich, dass man drinnen die Tapas, die hier Pintxos bzw. Pinchos (phon.
Pinschos) heißen, auswählen kann. Warmes Essen gibt es erst später zu
bestellen. Also gehen wir, nachdem wir unsere Pinchos gewählt haben, wieder
nach draußen, um die Sonne zu genießen.
Zwei Dänen setzen sich zu uns. Es
ist ein älteres Pärchen. Ihr Freund, so die Dame, hat einen Herzinfarkt gehabt.
Er muss sich daher schonen. Er winkt ab und zwinkert mir zu. „Die Frauen, was
die immer haben“, sagen wir beide übereinstimmend auf englisch. Wir lassen noch
einige Biere durch unsere durstigen Kehlen laufen, bis endlich das Essen
bestellt werden kann. Nach dem Abendmahl wollen unser neuen Bekannten, die in
der gleichen Herberge wie wir untergekommen sind, dann aber „Heim“ gehen. Beim
Zahlen haben sie Stress mit einer jungen Kellnerin, die wohl 20€ zu viel
berechnet hat. Sie beschweren sich, können sich aber nicht durchsetzen. Letztlich
zahlen sie aber doch den geforderten Preis, verabschieden sich freundlich von
uns und gehen.
Ich denke noch so bei mir, dass es
noch lustig werden kann, denn wie viel Bier wir getrunken haben, verbunden mit
den vielen Standortwechseln innerhalb des Lokals, weiß von uns keiner mehr. Als
wir nach unserer Bitte „la cuenta por favor“ (die Rechnung bitte) einen Blick
auf diese werfen, stimmen die darauf notierten Preise nicht mit denen in der
Preisliste überein. Die Rechnung differiert auch bei uns etwa mit 20 € vom dem
korrekten Preis. Die junge Kellnerin sagt immer wieder nur „Terrassa“ und meint
damit, dass es einen Aufschlag für Terrassenbedienung gibt. Der ist aber auf
der Speisekarte als inklusiv angegeben. Daher verlange ich den Chef zu
sprechen.
Meinem Wunsch kommt die patzige
junge Dame mit Widerwillen zögernd nach. Als der Chef zu uns an den Tisch kommt
und mit einem großen „Taschenrechner“ die einzelnen Positionen zusammenrechnet,
will er uns zunächst zeigen, dass alles seine Richtigkeit hat. Als ich ihm dann
die Preise aus der Karte zeige, wechselt seine Gesichtsfarbe. Er rechnet noch
einmal mit den dort angegebenen Preisen und wir nicken zustimmend bei der
Summe. Währenddessen steht die junge Kellnerin trotzig wie ein
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