Den Jakobsweg erfahren
und Wein. Auf der Terrasse eines
leerstehenden Restaurants neben unserem Hotel nehmen wir unser Abendessen ein
und genießen die schönen Stunden. Der Platz ist zwar etwas unruhig, denn ein
hinter dem Hotel befindliches Bodybuilding Center ist zu dieser Zeit ziemlich
gut besucht, aber das stört uns nicht wirklich. Obwohl es schon deutlich nach
18:00 Uhr ist, zeigt das Thermometer immer noch mehr als 30 Grad. Ein älteres Ehepaar
setzt sich an einen Nachbartisch und isst auch zu Abend. Es ist richtig
gemütlich. Als unsere Mägen gefüllt und die Flaschen geleert sind, gehen wir
zurück ins Hotel und legen uns auf die Matte.
122 gefahrene km, gesamt 1741,4 km
6:19 gefahrene Zeit, gesamt 99:50
Std.
19,5 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
05.05.2012 Samstag
Tag 15
Dax (F) –
Saint-Jean-Pied-de-Port (F)
Die Nachtruhe wird durch den
Wecker wieder einmal um 06:45 Uhr beendet. Also raus aus den Federn. Dies
sollte das letzte Hotel für die nächste Zeit sein. Damit verbunden der Verzicht
auf Komfort aber auch deutlich geringere Kosten. Man kann eben nicht immer
alles haben.
Irgendwie bin ich heute gespannter
(kribbeliger) als an den anderen Tagen, denn wenn alles glatt läuft, sind wir
heute Abend in Saint-Jean-Pied-de-Port. Hier bündeln sich die französischen
Pilgerwege (der Weg wird „breiter“).
Nach dem Frühstück satteln wir und
fahren noch einmal zum Supermarkt, um uns für den Tag mit Getränken und
Essbarem einzudecken. Dann geht die Strecke quer durch den Ort. Auf dem
Marktplatz neben der Kirche steht ein kleines Karussel. In Gedenken an die
römischen Legionen, die hier einmal ihre Zelte aufgeschlagen hatten, steht ein
kleine Bronzestatue.
Einen Stempel gibt es in der
Kirche leider nicht. Wir haben es wenigstens versucht. Also fahren wir ohne
los. Direkt nach dem Stadtrand geht es über 3 Kilometer stetig und sehr steil
im Kriechgang bergan. Unsere Formation wird ziemlich weit auseinander gerissen.
Das gibt für die Voranfahrenden immer wieder Zeit zum verschnaufen.
Trotz aller Strapazen kann ich die
schöne Landschaft noch genießen. Es sieht fast so aus, als wenn man in Bayern
wäre. Es gibt sehr viele Fachwerkhäuser und deren Dächer sind in dieser Form
eher in Deutschland oder der Schweiz zu vermuten. Ab und an wird das an sich
schöne Wetter von heftigen Gewitterschauern unterbrochen. Zum Abwarten bietet
sich gelegentlich ein Dachüberstand an. Als wir von einer Nebenstrecke in
Richtung Hauptstraße fahren, fällt eine Hundemeute über uns her. Timo und Siggi
werden von ihnen verschont. Mich jedoch kreisen ein. Ich muss mich im Stehen
ständig mitdrehen, damit ich nicht von hinten von einem gebissen werde. Die
machen das, wie es scheint, nicht zum ersten Mal. Nach kurzer Zeit kommt der
Besitzer und entschuldigt sich für diesen Zwischenfall mit Handschlag bei mir
und weist seine Hunde verbal zurecht. Dann geht es weiter.
Die Ausläufer der Pyrenäen haben
es in sich. Wir fahren so lange unser Atem ausreicht und dann warten wir wieder
auf einander. Siggi zeigt sich als besonders ausdauernd. Wie Timo und ich
später erfahren, hat er 30 Gänge, während wir uns mit gerade einmal 27 begnügen
müssen. Da ist diese Leistung für uns natürlich erklärbar.
Die Pilgerdichte ist auf einmal
immens hoch geworden. Sehr häufig sehen wir nun große Gruppen von typischen
Fußpilgern mit Stock, Rucksack und Regenumhängen. Wir grüßen im Vorbeifahren
mit „Buen Camino“ und so schallt es zurück. Das wird in den nächsten Tagen
sicher noch zunehmen, denke ich bei mir.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir
Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Weg mündet an einem Stadttor in einen
Fußgängerbereich. Daher schieben wir. An Fahren ist auch gar nicht zu denken,
denn die Straße ist eine historische, die aus Feldsteinen besteht und zudem
geht es sehr steil hoch und herunter. Die Luft hier knistert. Es herrscht eine
freundliche und euphorische Stimmung. Es sind offensichtlich irre viele Pilger
im Ort. So stelle ich es mir am Fuße des Himalajas vor, wo sicher viele
Bergsteiger auf den nächsten Tag warten, um einen Gipfel zu besteigen.
In einer privaten Herberge ist
noch Platz für uns. 15€ mit Abendessen sind absolut passabel. Die Räder
schieben wir auf den Innenhof, von wo aus man einen sehr schönen Ausblick auf
die Pyrenäen hat. Im 2. Obergeschoss haben wir einen Raum für uns. Die Schuhe
bleiben auf dem Flur. Alle Gäste verhalten sich sehr ruhig. Einzig das Knarren
des Holzfußbodens verrät, wenn jemand
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