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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Frömmert
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rückblickend
unbegründet, weil das Einzige, was mir weh tut, mein Kopf ist.
    Mit Timo hab ich mich im Waschraum
wieder verbrüdert, keine Ahnung warum er ungehalten war. Ist auch egal,
Hauptsache wir vertragen uns. Die im Schlafsaal erscheinende Reinigungsdame
bittet uns höflich aber bestimmt zum Frühstück (venga, venga Peregrinos = auf
auf Pilger!).
    Nach dem Packen schlappen wir zum
Frühstück. So richtig schmeckt uns das nicht. Und das liegt nicht am Frühstück.
Die letzte Fußpilgerin kämpft auch mit ihrem Gepäck herum. Eine Banane lässt
sich nicht mehr in ihrem Rucksack unterbringen. Die schenkt sie uns, weil wir
ja viel mehr Platz haben. Wir versprechen ihr, dass wir sie an einen
Bedürftigen weitergeben. „Buen Camino“ – und dann ist sie verschwunden.
    Dann bepacken wir die Räder. Das
dauert heute erheblich länger als sonst. Die Taschen kippen ständig um, wollen
sich nicht am Gepäckträger befestigen lassen und so weiter und so weiter.
Irgendwann hat es schlussendlich doch geklappt und wir schieben nach draußen zu
„unserer“ Bank. Der Himmel ist heute Wolken behangen. Zum Glück keine Sonne.
    Auf der Bank setzten wir uns und
ich nehme den Logbuchnachtrag vor. Gestern Abend ging nichts mehr. Timo und
Siggi fragen immer wieder, was ich alles ins Tagebuch schreibe und drohen
Zensur an. Ich erinnere die Beiden daran, dass sie versprochen haben, auch
etwas zu schreiben. Nicht eine Silbe haben sie bisher notiert, nichts. Und mein
Tagebuch zensiert keiner, dass ist mal klar. Und lesen kann ich meine
verwaschene Handschrift selbst nur unter größter Mühe. Da haben die
Pilgerbrüder keine Chance.
    Um 08:30 Uhr ist Abfahrt. Der
Jakobsweg führt an unserer gestrigen Wirkungsstätte vorbei. Dort herrscht um
diese Uhrzeit schon regen Andrang. Uns zieht es aber weiter. Die Klosterkirche
von Irache übt auf uns nicht genügend Reiz aus. So bleibt sie unbesichtigt. Den
Stempel gibt es sowieso im Verwaltungsgebäude der Bodega. Es ist zum Glück
jemand anderes da als die Dame von gestern. Die hat sich bestimmt über uns
krank gelacht und kann daher heute nicht arbeiten.
    Wir holen uns dort auch noch einen
Pin als Andenken und treten dann in die Pedale. Heute hänge ich hinterher. Als
der nächste Ort in Sicht kommt, denken Timo und Siggi, dass es sich um die
Ortschaft Torres del Rio handelt. Dort, so hatten wir beschlossen, wollen wir
die Kirche besichtigen. Tatsächlich ist es aber Sansol. Es gibt eine kostenlose
Dorfrundfahrt. Mit einer rastenden Pilgerin kommen wir ins Gespräch. Woher –
Wohin – wieviel Kilometer heute. Sie hat schon 21 gewandert und wir erst 23
gefahren! Also „Buen Camino“ und schnell weiter.
    Heute sind sehr viele Pilger
unterwegs. Timo hält die Pilger, die wir am Horizont sehen, für Golfspieler.
Ich sehe in der Karte nach, aber da ist weit und breit kein Golfplatz. Es
müssen daher wohl doch Pilger sein.
    In Torres del Rio angekommen,
besichtigen wir tatsächlich die Kirche und holen uns da für heute unseren
Stempel. Den gibt es wieder einmal in der Souvenirecke. Die mollige Dame dort
erzählt auf spanisch, dass sie einen Großvater hat, der Deutscher ist. Das kann
ich verstehen. Als sie merkt, dass ich sie verstehe, erzählt, erzählt und erzählt
sie. Alles ohne lästig zu werden.
    Dann müssen wir weiter. In Viaritz
müssen wir unsere Barreserven am Bankautomaten auffüllen. Einer passt auf die
Räder auf und zwei sind am Automaten. Es „schleichen“ eigenartigen Typen herum,
so meinen wir. Neben der Bank wird ein Wochenmarkt abgehalten. Die Typen sind,
wie sich dann zu unserer Beruhigung herausstellt, Gemüseverkäufer, die nur
neugierig sind. Also Entwarnung auf der ganzen Linie.
    Wir stellen uns an einen Obststand
in die Schlange. Bis wir an der Reihe sind, dauert es ziemlich lange. Die
Kunden vor uns „palavern“ neben ihrer Bestellung ausgiebig mit dem Verkäufer.
    Als ich dran bin, habe ich
mittlerweile gelernt, was die Begriffe ein halbes Kilo (medio kilo), Erdbeeren
und Birnen auf spanisch heißen. 500 gr. Erdbeeren und 3 Birnen erfreuen unsere
Gaumen. Ein treppenartig geformter Kirchturm in der Nähe ist von Störchen
komplett in Beschlag genommen worden. Auf jedem Absatz befindet sich ein Nest.
Die gibt es hier reichlich. So wundern wir uns nicht, dass es bei uns zu Hause
keine zu sehen gibt.
    Der nächste Ort ist Logrono. Hier
führt uns der Weg im Zickzack einmal quer hindurch. Als wir den Parque de San
Miquel durchfahren, sehen wir eine Pilgergruppe

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