Den Jakobsweg erfahren
von jungen Frauen. Eine von
ihnen ist sichtlich angeschlagen und hängt den anderen deutlich hinterher. Das,
so denke ich, ist die Bedürftige, die die Banane von heute Morgen für die
Bewältigung des Tages braucht. Ich stoppe neben ihr und biete ihr sie an. Sie
lacht sich scheckig und will mir im Tausch dafür ihren Rucksack geben. Ich
lehne dankend ab, schlage aber vor, den im nächsten Ort an der Herberge
abzugeben. Das lehnt sie dankend ab. Die anderen aus ihrer Gruppe bekommen das
mit und im Nu ist die Stimmung so wie auf einer Party. Wir winken uns zu,
wünschen einander einen „Buen Camino!“ und dann fahren wir weiter. Das Mädel
hat ihren Tiefpunkt dank der Banane überwunden und wir haben eine gute Tat für
den heutigen Tag geleistet.
Die Fahrt geht an einem See und
einem Golfplatz, hier ist tatsächlich einer, vorbei. Als wir die
Schotterstrecke verlassen und in den nächsten Ort, Navarette, einbiegen, stelle
ich fest, dass mein Vorderrad entlüftet ist. Die Sonne brennt ziemlich heftig
und so beschließen wir, die erforderliche Reparatur im Schatten einer Halle durchzuführen.
Siggi und Timo fahren schon bis dahin vor. Mich begleitet ein Spanier, der
gerade seinen Hund ausführt. Er fragt mich auf Englisch, ob wir schon häufiger
Pannen hatten. Als ich ihm erzähle, dass dies die 11. ist, zeigt er sich
beeindruckt und geht dann, als wir die beiden anderen erreichen, einen „Buen
Camino“ wünschend, mit dem Hund weiter.
Das Rad ist noch nicht gänzlich
geflickt, da hält neben uns ein Auto. Es steigt der Spanier von eben aus,
schenkt uns für den Tag eine Flasche roten Rioja – Wein und verabschiedet sich.
Wir sind völlig überwältigt von dieser freundlichen Geste, bedanken uns und
wünschen ihm alles Gute. Die Reparatur wird noch schnell zu Ende geführt und
gucken uns danach fragend an. Wenn das kein Zeichen ist, was soll dann noch
passieren. Wir haben Durst, also die Becher aus den Taschen und plopp – ist die
Flasche dank des mitgeführten Flaschenöffners schon auf.
Der Wein ist lecker. Der 2. Becher
ist auch schnell geleert und dann kann man die Wirkung merken. Die Mundwinkel
reichen bei uns allen fast bis zu den Ohrläppchen. Ein schöner Tag. Wenn man
anderen hilft, so wird einem auch geholfen, steht, glaube ich, auch in der
Bibel. Und da sag noch einer, dass die nicht in die heutige Zeit passt.
Weiter geht es auf dem Jakobsweg
entlang der Autobahn. Die
heißt „Autovia del Camino de Santiago“. Als
wir im Schatten einer Brücke einen Moment vor der sengenden Hitze Schutz
suchen, fängt Siggi’s Hinterreifen sich einen Eisendorn ein (Panne Nr. 12).
Dieser Ort ist für die Reparatur nicht der Schlechteste. Nachdem wir den
defekten Schlauch gegen einen neuen gewechselt haben, sind wir wieder
unterwegs.
In der Ortschaft Najera soll
eigentlich für heute Schluss sein. Wir sind bereits in der Region Rioja, die
für ihre guten Rotweine bekannt ist.
Wikipedia, das Internetlexikon,
weiß über den Ort folgendes zu berichten: „Der Name kommt aus dem Arabischen
und bedeutet Ort zwischen den Felsen. Im 10. und 11. Jahrhundert war Nájera
zeitweise Sitz der Könige von Navarra. Bekannt ist Nájera heute noch durch ein
ehemaliges Benediktinerkloster, dessen Gründung auf ein Grottenwunder
zurückgeht, nach dem der König von Navarra García el de Nájera einen Jagdfalken
auf ein Rebhuhn losließ und beide später friedlich in einer kleinen Grotte zu
Füßen einer Marienstatue fand.“
In der Pilgerherberge ist alles
voll. Man schickt uns zurück über die Brücke. Dann sollen wir rechts abbiegen
und ein Stück entlang des Flusses Najerilla fahren. An der Flusspromenade sind
sehr viele Einheimische, die dass schöne Wetter und den Feierabend genießen.
Kinder lachen und spielen. Die Erwachsenen unterhalten sich, essen und trinken.
An der Straße Paseo de San Julian sehen wir ein Hostal (span.
familiengeführtes, kleines Hotel), das Hostal Hispano. Ich gehe hinein und
lande in einem Schankraum. Da ist aber niemand. Also rufe ich. Aber keiner
kommt. Dann öffne ich eine Tür, auf der „Privado“ steht und rufe noch einmal.
Wenig später kommt eine ältere Dame und sie erklärt mir, dass noch ein Raum für
drei frei ist, der 63 € kostet. Ich sage ihr, dass ich mich zunächst mit meinen
Pilgerbrüdern beraten muss. Als die den Preis hören, steht fest, dass wir hier
nicht bleiben. Ich gehe also noch einmal hinein, bedanke mich freundlich und
wünsche ihr einen schönen Tag. Dann geht’s
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