Den Jakobsweg erfahren
km
3:30 gefahrene Zeit, gesamt 136:35
Stunden
17,3 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
13.05.2012
Sonntag
Tag 23
Leon (E) – Astorga (E)
Morgens um 08:00 Uhr wache ich in
meinem Bettchen auf. Ich hatte schon einmal vorher die Augen kurz aufgeschlagen,
da war es zwar schon hell im Zimmer, aber alles schlief. Ich wollte keinen
Stress machen und habe mich einfach umgedreht.
Heute morgen sind wir ziemlich
entspannt. Wir reden erst einmal über das, was wir gestern so erlebt haben.
Dann meldet sich der Pilger über mir zu Wort. Er sei in der letzten Nacht aus
dem Bett gefallen. Davon habe ich aber nichts bemerkt, da bin ich mir ganz
sicher. Ich frage ihn, ob er verletzt sei und einen Arzt braucht, aber er
verneint. Ihm täten nur die Knochen weh, es würde schon gehen, meint er.
Als wir alles durchgesprochen
haben, wollen wir es mit dem neuen Tag aufnehmen. Er kann kommen, wir packen
das schon – ganz bestimmt.
Beim Betreten des Waschraums
stelle ich fest, dass meine Radlersachen noch da und trocken sind – herrlich.
Also schnell ein wenig Wasser ins Gesicht „gehauen“, mit der Zahnbürste einmal
durch den Mund, die Haare notdürftig gelegt, es kommt nicht so genau drauf an,
weil wir alle mit aufgesetztem Helm fahren. Dann geht es mit den Taschen in den
Fahrstuhl nach unten zu den Rädern.
Die stehen auch noch da, wo wir
sie abgestellt haben. Beim Beladen meines „Zossen“ stelle ich fest, dass er
vorne einen Platten hat. Wir zählen nicht mehr. Timo hält das Rad am Lenker
hoch, ich löse das Vorderrad und bekomme von Siggi schon einen Ersatzschlauch
gereicht. Mit einigen Pumpenhüben ist es bereit für die ersten Meter auf dem
Asphalt.
Auf bekannten Wegen geht es wieder
in die Stadt zur Kathedrale. Gestern stand sightseeing auf dem Programm, heute
holen wir uns dort einen Stempel für unsere Pilgerpässe. Am belebten Vorplatz
treffen wir auf die Brasilianerin. Sie erzählt, dass sie die Kathedrale
besichtigen möchte. Ich biete ihr an, dass wir zwischenzeitlich auf ihr Fahrrad
aufpassen. Dieses Angebot nimmt sie gerne an.
Wir sitzen in der Sonne und
genießen das bunte Treiben. Als unsere Schönheit wieder zurückkehrt, fragt sie
mich, ob ich ihr Rad mal ansehen könnte, es gäbe ein technisches Problem. Sie
meint, es würde klappern und sie sei sich darum nicht sicher, ob sie damit weiterfahren
könne. Vom reinen Ansehen des Rades kann ich jedoch nicht auf den Schaden
schließen. Sie bittet mich daher, eine Runde damit zu fahren. Ich schwinge mich
auf das Rad und habe damit so meine Probleme. Der Sattel ist für mich viel zu
tief eingestellt. Beim Trampeln berühren meine Knie fast den Lenker. So fahre
ich beinahe einen Touristen über. Ich höre im Tretlager ab und zu ein leises
„Knacken“. Das könnte das von ihr beschriebene Geräusch sein. Ich sage ihr,
dass es nichts ist, worum sie sich Sorgen machen müsse. Sie ist erleichtert und
wir verabschieden uns.
In einem Lokal frühstücken wir
unseren allmorgendlichen Standard. Dos café Americano, una con Leche y tres Croisanes por favor! Als wir das Heißgetränk und das Buttergebäck mit
Marmelade genießen, sehen wir, wie die Brasilianerin vorbeifährt. Der Jakobsweg
führt geradewegs an unserem Café entlang.
Etwas später sind auch wir wieder
auf dem Pfad. Der Weg ist zwar überall gut ausgewiesen, aber in den größeren
Städten besonders gut. Da sind mitunter auf dem Gehwegen alle paar hundert
Meter Muschelsymbole zu finden. Das Handynavi läuft nur zur Aufzeichnung der
eigenen Strecke.
Als wir an einer Kreuzung mit
roter Ampel warten müssen, rufen Leute hinter uns her. Wir drehen uns um und
erkennen unsere beiden spanischen Freunde Sarah und Carlos. Wir drehen und dann
begrüßen wir uns erst einmal ausgiebig. Woher kommt ihr, wohin geht es heute.
Als ich erzähle, dass wir wahrscheinlich in Astorga landen werden, hören wir,
dass sie ebenfalls dort hin fahren werden. Da sehen wir uns, dass ist sicher.
So verabschieden wir uns und wünschen einander einen schönen Weg.
Um 12:00 Uhr kehren wir in einem
kleinen Ort in einer Bar ein. Dort erfrischen sich zwei Frauen, die per Pedes
nach Sanitago unterwegs sind. Wir machen es uns an der Bar gemütlich und
trinken einige Tinto d. V.. Die Tochter des Hauses bedient. Sie verlangt 0,60 €
für ein Glas Tinto. Unglaublich. So lassen wir es uns richtig gut gehen. Als
mein Bauch kneift, suche ich die Toilette auf, um dem ein Ende zu machen. Kurz
vor mir war eine der Pilgerinnen dort. Ich
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