Den lass ich gleich an
Beinmuskulatur brannte höllisch.
Tommy konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Plötzlich hockte er sich neben Lulu, zog ihr Kinn zu sich und presste ihr einen feuchten Kuss auf den Mund.
»Bist ’ne Top-Schnecke«, raunte er ihr zu.
Lulu unterdrückte einen Schrei. Dann rannte sie los. Geduckt lief sie bis zu einer Kübelpalme, schlug einen Haken und versteckte sich hinter der nächstbesten Säule. Ein vorsichtiger Blick, mit dem sie sich vergewisserte, dass Alex in eine andere Richtung schaute, und schon umrundete sieauf allen vieren eine Sesselgruppe, bis sie außer Atem den rettenden Aufzug erreichte.
Dass einige Gäste ihr fassungslos hinterhersahen – egal. Blitzschnell sprang sie auf die Füße. Mit der geschlossenen Faust hämmerte sie auf den Aufzugsknopf.
Hatte sie nicht vor kurzem ganz ähnlich auf so ein Ding gehämmert? Stimmt, das war bei Mike gewesen. Und wieder schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass der Fahrstuhl genau jetzt kam.
Das Unglaubliche geschah – mit einem feinen »Pling« öffnete sich die Lifttür. Lulu stürzte in die Kabine. Aus dem Augenwinkel sah sie noch, wie Alex zur Rezeption schlenderte, wo eine versteinerte Gill ihre Sonnenbrille zusammenklappte.
Abgehetzt kam Lulu in ihrem Zimmer an und warf die Tür hinter sich zu. Das war knapp gewesen. Gefährlich knapp. Was hatte Alex in ihrem Hotel zu suchen? Lulu war heilfroh, dass sie sich mit ihrem korrekten Vornamen Marie-Luise eingetragen hatte. Nicht auszudenken, wenn Alex sie gefunden hätte, zusammen mit Lotte.
Als ihr Handy klingelte, hätte sie es am liebsten an die Wand geworfen. Es war natürlich Gill. Wütend drückte Lulu auf den kleinen grünen Hörer.
»Ja, bitte?«
»Kind, warum bist du so komisch weggerannt? Du machst dich ja zum Gespött der Leute!«
»Geschenkt.«
»Packst du schon?«
»Ich habe – einen Termin«, antwortete Lulu. »Können wir uns heute Abend in der Bar treffen? So um acht? Dann erkläre ich dir alles.«
Einen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung.
»Und was soll ich den ganzen Tag machen?«, fragte Gill schließlich.
»Sei nicht böse«, seufzte Lulu, »Ich wusste ja gestern noch nicht, dass du kommst. Deshalb habe ich mich verabredet.«
»Etwa mit einem – Mann?« Gills Stimme schien aus einer finsteren Gruft zu kommen.
Lulu fühlte sich außerstande, jetzt mit ihrer Mutter über Männer zu diskutieren, denn das wäre ein längeres Fachgespräch voller Ermahnungen geworden.
»Äh, nein«, antwortete sie. »Ich bin zwar volljährig und habe ein gewisses Recht darauf, mich mit Männern zu treffen, aber es ist was Berufliches. Schau dir die Insel an, lass dir die Nägel lackieren, lies ein gutes Buch, es wird dir schon etwas einfallen. Auch ein Seidenmalkurs wird sich auftreiben lassen.«
Sie sah aus dem Fenster zum Strand. Eine Karawane von Touristen war zu den Liegestühlen unterwegs, bepackt mit Handtüchern und Kühltaschen. Die Sonne schien, und der Himmel war so blau, als wollte er mit den knallbunten Postkarten wetteifern, die es unten in der Lobby zu kaufen gab.
»Wie du meinst. Allerdings hatte ich mir unseren ersten gemeinsamen Tag deutlich anders vorgestellt«, sagte Gill spitz und legte auf.
Während Lulu sich hüftwackelnd in ihren Bikini zwängte, der schon bessere Tage gesehen hatte, dachte sie fieberhaft nach. Die Dinge wuchsen ihr über den Kopf. Sie ertappte sich bei der Frage, was Sabrina jetzt wohl in Sachen Alex tun würde. Alle Karten auf den Tisch legen? Oder weiter Verstecken spielen? Es gab nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden.
Lulu fühlte sich grauenhaft, als sie Sabrina anrief. Wie ein Kind, das feststellt, dass es doch noch nicht Fahrrad ohne Stützräder fahren kann. Aber Sabrina war nun mal eine Spezialistin für Liebesangelegenheiten, und dieses wertvolle Wissen musste genutzt werden.
Sie ging jedoch nicht ans Telefon. Lulu sprach ihr einen Notruf auf die Mailbox: »Hallo Sabrina, ich habe den Mann meines Lebens kennengelernt, aber nichts von Lotte erzählt. Außerdem ist heute Morgen meine Mutter im Sunny Beach Club angereist. Ruf bitte zurück! Ich weiß nicht weiter!«
Sie rieb sich die Stirn. Hör deine Mailbox ab, Sabrina! Lass mich nicht im Stich!
Es klopfte an der Tür. Als Lulu sie öffnete, stapfte Lotte herein. »Oma ist stinksauer!«
»Habe ich mir schon gedacht«, ächzte Lulu und gab Lotte einen Kuss. »Fertig für den Club?«
»Ja, ich wollte nur noch meinen Delphin holen. Kannich einen
Weitere Kostenlose Bücher