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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Peinlichkeiten dar.
    Trotzdem verstand Lulu nicht ganz, was Alex mit dem ganzen Theater bezweckte. War er ein notorischer Fremdflirter wie Lottes Vater? Aber warum hatte er sich ausgerechnet solche Mühe mit einer Frau wie ihr gegeben, wenn er abends über Teenager herfiel? Weder seine zärtlichen Worte passten zu einem gewissenlosen Aufreißer noch die kostbare Rose. Sosehr sich Lulu auch den Kopf zerbrach, eine plausible Erklärung fiel ihr nicht ein.
    Das Pochen wurde lauter. Wer auch immer da klopfte, er hatte die Hartnäckigkeit eines Zeitschriftenvertreters, der Abos an der Haustür verkauft.
    »Mama, da ist jemand«, gähnte Lotte, die aufgewacht war. »Soll ich aufmachen?«
    »Ja, und ganz egal, wer es ist: Schick ihn weg!«, murmelte Lulu.
    Sie rieb sich die schmerzenden Augen. Die halbe Nacht hatte sie geweint, die andere Hälfte mit bohrenden Fragen verbracht, die riesige Löcher in ihrem ohnehin angeschlagenen Selbstbewusstsein hinterlassen hatten. Sie war todmüde.
    Schritte tapsten heran. »Hallo Lulu, ’tschuldige die frühe Störung, aber …«
    »Philipp!!«
    Mit einem Schlag war Lulu wach. Hellwach. Fassungslos betrachtete sie ihren Assistenten, der mit einer verlegenen Grimasse vor ihrem Bett stand. Er schien noch magerer als sonst zu sein. Das obligatorische weiße T-Shirt schlotterte wie eine Fahne bei Windstille an seinem dürren Leib.
    Die einzige Veränderung, die Lulu an ihm auffiel, war eine dickrandige Sonnenbrille, die er auf die Stirn geschoben hatte. Damit sah er aus wie Puck, die Stubenfliege.
    »Ich glaub’s einfach nicht!« Lulu setzte sich auf und zog die Decke bis ans Kinn. »Sag mir jetzt bitte einen guten Grund, warum du hier bist. Sonst schmeiße ich dich vom Balkon!«
    »Mama, machst du das wirklich?«, fragte Lotte und stellte sich schützend vor Philipp.
    Sie mochte den Jungen schon deshalb, weil er ihr manchmal Nintendospiele vererbte. Natürlich nur die gewaltfreien.
    »Mal sehen«, erwiderte Lulu. »Kommt drauf an, was er will.«
    Philipp trat von einem Fuß auf den anderen, wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hat. Nervös kaute er auf seinem Kaugummi herum.
    »Du wirst gleich explodieren«, begann er unsicher. »Aber ich sag’s dir trotzdem.«
    »Ja?« Lulu schob das Kinn vor. Sie ahnte, was kam, und schon jetzt spürte sie das Vorbeben eines Wutanfalls.
    Lauernd sah Philipp sich um. Als könnte hinter jedem Möbelstück ein Bodyguard versteckt sein, der sich auf ihn stürzen würde, sobald er den Mund aufmachte. Dann setzte er sich auf den Teppich und kreuzte die Beine. Lotte setzte sich vorsichtshalber neben ihn.
    »Ich hab ihm hundertmal gesagt, dass du nicht willst«, druckste er herum. »Ich hab ihm gesagt, dass du Urlaubhast. Und ich hab ihm auch gesagt, dass du nie wieder mit ihm arbeiten willst …«
    »Ich nehme an, du spricht von einer verabscheuungswürdigen Kreatur namens Mike«, unterbrach Lulu ihn.
    »Ja, aber hör mich erst mal an«, fuhr Philipp hastig fort. Er nestelte an seinem Haargummi herum und strich sich den Pferdeschwanz glatt.
    Lulu verdrehte die Augen. »Mike kann warten, bis es im Sommer schneit.« Sie ließ sich wieder in die Waagerechte fallen. »Basta.«
    Nun wurde Philipp deutlicher. »Seien wir mal ehrlich, Lulu: Du gehörst längst in die Bundesliga, spielst aber immer noch in kleinen Amateurvereinen. Verdammt, du bist eine Künstlerin! Mike ist ein Ekel auf Speed, stimmt. Aber er hat sich echt was ausgedacht …«
    Lulu fiel ihm ins Wort. »Weiß ich schon: Fünf-Sterne-Schuppen, doppeltes Honorar. Meine Antwort ist nein.«
    Entnervt stand sie auf, schlenderte zur Minibar und holte drei kleine Flaschen Orangensaft heraus. Sie trug noch das T-Shirt vom Abend zuvor, als sie ins Bett gefallen war wie ein nasser Sack. Mit zitternden Händen goss sie drei Gläser voll und reichte zwei davon Philipp und Lotte.
    »Schmeißt du Philipp jetzt vom Balkon?«, fragte Lotte.
    »Noch nicht, mein Goldkind«, antwortete Lulu beruhigend. »Also, Philipp, war’s das?«
    »Nicht ganz.« Wieder strich sich Philipp über seinen Pferdeschwanz. »Mike hat das Honorar mittlerweile verdreifacht.Aber das ist es nicht, was dich interessieren wird. Er will ein Buch mit dir machen. Einen echten Bildband. Genau das, wovon du immer geträumt hast.«
    Lulu wurde blass. »Wie bitte?«
    Philipp zeigte ein dünnes Lächeln. »Er hat Kontakt zu einem großen Verlag, und eine Ausstellung ist auch geplant. Du bekommst einen Vertrag, schwarz auf weiß. Die Auswahl

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