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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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kurz, dann hockte sie sich auf eine Bank und zog ihre Stilettos wieder an, die sie in ihre Krokotaschegesteckt hatte. »Überlass die Einzelheiten mir«, sagte sie ruhig. »Erst gehe ich zum Empfang und schaue mal nach, ob er sich dort herumtreibt. Tu nichts ohne mich!«
    Lulu sah aufgeregt ihrer Freundin hinterher, die beschwingt auf das Hotel zuschritt und hinter einer Glastür verschwand. Schon nach wenigen Minuten kam sie zurück.
    »Treffer«, sagte sie. »Dein Alex sitzt in der Lobby und telefoniert. Dann wollen wir doch mal sehen, wie er seine Abende verbringt. Komm mit!«
    Ein mit Terrakottaplatten gepflasterter Weg führte zur Poolbar, neben der eine kleine Band verführerische Melodien spielte. Zwei, drei Paare tanzten eng aneinandergeschmiegt. So, genau so, hatte Lulu es sich vorgestellt mit Alex. Das Ambiente. Die Musik. Die sanfte Abendbrise. Und sie beide.
    Die Aufregung ließ ihr Herz einen wilden Sambarhythmus klopfen. »Wenn das mal gutgeht«, wisperte sie.
    »Hauptsache, er lässt sich überhaupt hier draußen blicken. Hattest du nicht von einer Verabredung mit einem Klienten erzählt?«
    »Stimmt!« Lulu schlug sich vor die Stirn. »Das hatte ich komplett vergessen.«
    Sabrina legte einen Finger an die Lippen. »Weder umsonst noch vergebens. Sieh doch, ist das nicht dein Herzensverbrecher?«
    Lulu konnte nicht antworten. Der Anblick von Alex traf sie mit der Wucht eines Auffahrunfalls. Lässig kam er zur Poolbar geschlendert, eine Hand in der Hosentasche, dieandere am Handy, das er an sein Ohr presste. Ohne sich umzublicken, nahm er am Tresen Platz und winkte den Barmann heran. Selbst in dieser eleganten Umgebung fiel er auf.
    Was für ein Mann, dachte Lulu. Sein Gesicht aber war wie versteinert. Weder Freude noch Trauer malte sich darin. Es wirkte vollkommen ausdruckslos.
    »Hallo, bist du ansprechbar?«, fragte Sabrina, die ihrer Freundin einen kleinen Knuff mit dem Ellenbogen gab. »Ich würde mich dann mal in seine Richtung bewegen. Reg dich nicht auf, ich habe alles unter Kontrolle. Bleib besser unsichtbar. Und wenn dir irgendwas nicht geheuer ist, rufst du mich einfach an. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, wiederholte Lulu, immer noch gebannt von Alex’ Anblick. Wie einsam und in sich gekehrt er aussah. Und das alles war nur ihre Schuld. Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe. Wenn es so etwas wie Gerechtigkeit auf dieser Welt gab, würde Mike dafür in der Hölle schmoren.
    Eilig stöckelte Sabrina auf ihren Stilettos los und hielt geradewegs auf Alex zu. Gerade wollte sie sich auf den freien Hocker neben ihn setzen, als ein junges, sehr junges Mädchen ihr zuvorkam. Sie mochte kaum älter als achtzehn sein. Mit großem Hallo begrüßte sie Alex und küsste ihn auf die Wangen, was er lächelnd über sich ergehen ließ. Sprachlos stand Sabrina daneben.
    Lulu hatte sich hinter einem Baum versteckt, doch sie war nahe genug, um zu sehen, was passierte. Angeregtplauderte Alex mit dem Elfenwesen. Es war blutjung. Es war schlank. Und unfassbar hübsch. Das dunkle Haar war zu einer Hochfrisur aufgetürmt, ein roter Kussmund leuchtete in ihrem ebenmäßigen Gesicht, und hinter das rechte Ohr hatte sie sich eine Blume gesteckt.
    So fühlt es sich also an, wenn man in eine Schrottpresse fällt, dachte Lulu. Dann kippte sie in den nächstbesten Magnolienstrauch.

Kapitel 10
    Es war halb acht morgens, als ein beharrliches Pochen an Lulus Ohr drang. Sie sah kurz zur Uhr, drehte sich um und zog die Bettdecke über den Kopf. Geschlafen hatte sie überhaupt nicht. Jetzt hoffte sie auf ein paar Minuten Ruhe, wenigstens das.
    Das Pochen wurde lauter. Lulu ignorierte es. Nichts und niemand war es wert, diesen Morgen mit einem Frühstart noch unerträglicher zu machen. Und falls Tommy ihr einen Kaffee schickte, war ihr sogar das herzlich gleichgültig. Nichts würde sie wiederbeleben. Ob schlafend oder wach – sie befand sich im emotionalen Koma.
    Die Gardinen waren fest zugezogen. Nur durch einen schmalen Spalt schoben sich ein paar Sonnenstrahlen, die flirrende Muster auf den Teppichboden malten. Unbarmherzig kehrten die Bilder des vorhergehenden Abends zurück.
    Dass Alex sich mit einem jungen Mädchen traf, war die denkbar niederschmetterndste Entdeckung gewesen. Dass er seinen Job vorschützte, um diesen Flirt zu vertuschen, war nicht weniger demoralisierend. Dass aber Sabrina eigens angeflogen gekommen und auch noch Zeuge des Desasters geworden war, stellte einen neuen Rekord auf der Liste der

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