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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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guter Tänzer sei.« Seine Augen blitzten, als er Gill ansah. »Ich habe die Silberne Ehrennadel des Deutschen Tanzbundes!«
    Lulu wusste, dass solche Auszeichnungen genau nach Gills Geschmack waren. Du liebe Güte, sie himmelt ihn jaan!, stellte sie staunend fest. Ausgerechnet Fusselbart mit seinen Geschichten von Übelkeit und Erbrechen!
    Soweit Lulu wusste, hatte Gill keinen Lover gehabt, seit sie Witwe geworden war. Nur ihre verspannten Kulturzirkel. Lief da was?
    Sabrina trank ihr Glas aus. »Ich checke Alex durch, dann komme ich nach. Alles gut, Lulu?«
    »Bestens. Und ich schicke Philipp eine SMS, dass er Lotte ins Bett bringt. Sie hat eine Zimmerkarte. Gehen wir?«
    »Du nimmst uns wirklich mit?«, fragte Gill mit aufgerissenen Augen. »Du willst mit deiner eigenen Mutter tanzen gehen?«
    »Einmal ist immer das erste Mal!«, bekräftigte Lulu.
    Die Stranddisco bestand aus einem DJ, der auf einer gigantischen Soundanlage thronte, sowie aus einem Tresen, an dem Drinks im Akkord serviert wurden. Eine bunte Mischung von Gästen bewegte sich barfuß im Sand, aufgedrehte Teenager, junge Paare, sogar einige betagte Senioren hatten sich in die tanzende Menge gemischt.
    »Eins, zwei – hossa!«, feuerte der DJ die Tanzenden an. »Malle für alle! Partiiee!«
    Geschickt mixte er hämmernde Technosounds mit aufpeitschenden Schlagern. Lulu musste an ihren ersten Abend denken, als sie einsam auf dem Balkon gesessen und sich den Frust von der Seele geheult hatte. Das war erst drei Tage her, und wie viel war seitdem passiert!
    Dass sie sich jemals in die Stranddisco wagen würde, hätte sie nicht im Traum gedacht. Und dass sie ausgerechnetmit Gill und ihrem Verehrer feiern würde, war eine Wendung des Schicksals, die ihr genauso wenig in den Sinn gekommen wäre.
    Fusselbart stand geduldig in der Schlange vor dem Tresen, während Lulu und Gill im Licht der farbigen Scheinwerfer zu tanzen begannen. Lulu wollte weder an Mike noch an Alex denken, sie wollte nur Spaß haben. Im hohen Bogen schleuderte sie die Sandalen von sich und genoss den kühlen Sand unter ihren Fußsohlen.
    »Wie findest du ihn?«, rief Gill ihr durch die lärmende Musik hindurch zu.
    »Wen – Fusselbart?«, rief Lulu zurück.
    Gill lächelte wie ein Backfisch. »Er sieht nicht gerade aus wie Richard Gere, aber er hat seine Qualitäten!«
    »Und ist verheiratet!«, warnte Lulu.
    Im nächsten Moment tat es ihr schon wieder leid, dass sie Gill diesen Dämpfer verpasst hatte. Plötzlich sah ihre Mutter sehr unglücklich aus. Lulu hörte auf zu tanzen und nahm ihre Mutter in den Arm.
    »Ich wollte dir nicht den Spaß verderben«, beteuerte sie. »Vielleicht leben sie ja in Scheidung.«
    Doch Gill sah geknickt aus. »Du hast mal gesagt, dass die guten Männer alle schon vergeben sind. Jetzt verstehe ich, was du damit gemeint hast. Schade. Aber Herr Meyer und ich, wir könnten ja wenigstens Freunde werden, oder?«
    Na, seine Frau wird hellauf begeistert sein von dieser Freundschaft, dachte Lulu, behielt diesen Gedanken jedoch für sich. Es war das erste Mal, dass sie sich um dasLiebeslieben ihrer Mutter sorgte. Hatte nicht jede Frau einen Mann verdient, der sie ritterlich verehrte und sich um ihr Wohlergehen kümmerte?
    Was das betraf, war Fusselbart die Idealbesetzung. Gerade kam er mit den Getränken zurück, drei Margarita mit Schirmchen und Erdbeerdekoration. Sein Gesicht war von der Sonne gerötet, seine Augen glänzten. Es war kaum zu glauben, wie er sich verändert hatte. Zwar war er immer noch so spritzig wie ein Glas stilles Wasser und so erotisch wie eine Frikadelle, aber aus dem muffeligen Griesgram des ersten Morgens war ein aufmerksamer Verehrer geworden. Und auch Gill blühte in seiner Gegenwart auf wie eine Primel in der Frühlingssonne. Warum, verdammt, hatte Mr. Ypsilon schon eine Ehefrau? Lag ein Fluch auf der Familie Kleefeld? War es schlechtes Karma? In jedem Fall war es himmelschreiend ungerecht.
    Lulu nippte an ihrer Margherita, während sie aus dem Augenwinkel Gill und Fusselbart beobachtete. Im Grunde war sie hier überflüssig. Was auch immer Venus, die Liebesgöttin, an diesem Abend mit den beiden vorhatte, Lulu war dabei nicht vorgesehen.
    »Wisst ihr was? Ich bin total müde«, gab sie vor. »Ich gehe ins Bett. Habt einen schönen Abend!«
    Sie verabschiedete sich von der verdutzten Gill mit einem Kuss auf die Wange und nickte Fusselbart zu. Dann schlenderte sie zurück zum Hotel. Es war ein herrlicher Tag gewesen. Sie blieb stehen

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