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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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und sah aufs Meer hinaus. Das Geräusch der anrollenden Wellen hatte etwas Beruhigendes.Ein paar Sterne funkelten am Abendhimmel. Jetzt noch ein Schluck Wein auf dem Balkon, und der Tag war rund.
    Nein, der Tag hatte Ecken und Kanten. Eine Gänsehaut überlief sie. Unvermittelt packte sie die Sehnsucht nach Alex. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Er war kein Hallodri, und ganz sicher war er auch kein Heiratsschwindler. Sonst hätte er sich eine schmuckbehangene Lady im Designerbikini ausgesucht und nicht ausgerechnet sie.
    Doch sie hatte sich alles verbaut. Mindestens zwei Tage würde sie noch fotografieren müssen, und wenn sie danach wieder am Strand erschien, war Alex vielleicht schon abgereist.
    Plötzlich tippte ihr jemand auf den Rücken. »Hey, schöne Frau, so ganz allein am Strand?«
    Es war Tommy. Er trug eines seiner knallbunten Hawaiihemden, das blonde Haar hatte er zurückgegelt.
    »Feierabend?«, fragte sie.
    »Ja. Mit der Betonung auf Feiern«, grinste Tommy. »Fertig zum Beamen? Wir gehen jetzt zusammen in die Stranddisco!«
    »Neee«, wehrte Lulu ab. »Da komme ich gerade her. Ich bin reif fürs Bett.«
    Tommy sah ihr geradewegs in die Augen. »Blödsinn. Du bist reif für die Insel. Für die Partyinsel. Ich komme aus Schweden. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie öde Schweden ist? Und wie toll man hier abfeiern kann?«
    »Ist mir nicht entgangen. Trotzdem will ich ins Bett.«
    »Ach was, schlafen kannst du auch zu Hause. Ich kenne den DJ. Der spielt alles, was du willst.«
    Alles, was ich will? Eine vertraute Melodie fräste sich durch Lulus Hirn und erreichte in Sekundenschnelle ihr Sprachzentrum.
    »Auch Barry White?«, fragte sie elektrisiert.
    »Kenn ich zwar nicht, hat er aber bestimmt.«
    »You’re the First, the Last, My Everything?«
    Tommy verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Immer schön locker bleiben, Lady. Ich wollte nicht zum Standesamt mit dir. Nur tanzen.«
    Warum eigentlich nicht? In wenigen Tagen würde sie vierzig sein. Mit anderen Worten: uralt. Ein spätes Mädchen. Ein Auslaufmodell. Es gab vermutlich kein besseres Anti-Aging-Treatment, als mit einem Mann im Sand abzuhotten, der sich in der süßen Phase zwischen Pickel und Falten befand.
    »Gut, gut, ich bin dabei«, willigte Lulu ein.
    »Sag ich doch!«
    Hand in Hand liefen sie los, übermütig wie Kinder, die ihren Eltern entwischt waren. Der Alex-Blues war wie weggeblasen. Zur Abwechslung wollte Lulu jetzt einfach Spaß ohne Gefühle.
    Die Party am Strand näherte sich gerade dem Siedepunkt. Alles johlte und brüllte durcheinander, weil der DJ auf Mitsingschlager umgeschwenkt war. Er gehört zu mir wie der Name an der Tür, erschallte es aus Hunderten von Kehlen. Und ich weiß, er bleibt hier!
    Auch Lulu sang mit, obwohl es der komplett falsche Soundtrack war. An ihrer Tür würde auf immer und ewig der Name Kleefeld stehen. Es war kein Geheimnis, dass die Heiratsaussichten einer Vierzigjährigen so wahrscheinlich waren wie die Gefahr, mit einem Flugzeug abzustürzen. Nie vergess ich unsren ersten Tag, nana naaa na naaana. Für sie war der Zug abgefahren. Sie konnte nur noch den Schlusslichtern hinterhersehen. Na und?
    Etwas entfernt entdeckte sie Gill und Fusselbart, aber die bemerkten in dem Getümmel nicht, dass Lulu sich mit ihrem Schwedenhappen amüsierte. Und wie sie sich amüsierte! Tommy tanzte wild zuckend, als hätte man seine Füße an eine Steckdose angeschlossen. Sand wirbelte auf, seine Hände flogen durch die Luft. Es war absolut sehenswert.
    Wissend zwinkerte er ihr zu, dann kämpfte er sich zum DJ durch. Und nun erklangen auch schon die fetzigen Geigensounds, die Lulu über alles liebte. Sie warf verzückt die Arme hoch.
    »You’re the first, the last, my everything«, sang sie aus Leibeskräften. Es hörte sowieso niemand in dem Lärm.
    »Ist es das Richtige?«, fragte Tommy, der sich wie ein Aal durch die Tanzenden auf sie zuschlängelte.
    »Goldrichtig!«, rief Lulu und legte spontan die Arme um ihn.
    Ihre Glieder lockerten sich, ihre Bewegungen wurden geschmeidiger. Der leichte Wind, der vom Meer kam, kühlte ihre heiße Stirn, und ihr angeknackstes Herz klopfte wieder stark und kräftig.
    In diesem Moment kam Sabrina zurück. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass ihre Mission erfolglos gewesen war. Sie senkte den Daumen und schüttelte den Kopf. Kein Alex.
    Lulu war es egal. Total egal. »Barry-White-Alarm!«, schrie sie ihrer Freundin zu.
    Sie hatte es immer noch drauf. Das Powackeln, und

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