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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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sind so verwahrlost, dass wir manchmal erst putzen oder uns gleich nach anderen Räumlichkeiten umschauen müssen.« Das könne auch eine schöne Aula oder ein Gemeindesaal sein. »Oft kennen sich die Angehörigen vor Ort gut aus und haben sich schon einen würdigen Platz überlegt.« Ärgerlich sei bei städtischen Einrichtungen die oft fehlende Anerkennung anderer Lebensweisen und die entsprechende Dominanz christlicher Symbole. »Die meisten Menschen, die uns rufen, wünschen zwar eine christliche Trauerfeier, aber für Anders- oder Nichtgläubige ist es oft schwierig, Trauerorte ohne fest installierte Kreuze zu finden. Da bemühen wir uns dann, die Symbolik zu verhüllen.«
    Ajana Holz resümiert ihre Arbeit so: »Ich will andere begleiten auf ihrem Weg hinaus und dafür sorgen, dass der Weg frei und leicht zu begehen ist.«
    »Den Abschied frei gestalten« Ronald de Schutter, Thanatologe und Bestatter, Kaiserslautern
    Ronald de Schutter hatte 1986 gerade mit dem Studium der Betriebswirtschaft begonnen, als sein Vater starb. Da die Familie seit Generationen im Bestattungsgewerbe tätig war, hieß das für den 19 -Jährigen, Studium abbrechen und in die Firma einsteigen. Später studierte er nebenbei noch Psychologie und Philosophie und machte als einer der ersten in Deutschland eine Ausbildung zum Thanatologen (Todeskundler). Viel habe er in den ersten Jahren von den Amerikanern im Truppenstützpunkt Rammstein gelernt, erzählt de Schutter. Dort würden tote Soldaten so wiederhergestellt und einbalsamiert, dass sie auch nach dem Flug in die USA noch von ihren Angehörigen angeschaut und verabschiedet werden könnten. »Ich war fas-ziniert von den Möglichkeiten dieses Herrichtens und bildete mich in England, Belgien und Frankreich weiter. Bestatten konnte ich ja inzwischen, aber es gibt ja so viel mehr, was man im Umgang mit einer Leiche wissen sollte.«
    Viele, die mit Sterbenden und Toten umgingen, hätten leider wenig Ahnung davon, am ehesten verstünden seiner Erfahrung nach Krankenschwestern oder Altenpfleger aus dem ehema-ligen Ostblock und der DDR etwas von dieser Arbeit. »Wenn ich in ein Krankenhaus oder Heim gerufen werde, heißt es oft, das hat die Schwester schon mitgemacht. Wenn der Tote schon angekleidet wurde, müssen wir ihn in unseren Räumen oft wieder ausziehen. Man muss einfach wissen, dass der Körper des Menschen noch nicht tot ist. Das ist eine biochemische Fabrik, die Gase produziert, in der es gärt. Die Schließmuskel entspannen sich, der Körper entleert sich.«
    De Schutter empfiehlt Laien zur Erstversorgung, den Kopf des Toten höher zu betten, damit nicht zu viel Blut hineinläuft. Dann könne man ihm eine Schicht Tücher oder eine Windel umlegen, ihm ein leichtes Hemd anziehen und ihn mit einem Laken zudecken. »Der Körper muss abkühlen können. Deshalb ist es ganz falsch, den Verstorbenen mit einer dicken Decke einzuhüllen, damit er nicht friert, wie es oft heißt. Der Körper kühlt ohnehin nur ein Grad pro Stunde ab.«
    Erfahrene Bestatter hätten einen Blick für die Toten, schauten den Körper an, fragten, woran der Mensch gestorben sei, welche Medikamente er bekommen habe. »Früher sind die Menschen dahingesiecht, heute werden sie künstlich ernährt, sind voller Medikamente und Wasser, wenn sie sterben. Das macht einen völlig anderen Umgang mit den Toten notwendig. Der Prozess ist je nach Vorgeschichte bei jedem Menschen anders. Manche verwesen innerhalb von Stunden, die Haut wird grün und blau und löst sich bereits ab. Andere verändern sich zunächst kaum, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, dann weiß ich, jetzt ist es wirklich nur noch ein Leichnam.« Je nach Zustand könne die Versorgung nur in den Räumen des Bestatters oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen, »dann brauchen wir viel fließendes Wasser«.
    Dennoch ist de Schutter, der auch als Trauerredner arbeitet, ein Verfechter der offenen Aufbahrung zu Hause. Er gehört zum kleinen Kreis von Bestattern, die schon auf ihrer Homepage darauf hinweisen, dass man einen Verstorbenen mindestens 36 Stunden zu Hause aufbahren kann. »Ich sage den Leuten immer, lassen Sie es uns versuchen. Das kann man ja ganz flexibel gestalten. Meine Erfahrung ist, dass ich dann schon angerufen werde, wenn es Probleme gibt, wenn Veränderun-gen auftreten oder Gerüche zu stark werden. Dann überführe ich den Toten in unsere Trauerräume. Dort können sich die Angehörigen später immer noch in Ruhe von ihrem Verstorbenen

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